Schock vor dem Finale: Ballack verletzt

Schock für Deutschland vor dem EM-Finale: Bundestrainer Joachim Löw zittert um den Einsatz des verletzten Michael Ballack gegen Spanien. Löw hat sogar schon einen personellen Notplan entworfen - mit Bastian Schweinsteiger oder Tim Borowski.
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Michael Ballack (l.) im Spiel gegen die Türkei
ap Michael Ballack (l.) im Spiel gegen die Türkei

WIEN - Schock für Deutschland vor dem EM-Finale: Bundestrainer Joachim Löw zittert um den Einsatz des verletzten Michael Ballack gegen Spanien. Löw hat sogar schon einen personellen Notplan entworfen - mit Bastian Schweinsteiger oder Tim Borowski.

„Es gibt schon die Hoffnung, dass Michael Ballack spielen kann, auch wenn sie nicht sehr groß ist", sagte ein besorgt klingender Löw am Samstagabend bei der abschließenden Pressekonferenz im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Ballack hatte zuvor wegen muskulärer Probleme in der rechten Wade nicht am Abschlusstraining der DFB-Auswahl teilgenommen und rief mit der alarmierenden Botschaft sofort Erinnerungen an die WM 2006 wach. Damals hatte der Mittelfeldspieler beim Fußball-Sommermärchen ebenfalls wegen einer Wadenblessur das Eröffnungsspiel gegen Costa Rica verpasst, das auch ohne ihn mit 4:2 gewonnen wurde.

„Wir müssen uns ernsthafte Gedanken machen, was ist, wenn er nicht spielen kann", berichtete Löw, der betonte: „Es war heute nicht daran zu denken, dass er trainieren kann." Für Ballack wäre ein Ausfall besonders bitter, denn wegen einer Sperre hatte er schon 2002 das verlorene WM-Finale gegen Brasilien (0:2) verpasst. Gegen Spanien will der 31-Jährige unbedingt die Sehnsucht nach seinem ersten internationalen Titel stillen. „Es ist nicht so, dass er total niedergeschlagen ist", berichtete Löw nach einem Gespräch mit seinem wichtigsten Mann am Nachmittag im Wiener Mannschaftshotel.

Schon am Freitagabend hatte der Regisseur beim Geheimtraining noch im EM-Stammquartier in Tenero pausiert. Ballack werde „rund um die Uhr" von der medizinischen Abteilung behandelt, teilte Löw mit. „Wir geben die Hoffnung nicht auf", ergänzte Teammanager Oliver Bierhoff. Der laufstärkste deutsche Akteur hatte am Freitagvormittag plötzlich einen Druck in der Wade verspürt, Löw sprach von einer „Entzündung".

Zwei Möglichkeiten für den Notplan

Die Entscheidung über Ballacks Mitwirken dürfte erst kurz vor dem Anpfiff am Sonntagabend (20.45 Uhr/ARD) fallen. Löw nannte „zwei Möglichkeiten" für seinen Notplan: „Tim Borowski und Bastian Schweinsteiger können diese Position spielen." Sollte Schweinsteiger von der rechten Seite in die Zentrale wechseln, könnte Clemens Fritz wieder auf dem Flügel zum Zuge kommen. Borowski hatte Ballack dagegen schon im WM-Eröffnungsspiel vor zwei Jahren vertreten. Auch Ballacks Teamkollegen bangen um ihren Anführer: „So jemanden brauchen wie ihn brauchen wir im Finale", sagte Thomas Hitzlsperger.

Trotz der Zitterpartie um Ballack – Deutschland ist bereit zur größten Titelparty aller Zeiten. Als das Team am Samstag aus der fußballfreien Zone im malerischen Tessin direkt in den Trubel der EM- Metropole Wien eintauchte, war der Endspiel-Schwur längst gemacht. „Jetzt wollen wir auch den letzten Schritt gehen", verkündete „Bergführer" Joachim Löw vor dem sechsten Europameisterschafts- Endspiel einer deutschen Nationalmannschaft. Die Zuversicht ließ er sich auch durch die Ballack-Verletzung nicht nehmen: „Ich erwarte selbstverständlich einen Sieg im letzten Spiel."

"Die spanischen Stiere ins Leere laufen lassen"

Nach intensiven Beratungen mit Chefscout Urs Siegenthaler hat sich der 48-Jährige „einige Ideen" einfallen lassen, „damit wir die spanischen Stiere ins Leere laufen lassen". Nach 42 gemeinsamen Tagen, vielen schweißtreibenden Trainingseinheiten und fünf aufwühlenden Turnier-Spielen kann sich die deutsche Mannschaft im Finale selbst krönen. „Wir wollen am Montag mit dem Pokal nach Berlin fliegen", verkündete Torsten Frings auch im Namen seiner 22 Kollegen.

Der 31 Jahre alte Bremer wird trotz eines Rippenanbruchs wieder von Beginn an spielen, wie Löw bestätigte: „Daraus braucht man kein Geheimnis zu machen." Frings habe die Zweifel, dass ihn die noch nicht ausgeheilte Verletzung zu stark beeinträchtigen könnte, im Training ausräumen können. Für Frings dürfte Simon Rolfes aus der Startelf fallen. „Es wird ein Geduldsspiel werden. Ein frühes Tor würde sehr helfen. Aber sie werden sich gegenseitig belauern und vielleicht auch neutralisieren", sagte Franz Beckenbauer voraus. Löw fordert mehr als nur Kampf von seinen Spielern: „Wir brauchen auch die spielerische Komponente."

Spanien wartet seit 1964 auf einen Titel

In dem Weltranglisten-Fünften Deutschland und dem -Vierten Spanien treffen vor 51 428 Zuschauern im Happel-Stadion zwei große Fußball- Nationen aufeinander – doch ein so bedeutendes Duell der beiden Mannschaften hat es noch nicht gegeben. Während das DFB-Team in Wien schon den siebten großen Titel gewinnen kann, liegt der bisher einzige Turniersieg der Iberer bei der EM 1964 schon 44 Jahre zurück.

Für Löw soll das 28. Länderspiel als Bundestrainer bereits die erste Krönung werden. Schon jetzt ist der 48-Jährige, der im Stadion auch die moralische Unterstützung seines einstigen Chefs Jürgen Klinsmann bekommt, rein nach Resultaten der beste aller bisherigen zehn DFB-Cheftrainer. „Man muss sehen, wo wir vor vier Jahren hergekommen sind nach einer enttäuschenden EM", erinnerte Bierhoff nochmals an die Vorrunden-Pleite in Portugal. Klinsmann und Löw haben die Nationalspieler wieder zu „Lieblingen der Nation" gemacht – der vierte EM-Titel wäre ein verdienter Lohn dafür. (dpa)

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