Schrauben oder fliegen

Nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Rumänien hat der Weltmeister Italien ein vorgezogenes Finale. Toni und Co. müssen gegen Frankreich gewinnen. Der Druck wächst weiter.
von  Abendzeitung

ZÜRICH - Nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Rumänien hat der Weltmeister Italien ein vorgezogenes Finale. Toni und Co. müssen gegen Frankreich gewinnen. Der Druck wächst weiter.

Neun Minuten vor Schluss liefen die Blauen zu Gianluigi Buffon. Alle. Denn hätte Italiens Torhüter den Elfmeter von Rumäniens Superstar Adrian Mutu nicht so glänzend pariert, die größtmögliche Blamage wäre perfekt gewesen: Das erstmalige Aus eines Weltmeisters in der EM-Vorrunde. So aber darf die Squadra Azzurra nach dem 1:1 gegen die starken Rumänen zumindest weiter bangen, zittern, hoffen. In einem vorgezogenen Endspiel am Dienstag, der Neuauflage des WM-Finales von 2006, müssen die Italiener die Franzosen besiegen, um noch eine Chance aufs Viertelfinale zu haben. Schrauben oder fliegen!

Zwar hatte Bayern-Star Luca Toni auch am Freitag – in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit – schon die Hand am Ohr, um zu seinem kultigen Torjubel anzusetzen, doch Schiedsrichter Tom Henning Övrebö entschied fälschlicherweise auf Abseits. „Der Schiedsrichter hat heute nicht seinen besten Tag erwischt", nörgelte hinterher Italiens umstrittener Trainer Roberto Donadoni. Und Italiens Verbandschef Giancarlo Abete meinte sogar erbost: „Ich erwarte, dass die Entscheidungen des Schiedsrichters überprüft werden." Was die Uefa gewiss nicht tun wird.

„Er hat mir sehr gut gefallen"

Der Druck auf die Squadra und ihren unbeliebten Coach Donadoni wird also weiter wachsen. Und das, obwohl der Weltmeister am Freitag viel, viel besser spielte als zum Auftakt. Donadoni hatte seine Pannenelf vom 0:3-Debakel gegen Holland auf fünf Positionen geändert, unter anderem Alessandro del Piero in die Anfangself zurückgeholt. Der ist bekanntlich der Wunschpartner von Luca Toni: „Alex ist ein herausragender Stürmer mit großer Ausstrahlung." All dies zeigte Wirkung. Allein Toni hatte in Halbzeit eins vier gute Chancen (13./17./27./40.), doch jedes Mal fehlten ein paar Zentimeter oder aber Rumänen-Torwart Bogdan Lobont war zur Stelle. „Er hat mir sehr gut gefallen", lobte Donadoni den glücklosen Bundesliga-Torschützenkönig.

Getroffen hat dann allerdings zunächst Adrian Mutu – nach einem Katastrophen-Fehler von Gianluca Zambrotta: das 0:1 in Minute 55. Doch Italien schlug 120 Sekunden später zurück, als Verteidiger Christian Panucci zum Ausgleich abstaubte. Immerhin hielt der überragende Buffon kurz vor Ende das Remis fest. „Italien hat Glück gehabt", sagte Rumäniens Coach Victor Piturca. Wohl wahr. Donadoni allerdings hatte wieder einmal seine ganz eigene Sichtweise der Dinge. „Wir haben ein optimales Spiel abgeliefert", sagte Italiens Trainer, „wir hätten den Sieg verdient gehabt. Das Glück war uns nicht hold. Wir müssen nun das letzte Spiel unbedingt gewinnen." Das letzte? Wie auch immer er das gemeint hat. jos/key

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