Schock für Heidfeld: Alonso im Anmarsch?

Der zweite Platz des BMW-Piloten Nick Heidfeld in Spa scheint seine Situation beim Münchner Rennstall nicht verbessert zu haben. Laut Gerüchten aus Italien hat der spanische Ex-Weltmeister Fernando Alonso unterschrieben.
MÜNCHEN Mario Theissen ist ein Mensch, der unglaublich ausgelassen jubeln kann. Wenn seine Fahrer erfolgreich sind, gibt der BMW-Motorsportchef gerne alles. Wie ein Teenager bei einem richtig guten Rock-Konzert wirkt er dann, der sonst so besonnene und überlegte Ingenieur. Auch am Sonntag Nachmittag in Spa gab Theissen wieder den Rocker. Mit fröhlich erregten Augen und blitzendem Lachen Freude er sich über den Husarenritt von Nick Heidfeld in den letzten zwei Runden des Rennens.
Eine Stunde später aber hatte der Ingenieur in Theissen wieder die Oberhand gewonnen. Ob der Podestplatz die Wende für den – auch von Theissen – arg kritisierten Heidfeld gewesen sei? „Geschadet hat ihm das sicher nicht", antwortete Theissen trocken. „Es sagt etwas über seine Rennintelligenz aus, eine Situation wie diese innerhalb weniger Sekunden richtig einschätzen zu können“, meinte er noch. Aber so richtig glücklich wirkte er bei diesen Worten nicht.
Heidfeld mag das beste Resultat seit langem eingefahren haben, aber seinen Job hat er sich dadurch sicherlich noch nicht gesichert.
Schlimmer noch: Heidfelds Aufschwung kann sogar schon zu spät gekommen sein. Laut dem italienischen Fernsehsender „Sky“ soll nämlich Fernando Alonso, der zweifache Weltmeister, bereits einen Dreijahres-Vertrag bei BMW unterschrieben haben. Die deutsche Fachzeitschrift „Auto, Motor & Sport“ berichtet immerhin vom Interesse BMWs an Alonso, der beim Mittelfeld-Team Renault eher unglücklich zu sein scheint. Ist Alonso also schon im Anmarsch? Jener Alonso, der 2005 und 2006 Michael Schumacher schlug und Weltmeister wurde. Jener Alonso, dessen einziger wirklicher Freund im Fahrerlager ausgerechnet BMWs Toppilot Robert Kubica ist, soll also nächstes Jahr wirklich Münchner werden?
Kubica jedenfalls würde sich bestimmt nicht ärgern. Schließlich träumen beide schon seit gemeinsamen Kart-Zeiten in Italien, einmal in der Formel 1 für ein Team zu fahren. Eigentlich sollte das freilich Ferarri sein. Aber dessen Präsident Luca di Montezemolo hat bereits betont, dass bei der Scuderia frühestens 2010 ein Cockpit frei werden würde. Wenn Alonso also dieses Jahr schon zu einem Top-Team will, muss er zu BMW. Zumal er das eigentlich auch schon letztes Jahr wollte.
Kam also Heidfelds Hoch zu spät? „Kein Kommentar“, sagt Heidfelds Manager Andre Theuerzeit dazu nur. Doch Theuerzeit und Heidfelds zweiter Manager Werner Heinz sondieren längst den Markt nach Alternativen (AZ berichtete). Und auch Heidfeld sagt nur trocken: „Ich kenne das Geschäft."
Also hält er schon mal Ausschau nach Alternativen. Und das, obwohl er für 2009 sogar noch einen Vertrag hat bei BMW. Dies hatte Theissen im Sommer 2007 - überraschend und gegen seine Gewohnheit - selbst verkündet.
Willi Weber, der Manager Michael Schumachers, meint dazu aber nur: „Das heißt nichts. Egal ob du einen Fünfjahresvertrag hast oder einen über zwei. Du kriegst im Herbst eine Mitteilung vom Team, ob dein Fahrer im Folgejahr wirklich im Auto sitzt oder nicht.“
Sollte Alonso also wirklich schon unterschrieben haben, wird Theissen Heidfeld im Herbst einen blauen Brief schicken – mit einem dicken Abfindungsscheck. Schließlich verdient der 31-Jährige rund 5,5 Millionen Euro pro Jahr. Weber rät Theissen jedenfalls, genau so vorzugehen. „Wenn BMW einen Alonso bekommen kann, muss man ihn holen.“ Wenn das nicht schon längst geschehen ist.
Henry Wilfort, F. Cataldo