Schumacher: Nur gucken, nicht einsteigen

Mag ja sein, dass sich Michael Schumacher noch immer ein Formel-1-Comeback wünscht. Aber mit der Alonso-Verpflichtung ist das bei Ferrari unmöglich geworden: Es ist kein Platz mehr frei.
von  Abendzeitung
egehrter Arbeitsplatz, so ein Ferrari. Im kommenden Jahr hat der Rennstall sieben Fahrerkandidaten – für nur zwei Autos.
egehrter Arbeitsplatz, so ein Ferrari. Im kommenden Jahr hat der Rennstall sieben Fahrerkandidaten – für nur zwei Autos. © Bongarts/Getty Images

Mag ja sein, dass sich Michael Schumacher noch immer ein Formel-1-Comeback wünscht. Aber mit der Alonso-Verpflichtung ist das bei Ferrari unmöglich geworden: Es ist kein Platz mehr frei.

MONZA Sie könnten ums Cockpit würfeln. Aber selbst dann würde immer noch einer durchs Raster fallen. Einen Würfel mit sieben Seiten gibt es ja nicht. Genau so viele Fahrer stehen aber bald wohl bei Ferrari unter Vertrag.

Am Donnerstag stellte die Scuderia einen neuen Hauptsponsor vor. Es handelt sich um die spanische Großbank Santander, die in der nächsten Saison nach drei Jahren bei McLaren-Mercedes zu den Roten wechselt. Damals brachte die Bank den zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso als Brautgeschenk mit. Nun wird es, auch wenn das nicht offiziell vermeldet wurde, genauso sein. Alonso wird 2010 von Renault zur Scuderia wechseln.

„Es wird Zeit, dass ich mal wieder für zwei, drei Jahre konstant um die Weltmeisterschaft mitkämpfe“, sagte der Spanier in Monza. Ob Renault, das sich gerade mit Betrugsvorwürfen auseinander setzen muss (siehe Meldung auf dieser Seite), überhaupt in der Formel 1 bleibt, scheint fraglich. Und Ferrari baggert seit mehr als zwei Jahren an Alonso. Dieses Mal werden sie zusammenkommen. Es wird eine Liebesheirat werden, Alonso hat oft genug vom Ferrari-Mythos geschwärmt.

Etwas weniger werden sich Alonsos künftige Kollegen auf ihn freuen. Alonso, Kimi Räikkönen, Felipe Massa, Giancarlo Fisichella und die Testfahrer Luca Badoer und Marc Gene werden sich nächstes Jahr um zwei Autos balgen. Und dann wäre da ja auch noch Michael Schumacher, der sich unter der Woche schon wieder auf ein Motorrad gesetzt hat und einige Runden auf einer Rennstrecke gedreht hat. Ferrari und wohl auch Schumacher selbst hoffen immer noch auf eine Rückkehr des Rekordweltmeisters.

„So wie Michael auf unsere Anfrage, den verletzten Felipe Massa zu vertreten, reagiert hat, glaube ich, dass er immer noch mit einer Rückkehr ins Cockpit liebäugelt“, sagt Teamchef Stefano Domenicali.

Ferrari würde gerne ein drittes Auto einsetzen, mit dem Schumi fahren könnte. „In der Formel 1 würde es nur Gewinner geben, wenn die großen Teams drei Autos einsetzen“, sagt Domenicali. Doch diese Sichtweise hat er exklusiv. Am Mittwoch trafen sich in der edlen Villa Reale im früheren königlichen Park in Monza die Teamchefs. „Wir haben auch kurz über die Einführung eines dritten Autos diskutiert“, sagte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo danach. Das Ergebnis dieser Diskussion verschwieg der vornehme Ferrari-Chef lieber. Es dürfte niederschmetternd gewesen sein für die Scuderia.

„Für mich ist diese Idee nicht durchdacht“, hatte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug schon zuvor ausrichten lassen - und süffisant hinzugefügt: „Vielleicht will Ferrari deshalb drei Autos einsetzen, weil man zu viele Fahrer hat, die man unterbringen muss.“ Mercedes jedenfalls ist glücklich mit zwei Autos.

Ohne die Zustimmung des anderen Großteams wird Ferrari seine Pläne nicht durchsetzen können. Kleinere Rennställe hätten dann noch weniger Chancen, Punkte zu holen. Doch ohne drittes Auto wird es keine Schumi-Rückkehr geben. Er darf Berater sein und die Autos anschauen – aber nicht mehr einsteigen.

Letzter Ausweg: Ferrari könnte für Schumi, so wie es Red Bull mit Toro Rosso gemacht hat, ein Zweit-Team gründen. BMW sucht gerade einen Käufer für das Werk im schweizerischen Hinwil.

Filippo Cataldo

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