Schmitt darf weiter mitspringen
Der Altmeister landet beim Neujahrsspringen von Garmisch Partenkirchen nach einem tollen ersten Sprung am Ende auf Platz 14. Auch Freund stürzt ab
GARMISCH PARTENKIRCHEN Aus den Boxen lief Major Tom, der NDW-Hit von Peter Schilling, „völlig losgelöst, völlig schwerelos” war Martin Schmitt dann aber nicht, als er mit doch recht enttäuschter Miene das Neujahrsspringen von Garmisch Partenkirchen beendet hatte.
Dabei hatte das Jahr so gut begonnen für ihn.
Severin Freund, der Überflieger von Oberstdorf? Andreas Wellinger, das unbekümmerte Supertalent? Michael Neumayer, der Verlässliche unter den Adlern? Von wegen: Ausgerechnet Schmitt (32), der sich erst in letzter Minute für die Vierschanzentournee qualifiziert und dem kaum einer etwas zugetraut hatte, war im ersten Durchgang der beste Deutsche. Damit schien sich der Olympiasieger von einst nicht nur gegen seine Kritiker durchgesetzt zu haben, sondern wohl auch gegen die Skepsis von Bundestrainern Werner Schuster.
„Er macht einen sehr guten Job. Respekt. Er wird von Sprung zu Sprung besser”, lobte ihn Schuster schon nach dem ersten Durchgang, als Schmitt mit 131 Metern als bester Deutscher auf Platz sieben gelandet war - und als einziger aus dem DSV-Team unter den ersten Zehn. „Ganz, ganz toll. Ein sehr, sehr guter Sprung. Mir fehlen fast die Worte”, sagte ARD-Skisprungexperte Dieter Thoma, einst Teamgefährte von Schmitt. Fast sprachlos fügte er hinzu: „Ich bin echt begeistert.”
Das war Schmitt dann auch: „Ich bin glücklich. Ein toller Sprung, das hat echt Spaß gemacht. Ich hoffe, dass ich auch im zweiten Durchgang noch mal so Sprung schaffe.”
Er schaffte es nicht. „Nur” noch 129 Meter, Schmitt wurde durchgereicht von Platz sieben auf Rang 14, ist aber immer noch drittbester Deutscher. Andreas Wellinger (9.) und Andreas Wank (11.) landeten vor ihm.
Nun ist Halbzeit, Ruhetag. Zeit für die schwere Entscheidung. Bundestrainer Werner Schuster will ja die halbe Mannschaft aussortieren. „Der Werner wird schon das richtige entscheiden. Wir haben eine so gute, so junge Mannschaft, ich will da nicht alles durcheinanderwirbeln”, sagte Schmitt vor dem zweiten Durchgang, als es noch gut für ihn aussah und Dieter Thoma bemerkte: „Schuster kommt fast nicht an ihm vorbei, wenn Martin so weiterspringt. Der Bundestrainer hat es im Vorfeld über die Leistungsschiene gemacht, ich hoffe, dass er das jetzt auch tut.” Und sich für Schmitt entscheidet – und gegen eines der Nachwuchstalente? „Ich kann das noch nicht sagen”, erklärte Schuster nach dem Springen etwas angesäuert. „Wir werden uns in Ruhe zusammensetzen.
Das tat Schuster dann auch recht zügig und verkündete, dass Schmitt weiterhin im Kader bleibt. „Es war eine sehr knappe Geschichte. Wir haben es nach dem Leistungsprinzip gesehen, Martin gebührt hoher Respekt, er hat sich das verdient“, sagte Schuster.
Neben Schmitt fahren wie erwartet auch Severin Freund (Rastbüchl), Richard Freitag (Aue), Michael Neumayer (Berchtesgaden), Andreas Wellinger (Ruhpolding) und Andreas Wank (Oberhof) nach Österreich. Beendet ist die Tournee dagegen für Maximilian Mechler (Isny), Felix Schoft (Partenkirchen), Danny Queck (Lauscha), Karl Geiger (Oberstdorf), Daniel Wenig und Tobias Bogner (beide Berchtesgaden).
"Wir hatten heute eine tolle Mannschaftsdichte – aber sind in der Spitze nicht mitgekommen", sagte Schuster. Das galt Severin Freund, dem Dritten von Oberstdorf. Nach dem tollen Auftakt kam er gestern nur auf Platz 15, mit 129,5 und 130 Metern. „Der Wettkampf war wenigstens besser als die Quali – man muss immer das Positive mitnehmen”, sagte Freund: „Ich kann mich nicht zu 100 Prozent mit der Schanze anfreunden. Oberstdorf war super, hier wollte es nicht so klappen. Aber jetzt geht’s ja weiter.”
Vor allem auch für Anders Jacobsen, der alle vier Springen gewinnen könnte. Nach dem Auftaktsieg dominierte der Norweger auch in Garmisch und sicherte sich 131 und 143 Metern seine Gesamtführung vor dem Österreicher Gregor Schlierenzauer (2.).