„Schluss mit dem Gezicke“
So richtig erklären können sich weder die Basketballer des FC Bayern noch Georg Kämpf, wieso die einst so erfolgreiche Zusammenarbeit nun mit einer fristlosen Kündigung endet.
MÜNCHEN Am Ende ging alles ganz schnell. Ein eng bedrucktes Blatt Papier, die fristlose Kündigung: Georg Kämpf ist seit Donnerstagabend nicht mehr Trainer der Zweitliga-Basketballer des FC Bayern.
„Ich bin leer, total ausgebrannt. Das grenzte schon an Mobbing, was da vorgefallen ist", sagte Kämpf am Tag nach seiner Entlassung geschockt zur AZ – und fügte hinzu: „Ich hoffe, dass der Basketball in München ordentlich weiter läuft. Ich bin auf den Beruf des Trainers nicht angewiesen, werde vielleicht wieder in den Lehrerjob zurück gehen.“
Doch die Frage bleibt: Wie konnte es so weit kommen? Wieso haben die Bayern ihren Erfolgstrainer, der die Mannschaft dieses Jahr in die Bundesliga führen sollte, entlassen? Fristlos dazu? In der offiziellen, dreizeiligen Mitteilung des Klubs wurde „die fehlende Vertrauensbasis“ als Kündigungsgrund genannt. Die Erklärung von Bayerns Vorstandsmitglied Bernd Rauch, der die Entscheidung am Donnerstag traf, als er vom Champions-League-Spiel der Fußballer des FC Bayern in Bordeaux kam, bringt auch nicht wirklich Licht ins Dunkle: „Das Thema Kämpf interessiert mich nicht mehr. Ich wollte, dass er den Vertrag erfüllt. Aber dazu sind natürlich Voraussetzungen erforderlich, dass letztlich beide Seiten den Vertrag erfüllen wollen." Rauch weiter: „Ich habe die Gefahr gesehen, dass das Ziel Aufstieg in die Erste Bundesliga, egal ob dieses oder nächstes Jahr gefährdet ist. Bei dem Gezicke musste ein Schlussstrich gezogen werden. Der Kämpf lief nur noch mit hängendem Kopf herum, und ich hatte das Gefühl, er hat die Mannschaft verlassen - die Basis war weg."
Und das wohl schon seit einiger Zeit. Fakt ist, dass sich Trainer und Vorstandsschaft wegen einiger Transfers in die Haare gekriegt hatten. So wollte Kämpf den Spieler Jabril Banks nach der Testphase wieder nach Hause schicken, Bayern gab ihm aber einen Vertrag bis Saisonende. Auch über die sportlichen Ziele hatte es Streit gegeben. Doch ob das für eine fristlose Kündigung reicht? Stefan Hübner, der Anwalt von Georg Kämpf, meint: Nein. „Wir kennen immer noch keinen Kündigungsgrund. Die Tatsache, dass der Verein keinen nennt, zeigt natürlich, dass es keinen gibt", sagt er. Die Parteien könnten sich nun vor dem Arbeitsgericht treffen.
Rauch ist vor allem sauer über Kämpfs Vorwurf, er hätte sich in die sportlichen Kompetenzen eingemischt. „Das ist absoluter Unsinn. Es gab einen Fall das ist der Spieler Banks. Ansonsten hat Kämpf einen Etat gehabt und hat die Mannschaft selber zusammengestellt."
Der Verein hat schnell reagiert. Michael Schwarz übernimmt ab Montag das Amt des Cheftrainers bei Bayerns Korbjägern. Der 42-Jährige ehemalige Trainer des früheren Lokalrivalen Kickz Baskets München erhält einen Vertrag bis Saisonende. Beim Ligaspiel in Cuxhaven am Samstag (16.30 Uhr) betreut der bisherige Co-Trainer Mauricio Parra die Zweitliga-Basketballer.
Reinhard Franke
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