Schon die Kleinen können putten

München - Der 33-jährige Tino Schuster ist zweifacher deutscher Meister. Er leitet den Leistungssport im Golf-Resort „Hartl Resort“ in Bad Griesbach
AZ: Herr Schuster, Sie sind zweifacher deutscher Profi-Meister. Jetzt trainieren Sie mit Jugendlichen.
TINO SCHUSTER: Ja, ich will den jungen Leuten zeigen, dass Golfspielen nichts Abgehobenes ist. Sondern dass es genauso viel Spaß machen kann wie Fußball oder Skifahren. Das wissen viele Kinder nur nicht. Woher auch? Manche hatten noch nie im Leben einen Golfschläger in der Hand.
Am 28. April sichten Sie – mit Unterstützung der Abendzeitung – im Golf-Club Schloss Egmating junge Talente. Mitmachen dürfen Kinder und Jugendliche von sechs bis 14 Jahren, die schon golfen können, aber auch gleichaltrige Anfänger. Was lernen die Kinder?
Wir zeigen den Kindern auf alle Fälle die richtige Technik für die kurzen und langen Schläge. Ein weiteres großes Thema wird jedoch auch das Putten sein, da es gerade für Anfänger den einfachsten Einstieg ins Golf bedeutet. Jugendlichen, die schon Golf-Erfahrung haben, werden mein Trainer-Kollege Felix Lubenau und ich aber auch individuelle Tipps zu kniffligen Aufgaben, wie beispielsweise dem Bunkerschlag, geben.
Für Sie geht es jedoch vor allem darum, junge Talente zu sichten. „Deutschland sucht den Superstar“, nur auf dem Golfplatz? Nein, mit der Show von Dieter Bohlen hat das nichts zu tun. Bei dem TV-Casting geht es nur um Quote. Beim Golfen ist das anders: Mein Ziel ist es, den ein oder anderen Nachwuchsspieler zu entdecken, bei dem ich sage: Hey, diesen jungen Menschen will ich weiter trainieren und fördern.
Aus den Wenigsten wird ein zweiter Tiger Woods. Um was geht es noch beim Golfen? Golfspielen ist cool. Man bewegt sich an der frischen Luft, lernt sich zu koordinieren und zu konzentrieren. Und man braucht zum Golfen ein hohes Maß an Disziplin. Das alles sind Eigenschaften, die einem auch in der Schule helfen. Oder später an der Uni oder im Berufsleben.
Welche Eigenschaften sollten die Kinder mitbringen?
Da würde ich die Latte nicht zu hoch hängen. Es genügt, wenn sich die Kleinen für die Sportart interessieren und sie motiviert sind, den Ball ins Loch zu schlagen. Aber klar tun sich Kinder, die generell gern Sport machen, beim Golfen leichter. Denn wer Koordination und Beweglichkeit schon trainiert hat, kann seine Fähigkeiten auch aufs Golfen übertragen. Das ist bei Erwachsenen nicht anders.
Wie viel Zeit bis zur Platzreife sollten Anfänger einplanen?
Das ist von Typ zu Typ verschieden. Manche Anfänger trainieren sechs Wochen bis zur Platzreife. Andere, die besonders sportlich sind, machen die Prüfung vielleicht schon nach zwei Wochen. Golfen ist eben gar nicht so kompliziert, wie viele meinen.
Und doch gilt Golf als Hobby nur für Besserverdienende.
Genau hier liegt das Problem. Golf genießt in Deutschland kein sonderlich tolles Image. Viele halten diese Sportart für etwas Elitäres, das sie sich nicht leisten können oder wollen. In den USA ist das anders, da ist Golf ein Volkssport, ebenso in Großbritannien oder Schweden.
Im Münchner Raum gibt es Golf-Clubs mit bis zu 30 000 Euro Aufnahmegebühr.
Das sind natürlich Extreme. Aber es gibt auch andere Beispiele. Nehmen Sie zum Beispiel den Golf-Club in Riem. Dort gibt es diese teuren Aufnahmegebühren nicht. Erwachsene zahlen dort im Monat für eine Club-Mitgliedschaft zum Beispiel 69 Euro, Kinder 39 Euro. Wer ins Fitnessstudio geht oder Tennis spielt, bezahlt in Städten wie München oft deutlich mehr.
Was ist mit den öffentlichen Plätzen, wo auch Nicht-Mitglieder spielen dürfen?
In England ist so etwas gang und gäbe. In Deutschland gibt es diese Möglichkeiten aber viel zu selten. Das Prinzip heißt ‚Pay and Play', sprich du bezahlst pro Spiel zum Beispiel zehn bis 15 Euro, und damit hat es sich. Im Münchner Raum sind inzwischen einige wenige Plätze öffentlich. In Johanneskirchen oder in Riem können auch Nicht-Mitglieder gegen ein Entgeld golfen.
Was wünschen Sie sich noch?
Dass Golf auch an den Schulen unterrichtet wird. Die Ausrüstung ist nicht so teuer. Schläger und Tasche kosten zwischen 200 und 300 Euro für Erwachsene, Kinderschläger deutlich weniger. Die USA sind da wie ich finde ein gutes Vorbild. Dort golfen sie im Sportunterricht oder später in der Freizeitmannschaft an den Universitäten. Das wäre aus meiner Sicht doch locker auch in Deutschland denkbar.
Das größte Hindernis?
In Städten wie München gibt es nicht genügend Raum für noch mehr Golfplätze. Und wenn doch, dann ist der Platz teuer. Dazu kommt, dass in Deutschland die Platzpflege einfach sehr kostspielig ist.
Was können Jugendliche noch erreichen?
Ich will auf Dauer eine Kadermannschaft mit jungen Talenten aufbauen, die möglicherweise einmal in den Landes- oder Nationalkader aufsteigen. Aber auch in den USA und in Australien gibt es tolle Möglichkeiten, als Profi-Golfer Karriere zu machen. Wer in meiner Mannschaft besonders fit und talentiert ist, hat später vielleicht mal die Möglichkeit, sich dort für ein Stipendium zu bewerben.