Schmitts Aufbauprogramm

Wie Deutschlands bester Springer die Angst vor dem zweiten Durchgang besiegen – und bei der Tournee doch noch aufs Podium kommen will
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Immer noch vorsichtig optimistisch: Martin Schmitt.
dpa Immer noch vorsichtig optimistisch: Martin Schmitt.

GARMISCH-PARTENKIRCHEN - Wie Deutschlands bester Springer die Angst vor dem zweiten Durchgang besiegen – und bei der Tournee doch noch aufs Podium kommen will

Wahrsagerinnen liegen an Neujahr schwer im Trend. Doch Martin Schmitt würde ein Blick in die Kristallkugel wohl wenig helfen. Um sein sportliches Schicksal zu deuten braucht es keine Karten. Denn das folgt bislang einer allzu einfachen Logik: Der erste Versuch top, der zweite ein Flop. Schon beim Auftakt der Vierschanzentournee in Oberstdorf war das so und passierte nun in Garmisch-Partenkirchen wieder. Damit rutschte er auf Platz sechs der Gesamtwertung ab. „Er kann es aus eigener Kraft aufs Podest schaffen“, ist sich Trainer Werner Schuster immer noch sicher. Doch wie ist Schmitt vor dem dritten Springen in Innsbruck (Sonntag 13.45 Uhr, ZDF und Eurosport live) wieder aufzurichten? Die wichtigsten Fragen:

Kommt jetzt Unruhe auf?

Trainer Schuster fürchtet, im Umfeld könnte sich eine ungute Stimmung einnisten. „Ich habe gespürt, dass alle Beteiligten, nach dem Springen ein bisschen zusammengesunken sind und ich habe auch öfter das Wort Enttäuschung gehört“, resümierte Schuster die Stimmung nach Schmitts achtem Platz beim Neujahrsspringen um dann klarzustellen: „Ich kann mit dem Wort Enttäuschung nichts anfangen. Wir sind jetzt an einem ganz entscheidenden Punkt. Die Dinge nun schlecht zu reden, müssen wir tunlichst vermeiden. Ich sehe uns weiterhin auf einem guten Weg.“ Berufsoptimist Schuster will vor Innsbruck den Druck von seinem Hoffnungsträger nehmen, doch Schmitt selbst weiß: „Die Erwartungshaltung von außen, aber auch meine eigene steigt.“

Wie lassen sich Schmitts Nerven stabilisieren?

Schmitt will von einer Torschlusspanik nichts wissen und sagt selbstbewusst: "Dieser eine Sprung hat nichts an meinem Können geändert." Die Enttäuschung in Garmisch will er mit „Selbstdisziplin“ verdauen. Und der studierte Psychologe Schuster doziert: „Die Sehnsucht nach Erfolg ist der Motor, der alles in Gang hält.“ Er legt Enttäuschungen positiv aus und findet es gut, dass es Schmitt „nicht genügt, wenn wieder mehr lila Kappen im Publikum sind.“ Damit meint der Coach die Fans, die sich gerne in den Farben von Schmitts Schokoladensponsor kleiden.

Was kann vor Innsbruck und Bischofshofen noch korrigiert werden?

Nicht mehr viel“, sagt Schuster und urteilt: „Wer jetzt noch an der Schanze trainiert, macht das nur aus schlechtem Gewissen.“ Der Bundestrainer setzt daher auf gezieltes Kraft- und Sprungtraining am Boden. Ruhephasen sollen allein zur Entspannung genutzt werden.

Wie entspannt sich Schmitt selbst?

Der Schwarzwälder liest zur Entspannung und hat daher den 500-Seiten-Schinken „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier während der Tournee stets dabei. Doch ob das momentan die richtige Aufbau-Lektüre ist? Die Literaturkritik attestiert dem Werk eine „betörende und träumerische Schwere“, das sich an Melancholiker richte.

Wie gelingt endlich der verflixte zweite Sprung?

Hier ist Schmitt das Lachen noch nicht vergangen, doch seine Antwort verdeutlicht die Brisanz des Themas: „Am besten indem man nicht so viel darüber redet.“

Reinhard Keck

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