Schumacher: Fünf Rennen noch - „dann gerät er ins Grübeln“

Wieso war Schumi bei seiner Rückkehr nicht schneller? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum Formel-1-Auftakt. Und die Italiener hetzen.
MÜNCHEN Mit diesem Ergebnis hatte RTL-Sportchef Manfred Loppe noch nicht mal „zu hoffen gewagt“. 10,51 Millionen Zuschauer haben sich am Sonntag im Durchschnitt beim Kölner Privatsender die Rückkehr von Michael Schumacher in die Formel 1 angesehen. Eine Verdoppelung der Quote im Vergleich zum Vorjahr (5,35 Millionen) und die höchste Zuschauerzahl bei einer Formel-1-Übertragung seit sechs Jahren. Für die TV-Sender hat sich Schumachers Comeback schon gelohnt.
Für den Rekordweltmeister selbst und Mercedes noch nicht so sehr. Schumacher ist noch nicht uneingeschränkt konkurrenzfähig; Platz sechs zum Auftakt war ordentlich, aber keineswegs überragend.
Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum Comeback:
Wieso war Schumi nicht schneller?
Ganz einfach: Er konnte nicht. Seinem Mercedes fehlt noch etwas Tempo im Vergleich zu Ferrari und Red Bull. Noch dazu hat der 41-Jährige Schwierigkeiten mit dem Fahrverhalten des Silberpfeils. „Das Auto hat die Tendenz, nicht so um die Kurve herumzufahren, wie ich es gerne hätte“, sagte Schumacher. Er schiebt diesen Missstand den Vorderrädern zu. „Die sind sehr klein. Das ist der größte Unterschied zu früher“, sagte er. Nico Rosberg kommt mit diesem Phänomen weit besser zurecht. In der ersten Runde nach dem Boxenstopp war Schumacher zwei Sekunden langsamer als sein Teamkollege – ein beinahe schon alarmierender Wert. So etwas kennt Schumacher nicht. Das mag er nicht. Das will er ändern.
Wann wird er schneller?
Schumacher hofft, so schnell wie möglich. „Das Team muss das Auto im Windkanal und mittels Computersimulationen verbessern und schneller machen. Und ich muss das Auto dahin arbeiten, dass es so um die Ecke geht, wie ich mir das vorstelle“, sagte er. Das klingt einfach, ist aber, da in der Formel 1 das Testen mittlerweile verboten ist, zeitlich extrem schwierig.
Wie viel Geduld hat Schumacher?
Schwer zu sagen. Momentan überwiegt beim 41-Jährigen die Freude über die Rückkehr. „Ich habe sehr viel Spaß“, sagte er am Wochenende immer wieder. „Michael ist bester Dinge“, sagte Mercedes-Geschäftsführer Nick Fry, „er sieht taufrisch aus – eben wie früher." Etwas ambivalenter analysiert Ex-Formel-1-Fahrer Gerhard Berger die Lage. „Michael muss sich jetzt noch keine grauen Haare wachsen lassen. Das war nicht schlecht, was er fürs erste fahrerisch abgeliefert hat“, sagte er der AZ. Doch der Österreicher schränkt auch ein: „Es ist klar, dass ein Schumacher sich jetzt nicht dauerhaft hinter seinem Teamkollegen Nico Rosberg und außerhalb des Podiums platzieren kann. Das ist nicht Schumacher-like. Das ist auch sicher nicht sein Ziel. Fünf solcher Wochenenden – dann gerät er ins Grübeln.“
Wieso war das Rennen so langweilig?
Wenn der souverän führende Sebastian Vettel nicht mit technischen Problemen zu kämpfen gehabt hätte (an seinem Red Bull war eine Zündkerze kaputt gegangen) – an der Spitze hätte es keine Überholmanöver gegeben. Hauptgrund für die Formel Gähn: das Nachtankverbot: „Ohne das Nachtanken wird es schwierig, überhaupt ein Überholmanöver zu sehen“, erklärte Fernando Alonso, der das Rennen gewann. Die Fahrer müssen zu Beginn des Rennens, wenn sie gut 200 Kilo Benzin im Tank haben, auf ihre Reifen achten. Wer zu aggressiv fährt, riskiert alles. McLaren-Boss Martin Whitmarsh forderte schon, die Regeln zu überdenken.
Wie bewertete das Ausland Schumachers Comeback?
In den italienischen Zeitungen war, angesichts des Ferrari-Doppelsiegs und Schumachers Platz sechs, viel Häme zu lesen über den an die Silberpfeile verlorenen Sohn. „Schumacher, der Weltmeister der Arroganz“, schrieb „Il Secolo XIX“, einen „seltsamen Sonntagnachmittag des Herrn Michael“, will der „Corriere della Sera“ gesehen haben. Die französische „Le Parisien“ dagegen analysierte hoffnungsfroh: „Schumacher hat sein letztes Wort noch nicht gesprochen.“
F. Cataldo