Schumacher adelt Vettel: "Das war grandios!"

Im Regen von Shanghai gewinnt der Jungstar Sebastian Vettel (21) mit beinahe beängstigender Souveränität. Die Weltmeister von einst verneigen sich vor ihm.
von  Abendzeitung
Sebastian Vettel gewann im Regenrennen von Shanghai.
Sebastian Vettel gewann im Regenrennen von Shanghai. © dpa

SHANGHAI - Im Regen von Shanghai gewinnt der Jungstar Sebastian Vettel (21) mit beinahe beängstigender Souveränität. Die Weltmeister von einst verneigen sich vor ihm.

Sebastian Vettel lutschte an seinem Daumen, als die deutsche Nationalhymne über das Fahrerlager von Shanghai tönte. Der 21-Jährige hatte sich an den scharfen Kanten des nassen Pokals, der ihm gerade überreicht worden war, geschnitten. Aus dem Daumen floss das Blut, Vettel lutschte – und lachte. Schließlich war es der Siegerpokal gewesen, an dem er sich verletzt hatte. Schließlich hatte Vettel in Shanghai gerade das zweite Formel-1-Rennen in seiner Karriere gewonnen.

Wie schon bei seinem ersten Sieg vor etwas mehr als einem halben Jahr in Monza gewann Vettel auch am Sonntag in überlegener Manier. Auch dieses Mal regnete es, auch dieses Mal konnte kein Konkurrent das Tempo des Heppenheimers mitgehen.

In seinem erst 29. Rennen feierte Vettel in Shanghai also schon seinen zweiten Sieg – und das unter extrem erschwerten Bedingungen. Das Rennen musste hinter dem Safety-Car gestartet werden, erst nach acht Runden durften die Piloten einigermaßen Gas geben – und flogen reihenweise von der Strecke. Der WM-Führende Jenson Button etwa leistete sich in seinem Brawn-Boliden drei Ausrutscher, BMW-Pilot Nick Heidfeld bezeichnete die Bedingungen als „katastrophal“ (siehe unten).

Vettel war’s egal; er drehte eine schnelle Runde nach der anderen. Nur nach seinem zweiten Boxenstopp musste er sich kurz mit Rang 2 hinter Button begnügen. Doch statt zu warten, bis auch der Brite zum Tanken abbiegen würde, ließ Vettel den WM-Führenden, der das derzeit beste Auto hat, auf der Geraden einfach stehen und überholte ihn – und das ganz ohne Wunder-Diffusor. „Ich hatte im Rennen die besten Bedingungen, denn das gesamte Rennen über fuhren vor mir keine Autos. Das war ziemlich angenehm“, sagte Vettel. Button wurde am Ende mit fast 45 Sekunden Rückstand Dritter, den Doppelsieg für Vettels Red-Bull-Team machte der Australier Mark Webber perfekt.

„Yes! It was a dream“, funkte Vettel direkt nach seiner Zieldurchfahrt zu seiner Box. Später dankte er vor allem seinen Mechanikern. „Das Auto war fantastisch! Man muss definitiv erwähnen, dass das Team wirklich, wirklich gute Arbeit bei der Vorbereitung des Autos geleistet hat“, sagte er. Tatsächlich hatte Vettels Red Bull am Samstag noch mächtig gezickt. Bei der Qualifikation hatte Vettel wegen Problemen mit dem Antriebsstrang jeweils nur eine Runde zurücklegen können. Das hinderte ihn aber nicht daran, die Qualifikation als Erster zu beenden. Mit seinen Gegnern hatte er am Sonntag kaum mehr Probleme. „Es hat der gewonnen, der sich im Auto am wohlsten gefühlt hat“, sagte Ralf Schumacher, der frühere Formel-1-Pilot, bei RTL.

Noch überschwänglicher adelte Ralfs älterer Bruder, der Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher, den Heppenheimer. „Das war grandios“, meinte Schumacher. Es würde einfach nur „Spaß machen, wenn Sebastian Rennen fährt“.

Schumachers einstiger Lieblingsrivale, der zweimalige Weltmeister Mika Häkkinen, fand gar: „Es ist ein Vergnügen, ihm zuzuschauen, Vettel fährt in einer anderen Liga.“ Und der dreimalige Weltmeister Niki Lauda erteilte Vettel, den sich auch Bernie Ecclestone schon als legitimen Nachfolger von Michael Schumacher ausgeguckt hat, die größte vorstellbare Ehre: Lauda zückte sein unvermeidliches rotes Kapperl. Chapeau Geste für einen Sieger, der alle nass gemacht hatte.

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