Schneepflug aus dem Hause BMW
Testfahrer Klien lästert über „das hässlichste Auto“. Und Sennas Neffe überzeugt auf Anhieb.
BARCELONA Lange Pause hat die Formel 1 nicht gemacht - nur zwei Wochen nach dem WM-Finale in Brasilien dröhnen diese Woche die Motoren wieder in Barcelona. Beim ersten Test für 2009 verwunderte vor allem der Anblick des neuen BMW-Sauber: Die Weiß-Blauen sind das einzige Team, das bereits mit Front- und Heckflügel nach dem neuen Reglement fährt - und dabei fällt auf, wie unproportioniert die neuen Autos mit dem riesigen eckigen Flügel vorne und dem im Verhältnis dazu unterdimensionierten Teil am Heck aussehen.
„Das hässlichste Formel-1-Auto, das ich je gesehen habe - wie ein Schneepflug“, lästerte BMW-Testfahrer Christian Klien. Stamm-Pilot und -Berufsnörgler Robert Kubica sagt’s so: „Es fährt sich besser als es aussieht.“
BMW testete als einziges Team neben Ferrari und McLaren die neue Hybrid-Technologie (KERS), entwickelt also weiterhin konsequent und geht keinerlei Kompromisse ein. Konkurrent Toyota indes hat die Hybrid-Entwicklung – erlaubterweise – zurückgestellt. Ob das die richtige Botschaft des führenden Hybrid-Herstellers für die Kunden der Serienmodelle ist?
Weiterer Blickpunkt in Barcelona: Die Honda-Box, wo nach mehr als 14 Jahren der Name Senna in die Formel 1 zurückkehrt: Und zwar in Gestalt von Bruno Senna, Neffe des 1994 in Imola tödlich verunglückten legendären dreimaligen Weltmeisters Ayrton Senna. Der neue Senna absolvierte in Barcelona seinen ersten Formel-1-Test. Der 25-Jährige Brasilianer „überzeugte auf der ganzen Linie", heißt es in einer Erklärung seines Teams, er dürfte somit seinen Landsmann Rubens Barrichello bei Honda als Stammpiloten ablösen. Er hängte seinen Landsmann und Shoot-Out-Gegner Lucas di Grassi (Renault-Testfahrer) am ersten Tag um 1,2 Sekunden ab.
„Ich hatte einen Riesenspaß“, freute sich Senna. „Das Auto ist so ein großer Schritt für mich nach vorne." Senna bestätigte wieder einmal seine extrem kurzen Lernphasen, denen er auch das Aufstiegstempo von seinem ersten Rennen in der englischen Formel BMW (2004) bis jetzt in die Formel 1 verdankt. Zuvor hatte er ja nach dem tödlichen Unfall seines Onkels mit Rücksicht auf die Familie zehn Jahre lang auf seine Rennfahrer-Träume verzichtet.
Verwunderte Blicke vor der Force-India-Box: Da stieg neben Adrian Sutil auch McLaren-Mercedes-Testpilot Pedro de la Rosa ins Cockpit – Ergebnis des Deals zwischen den Indern und dem Weltmeisterteam, das Champion Lewis Hamilton bis Dezember in den Urlaub geschickt hat. McLaren-Mercedes wird Ferrari als Motorpartner bei Force India ablösen und bei ihrem B-Team massiv Einfluss nehmen, bis hin zur Fahrerwahl. Spanische Zeitungen melden, de la Rosa werde 2009 Force-India-Pilot Giancarlo Fisichella ersetzen. Also steht zumindest der Platz von Adrian Sutil (Gräfelfing) noch nicht zur Disposition.
Kein Cockpit in der Formel 1 erhalten wird der fünfmalige Rallye-Weltmeister Sebastien Loeb, der nach einem Tag als Gastfahrer bei Red Bull bekannte: „Die Formel 1 ist härter als der Rallyesport." Definitiv.
Peter Hesseler