Schumachers Ärger
In Monte Carlo gelingt dem Altstar (41) das beste Überholmanöver des Rennens. Trotzdem wird er nur Sechster – auch weil er tags zuvor behindert wurde: von Rosberg und dem eigenen Rennstall.
MONTE CARLO Immerhin, am Sonntag beim Rennen in Monaco besiegte Michael Schumacher seinen Mercedes-Kollegen Nico Rosberg. Zum zweiten Mal hintereinander landete der Rekordweltmeister vor seinem Teamkollegen.
Ein Triumph wars freilich nicht: Schumacher und Rosberg überquerten beim Rennen im Fürstentum, das Mark Webber vor seinem Teamkollegen Sebastian Vettel gewann, als Sechster und Achter.
Und obwohl Schumacher für das spektakulärste Überholmanöver des Rennens sorgte, als er in der Schlusskurve Fernando Alonso im Ferrari übertölpelte und an seinem Nachfolger bei der Scuderia vorbeizog, konnte Schumacher dem Rennen nicht viel abgewinnen. Zu tief saß noch der Frust vom Vortag, als die Silberpfeil-Mechaniker und -ingenieure das Rennen schon in der Qualifikation quasi weggeschmissen hatten und so fast für den ersten Sternenkrach sorgten.
Im letzten Qualifikationsabschnitt hatte sich Schumacher auf seiner schnellen Runde von Rosberg behindert gefühlt. „Ich muss sagen, aus meiner Sicht sind alle unsere Kollegen heute sehr fair gefahren. Das einzige Auto, das mich behindert hat, war das meines Teamkollegen. Das war nicht sehr passend“, sagte Schumacher. Zynisch klang das, bissig, böse, auch streitsuchend.
Die Situation war heikel, es drohte der erste handfeste Zoff zwischen den Teamkollegen. Ein Streit, der von vielen sowieso schon lange erwartet worden war. „Zutiefst verärgert“ sei Schumacher gewesen, bestätigte auch Teamchef Ross Brawn. Man musste das Schlimmste befürchten, früher war so ein verärgerter Schumacher ja zu allem fähig.
Am Samstag aber behielt er doch die Contenance des Elder Statesmen, die ihn seit seit seiner Rückkehr auszeichnet. Auch weil Rosberg sich beim Rekordmeister entschuldigte. „Es tut mir leid, ich habe selbst gemerkt, dass das nicht okay war“, sagte Rosberg. Schumacher akzeptierte die Entschuldigung.
Schuld am Malheur war allerdings nicht Rosberg, sondern vielmehr wieder mal ein technisches Problem – und ein Fehler des Kommandostands – gewesen. Wegen eines klemmenden Reifenhebers war Rosberg 30 Sekunden später als geplant auf die Strecke geschickt worden. Dabei übersahen die Ingenieure allerdings, dass Rosberg direkt vor Schumacher wieder auf die Piste kommen würde.
Brawn brachte es, etwas vulgär, auf den Punkt: „We cocked up“, sagte er, auf deutsch: „Wir haben es verk...t.“
Und das zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Das ganze Wochenende über war schließlich nicht zu übersehen gewesen, wie sehr Schumacher sich nach Erfolg sehnt. Der 41-Jährige hatte sich kämpferisch gegeben wie zu besten Zeiten, hatte sich mit englischen Reportern angelegt, sich darüber gefreut, dass sein Auto endlich einigermaßen funktionierte. Gestern überraschte er dann alle mit seinem furchtlosen und spektakulären Überholmanöver in der Rascasse. Schumacher ist eindeutig im Aufwind. Eine nicht optimal funktionierende Boxencrew kann er da nicht gebrauchen. fil