Schulz holt historisches Paralympics-Gold
Der Leipziger Schulz gewinnt im Triathlon das erste Paralympics-Gold der Geschichte. Staatssekretär Bernd Neuendorf fiel an der Copacabana einem bewaffneten Raubüberfall zum Opfer.
Rio de Janeiro - Martin Schulz aus Leipzig hat ein Stück Paralympics-Geschichte geschrieben. Der 26-Jährige gewann am Samstag die erste Goldmedaille überhaupt im Triathlon, der in Rio erstmals im Programm ist.
Schulz siegte nach 1:02:37 Stunden vor dem Kanadier Daniel Stefan (1:03:05) und dem Spanier Jairo Ruiz Lopez (1:03:14). Es war die zweite Goldmedaille des Deutschen Behindertensportverbandes bei den Spielen in Rio. Die erste hatte am Donnerstag der kleinwüchsige Kugelstoßer Niko Kappel (Sindelfingen) gewonnen.
"Das ist einfach unglaublich. Ich kann es noch gar nicht glauben", sagte der 26-Jährige unter Tränen. In 1:02,37 Stunden verwies der 26-Jährige, dem der linke Unterarm fehlt, den Kanadier Stefan Daniel und Jairo Ruiz Lopez aus Spanien auf die Ränge zwei und drei.
Damit bescherte Schulz der deutschen Mannschaft einen glänzenden Start in den dritten Wettkampftag. Am Nachmittag gewann die Schützin Natascha Hiltrop auch noch Silber mit dem Luftgewehr. In der Nacht zu Samstag hatten bereits Schwimmerin Denise Grahl mit Europarekord Silber gewonnen, die Leichtathleten Felix Streng über 100 Meter, Katrin Müller-Rottgardt über 100 Meter und Frances Herrmann holten im Speerwerfen jeweils Bronze.
Rehm: "Haben Riesenschritt gemacht"
Das Team des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) belegte nach 97 von 528 Entscheidungen mit zweimal Gold und fünfmal Silber und viermal Bronze Rang elf in der Nationenwertung. Rang eins behauptete China (20/17/13) vor Großbritannien (13/6/10) und der Ukraine (8/7/13).
Martin Schulz absolvierte an der Copacabana wohl das Rennen seines Lebens. Nach eher durchschnittlichem Schwimmen über 750 Meter übernahm er nach dem 20,92 Kilometer langen Radfahren die Führung. "Ich glaube, das war das beste Radfahren, das ich je in meiner Triathlon-Karriere gezeigt habe", sagte er. Zum Auftakt des 5-Kilometer-Laufs baute Schulz seinen Vorsprung auf rund eineinhalb Minuten aus - doch dann kam der Einbruch.
Der deutsche Behindertensport-Star Markus Rehm lobt derweil die Entwicklung der Paralympics in den vergangenen Jahren. "Wir haben einen Riesenschritt gemacht seit London 2012. Der paralympische Sport wird größer und größer", sagte der 28 Jahre alte Sprinter und Weitspringer in Rio de Janeiro.
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"Früher sind die Paralympics kaum wahrgenommen worden. Aber mittlerweile ist die Aufmerksamkeit deutlich gestiegen, die Leute gucken unseren Sport und sehen auch unsere Leistungen. Wir zeigen der ganzen Welt: Das ist ein seriöser Sport, den wir hier bieten - trotz unserer Handicaps. Wir brauchen uns vor olympischen Athleten nicht zu verstecken."
Rehm will am Montag mit der deutschen 4 x 100-Meter-Staffel seine erste Goldmedaille bei den Paralympics in Rio gewinnen. "Wir sind alle bereit und gewappnet für den Montag. Wir wollen Gas geben", sagte der unterschenkel-amputierte Weitsprung-Sieger von 2012. "Wir sind Weltmeister, Europameister und die Nummer eins der Weltrangliste. Aber die Vorfreude ist deutlich größer als der Druck."
Staatssekretär an der Copacabana überfallen
Staatssekretär Bernd Neuendorf fiel am Rande der Paralympics in Rio de Janeiro an der Copacabana einem bewaffneten Raubüberfall zum Opfer. Karl Quade, Chef de Mission des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), bestätigte am Samstag den Vorfall.
Neuendorf (55), Staatssekretär im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, und seine drei Begleiter sollen demnach in den Abendstunden von einem mit einem Messer bewaffneten Mann bedroht und zur Herausgabe der Wertgegenstände aufgefordert worden sein. Angeblich wurde Neuendorf dabei auch seine Paralympics-Akkreditierung geraubt. Es wurde Anzeige bei der Polizei gestellt.
Der SPD-Politiker ist auf Einladung des Internationalen Paralympischen Komitees IPC in Brasilien und besucht in Rio verschiedene Wettkämpfe. Neuendorf soll nach Informationen der Bild in Begleitung von Martin Wonik, Geschäftsführer des Landessportbundes (LSB) Nordrhein-Westfalen, LSB-Vizepräsidentin Gisela Hinnemann und einem Ministeriums-Mitarbeiter an der Copacabana unterwegs gewesen sein.
Quade hat deshalb auch die Athleten noch einmal aufgefordert, vorsichtig zu sein. "Alle, die sich außerhalb der Zonen bewegen, sollen sich bei unserem Sicherheitsbeamten melden. Ich hoffe, dass sich alle daran halten", sagte Quade und sprach von einem "dringenden Hinweis. Die Sportler sind weiterhin freie Bürger, aber das hier ist kein Kindergeburtstag, mit so etwas muss man rechnen. Ich hoffe, dass es bei der Mannschaft nicht passiert."
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