Schumi, der Anhalter
In Malaysia wird dem Rekord-Weltmeister eine Radmutter zum Verhängnis. Nach drei erfolglosen Rennen im Silberpfeil stellt sich die Frage:Wird das Comeback für Schumacher zum Flop?
SEPANG Die Rolle kennt er ja mittlerweile. Also: Helm ab, Kappe auf, Lächeln einschalten. Und dann souverän den nächsten Tiefschlag erklären. „Für mich ist das absolut schade. Aber diese Dinge gehören zum Motorsport“, sagte Michael Schumacher am Sonntag in Malaysia. Das Rennen lief noch, als er das sagte; eine Radmutter hatte sich selbstständig gemacht, Schumacher war, während Sebastian Vettel zum Sieg fuhr und sein Teamkollege Nico Rosberg trotz Durchfalls mit Platz drei den Silberpfeilen den ersten Podiumsplatz seit 1955 sicherte, nach nur zehn Runden ausgeschieden und als Anhalter mit einem Motorroller zurück in die Boxengasse gefahren.
Doch auch am Sonntag versuchte er, alle Zweifel einfach wegzulächeln. „Man kann sich über den Ausfall ärgern oder sagen: Das ist Teils des Spiels“, meinte er, „ehrlich gesagt, bin ich selbst voll im Plan. Nur das Auto ist es noch nicht ganz.“
Schumacher glaubt an sich und seine Stärke. Die AZ analysiert, ob er dieses Jahr wirklich noch die Wende schaffen kann – oder ob er scheitert:
SCHUMI SCHAFFT DIE WENDE
Seine Erfahrung: Schumacher mag zwar 91 seiner 253 Rennen gewonnen haben, aber es ist nicht das erste Mal, dass er eine lange Durststrecke ohne Sieg überstehen muss: 1996, nach seinen ersten zwei Titeln und seinem Wechsel von Benetton zu Ferrari, fuhr Schumacher lange hinterher. Die Scuderia hatte ihm eine ziemlich lahme Ente hingestellt. Erst das siebte Saisonrennen im total verregneten Spanien konnte Schumacher gewinnen, danach folgten in der Saison noch zwei weitere Siege. Bis zu seinem ersten Titel mit Ferrari sollte es aber bis 2000 dauern. Dass Schumacher während der Pause nicht langsamer geworden ist, glaubt auch Lewis Hamilton. „Für mich macht Michael das fantastisch und er wird sich in den nächsten Rennen – also in kürzester Zeit – noch massiv steigern“, sagte er. Keiner hätte erwarten dürfen, dass Schumacher auf Anhieb der Konkurrent davon fahren könnte.
Der Silberpfeil müsste bald besser werden: Bis zum Europaauftakt in Barcelona am 9. Mai will Teamchef Ross Brawn den Silberpfeil signifikant verbessern. Bis dahin sollte auch Mercedes das von McLaren erfundene Schnorchel-Schacht-System haben, das die Boliden auf der Geraden schneller macht. Mut sollte Schumacher außerdem machen, dass Mercedes von den Spitzenteams schon jetzt den größten Leistungssprung gemacht hat. „Wir steigern uns Schritt für Schritt“, findet Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.
SCHUMACHER KANN DIE SAISON ABHAKEN
Die Konkurrenz zieht schon davon: Sechster, Zehnter, Ausfall – die ersten drei Rennen liefen ernüchternd. Und während Schumacher noch nach den Gründen für sein Hinterherfahren fahndet, setzen sich die Rivalen ab. Schumis Teamkollege Nico Rosberg schafft es ja schon jetzt, das Optimale aus dem Silberpfeil herauszuholen und befindet sich in Schlagdistanz zur Spitze. Sebastian Vettel, Fernando Alonso und auch Lewis Hamilton scheinen derzeit ohnehin in einer ganz eigenen Liga zu fahren.
Die Formel 1 ist nicht mehr die Schumi-Serie: Es gibt unter der Saison keine Tests mehr und nur noch einen Reifenhersteller, die Fahrer können die Autos während der Saison kaum mehr verbessern: Die Formel 1 ist eine gänzlich andere als jene, die Schumi 2006 verließ. „Michael findet heute nicht mehr die Bedingungen vor wie zu seiner Ferrari-Zeit. Da konnte er mit seiner Klasse alle diese Vorteile für sich nutzen“, sagt Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost. Die Zeiten des Dominators Schumacher scheinen vorbei.
F. Cataldo