Schmitts Erlösung

Der Skispringer schafft es in Innsbruck als Dritter endlich aufs Podest: „Der Bann ist gebrochen! Ich habe immer gespürt, dass noch was in mir steckt“.
von  Abendzeitung
Endlich durfte er einmal wieder jubeln. Nach mehr als acht Jahren kam Martin Schmitt bei einem Springen der Vierschanzentournee wieder aufs Podest.
Endlich durfte er einmal wieder jubeln. Nach mehr als acht Jahren kam Martin Schmitt bei einem Springen der Vierschanzentournee wieder aufs Podest. © dpa

Der Skispringer schafft es in Innsbruck als Dritter endlich aufs Podest: „Der Bann ist gebrochen! Ich habe immer gespürt, dass noch was in mir steckt“.

INNSBRUCK Ein Sprücheklopfer war er noch nie. Doch an diesem Tag machte Martin Schmitt eine Ausnahme: „Jetzt geht es für mich mit dem Learjet nach Salzburg, und von dort aus weiter mit dem Helikopter." Eine lausbübische Anspielung war das. Denn die Österreicher Wolfgang Loitzl und Gregor Schlierenzauer, die beim dritten Springen der Vierschanzentournee in Innsbruck auf dem Podest vor ihm landeten, waren am Abend ins ORF-Studio entschwebt. Per Helikopter.

Und Schmitt? Der war nur innerlich hoch geflogen, nachdem ihn so lange die Last der Erfolglosigkeit gedrückt hatte. In Innsbruck wurde er endlich belohnt. „Ich habe immer gespürt, dass noch was in mir steckt", Freude sich der 30-Jährige nach seinem dritten Platz. Zum ersten Mal seit dem 29. Dezember 2000 stand er wieder auf dem Tournee-Podest. Damals hatte er in Oberstdorf das Auftaktspringen gewonnen. Acht Jahre später folgte nun die Erlösung. „Enttäuschung" hatte er seinen achten Platz in Garmisch genannt. Nun sagte er: „Der Bann ist gebrochen. Ich bin sehr glücklich, endlich wieder auf dem Podest zu stehen." Und ARD-Experte Dieter Thoma scherzte: „Er sollte Motivationsvorträge halten. Dass er es endlich geschafft hat, ist sensationell."

Dabei hätte Schmitt sogar gewinnen können. Nach seinem Riesensatz (128,5 Meter) führte er im ersten Durchgang. Und wieder meldete sich seine Zweitsprungkrise. Schon in Oberstdorf und Garmisch hatte er jeweils im zweiten Durchgang gepatzt. Und auch diesmal fiel er zurück, vom ersten auf den dritten Platz. ÖSV-Sportdirektor Toni Innauer lästerte sogar: „Ich habe mich gewundert, dass er bei seinem zweiten Sprung überhaupt noch so weit gekommen ist." Im Ernst meinte Innauer: „Mir fällt nur ein Wort ein: Respekt!"

Anerkennung, die Schmitt genoss. Er sagte: „Es wäre mehr drin gewesen, aber wenn man so lange nicht auf dem Podest gestanden hat, freut man sich zu hundert Prozent." Das tat auch Schmitts Lebensgefährtin Patricia. Tief berührt verfolgte sie die Siegerehrung und sagte: „Ich Freude mich riesig für ihn." Dieter Thoma schwärmte über Schmitts Herzdame, die immer zu ihm gehalten hatte: „Martin und Patricia haben viel Geduld bewiesen. Was heute passiert ist, haben sie gemeinsam geschafft."

Bei der letzten Tournee-Etappe in Bischofshofen am Dreikönigstag (16.30 Uhr, ARD live) könne Schmitt laut Werner Schuster übrigens „wieder im Konzert der Großen mitmischen". Dass es Schmitt in der Gesamtwertung noch auf's Podest schafft, hält der Bundestrainer jedoch „unter normalen Umständen für kaum möglich“. Schmitt selbst sieht das anders: „Jetzt habe ich natürlich Lust auf mehr." Auf mehr Höhenflüge. Ohne Helikopter.

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