Schönskifahren im Pitztal

Schönskifahren ist der neue Trend auf der Piste: Der künftige Lehrplan österreichischer Skilehrer setzt auf weniger Kraft und mehr Eleganz
von  Robert Braunmüller
Eine Gruppe von Skilehrern auf der Piste am Hochzeiger.
Eine Gruppe von Skilehrern auf der Piste am Hochzeiger. © Robert Braunmüller

Schönskifahren ist der neue Trend auf der Piste: Der künftige Lehrplan österreichischer Skilehrer setzt auf weniger Kraft und mehr Eleganz

Man kann eine schwarze Piste mit Ach und Krach in großen, flachen Schlangenlinien zitternd bewältigen. Und froh sein, unten angekommen zu sein. Oder im Schuss runterbrettern und unten juchzend aufschnaufen.

Beides ist auch weiterhin nicht verboten. Aber wirklich schön ist es nicht. Das wird jeder zugestehen, der einmal gesehen hat, wie ein in der neuen Ästhetik ausgebildeter Skilehrer elegant über die Piste hinunter gleitet.

Schönskifahren heißt der neue Trend, der zukünftig von den österreichischen Skischulen vermittelt wird. Aber die Bezeichnung ist vorläufig: Es ist noch nicht sicher, ob es bei diesem Begriff bleibt.

„Einen Namen für den neuen Stil haben wir noch nicht gefunden“, erklärt Rudi Lapper. Als Leiter der staatlichen Skilehrerausbildung Österreichs gibt der Tiroler die Richtung vor: Weniger Kraftaufwand, mehr Eleganz sind das Ziel. „Grob gesagt geht es um den natürlichen Style, der die neue Ski-Ästhetik ausmacht.“ Was ist neu? In erster Linie fällt der Carving-Druck weg – und damit das breitbeinige Fahren, das bislang schon Anfängern beigebracht wurde.

Natürlicher, weniger schnell und vor allem: Gut aussehen

„Carven ist eindeutig die Meisterklasse. Hier gehört das breitbeinige Fahren hin“, sagt Lapper. „Wer aber noch keinen ordentlichen Parallelschwung schafft und nicht wirklich auf der Kante steht, tut sich mit einer etwas offeneren Skistellung viel leichter – und sieht dann auch viel besser aus.“ Eine neue Ausrüstung braucht man für das Schönskifahren nicht. Schlüsselbegriffe sind Bewegungsharmonie und Rhythmus, dynamisches Gleichgewicht sowie ein gewisser Minimalismus, der ökonomisches und kräftesparendes Skifahren ermöglicht. Auch die Geschwindigkeit steht nicht mehr im Zentrum – der normale Gast möchte nicht unbedingt als Rennläufer enden.

Lapper will eine moderne Eleganz“ mit zeitgemäßer Skitechnik verbinden. Gelehrt werden ab sofort keine „gekünstelten Sachen“ mehr, keine Extrempositionen etwa, wie den Oberkörper ganz stark in Talrichtung zu drehen. „Auch wenn in einzelnen Unterrichtseinheiten methodische Übertreibungen eingesetzt werden, sind sie immer nur Mittel zum Zweck, um den natürlichen Skilauf zu erlernen“, erklärt Rudi Lapper.

Der neue Lehrplan

Ausformuliert ist der neue Trend in einem 514-seitigen Buch, nach dem ab sofort alle österreichischen Skilehrer ausgebildet werden. Es ersetzt den Lehrplan von 2001. In ein, zwei Jahren werden alle Skischulen unseres Nachbarlandes auf dem neuesten Stand sein. Gelehrt wird der neue Stil schon jetzt: im Pitztal. „Ich war sofort begeistert“, sagt Rainer Schultes, der die Schneesportschule Hochzeiger im Skigebiet oberhalb von Jerzens in Tirol leitet. Er ist immer vorne mit dabei, wenn es um Innovationen geht. „Das Lernen wird leichter, der Erfolg kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen, wir sind näher an den Bedürfnissen unserer Gäste dran.“

Die Skischulen haben sich unter der Kundschaft umgehört: Erwachsene, die einen Kurs besuchen, wollen in erster Linie schöner und eleganter auf den Brettern aussehen. Ein wenig schielt man auch auf Wiedereinsteiger, die als Kinder das Skifahren gelernt und als Erwachsene die Lust verloren haben.

Die neue Ästhetik hat man schnell drauf: Der Kurs „Natürlich Skifahren“ für Erwachsene in kleinen Gruppen dauert drei Tage. Mit täglich 3,5 Unterrichtsstunden kostet er in der Schneesportschule Hochzeiger-Pitztal 172 Euro.

Und was wird der nächste Trend? Schultes verweist auf eine Studie der Universität Salzburg: Es sei empfehlenswert, bis ins hohe Alter Ski zu fahren. Wenn man den Sport altersgemäß gestaltet, Pausen einplant und nicht zu schwierige Abfahrten wählt, steigert dies das Wohlbefinden.

Und deshalb könnte nach dem Schönskifahren das Langsamfahren der neue Trend sein. Die Sicherheit auf den Pisten würde davon profitieren.

 


Skifahren am Hochzeiger im Pitztal

Das Skigebiet Hochzeiger liegt im Pitztal – einem Seitental des oberen Inntals. Mit dem Auto fährt man über die Inntalautobahn oder den Fernpass. Noch einfacher geht es mit der Bahn: Jerzens ist von München in gut drei Stunden mit der Bahn erreichbar (Bahnhof Imst-Pitztal, Umsteigen in Innsbruck, Weiterfahrt mit dem Bus). Im Pitztal braucht man dank eines durchdachten Mobilitätskonzepts kein Auto.

Die verschiedenen Groß-Parkplätze verbindet ein Bus-Shuttle. Die Hotels Venetblick und Alpen-Royal liegen direkt neben der Talstation der Gondelbahn im Jerzener Ortsteil Liess. Es gibt viele kleinere Pensionen, auch an Ferienwohnungen ist kein Mangel.

Das mittelgroße Skigebiet umfasst 40 Pistenkilometer – bis in eine Höhe von 2450 Meter. Die Sesselbahnen sind teilweise mit Sitzheizungen ausgestattet. Mehr als 90 Prozent der Abfahrten am Hochzeiger befinden sich über 2000 Meter – das ist in schneeärmeren Wintern von Vorteil.

Zugspitzblick und Rodelbahn

Vom Gipfel des Sechszeiger hat man einen wunderbaren Rundblick auf die Mieminger und Lechtaler Berge. Auch die Zugspitze ist zum Greifen nah. Die Panoramaabfahrt von der Bergstation der Zirbenbahn erlaubt eindrucksvolle Tiefblicke auf Imst und das Inntal. Ein Tagesskipass kostet 42 Euro für Erwachsene beziehungsweise 26 Euro für Kinder in der Hauptsaison.

Neben dem Skigebiet Hochzeiger gibt es im hinteren Pitztal noch ein weiteres Skigebiet am Pitztaler Gletscher (3440 Meter) und das damit verbundene Skigebiet Rifflsee. Die Pitz Regio Card, die für alle Pitztaler Pisten gilt. Sie ist ab drei Tagen erhältlich und kostet ab 122 Euro bzw. 73 Euro.

Von der Mittelstation des Hochzeiger-Skigebiets führt eine leichte Rodelbahn nach unten. Sie wird donnerstags bis 1.30 Uhr beleuchtet.

Infos unter www.hochzeiger.com, Tourismusverband Pitztal, Tel. +43 (0) 5414 86999, www.pitztal.com

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