Schlimme Stürze beim Snowboard- und Skicross

Von wegen Funsport: Schlimme Stürze bei Snowboard- und Ski-Freestyle-Wettbewerben werfen die Sicherheitsfrage auf. Einer Russin droht jetzt sogar ein Leben im Rollstuhl.
von  fbo

Von wegen Funsport: Schlimme Stürze beim Snowboardcross und Ski-Freestyle werfen bei Olympia in Sotschi die Sicherheitsfrage auf. Der Russin Maria Komissarowa droht jetzt sogar ein Leben im Rollstuhl.

Sotschi - Jackie Hernandez aus den USA liegt in ihrem Snowboardcross-Lauf in Führung, als es sie jäh aus ihrem Olympiatraum reißt. Snowboardcross: Das ist der ultimative Nervenkitzel, wenn sechs Athletinnen gleichzeitig durch den Parcour fegen, durch die Luft fliegen.

Doch ein etwas schiefer Sprung bringt die 21-Jährige aus dem Gleichgewicht, sie kommt rechts von der Strecke ab, schlägt mit dem Hinterkopf auf und ist sofort bewusstlos. Den Einschlag ins Fangnetz bekommt sie nicht mehr mit, ebenso nicht, dass sie schlaff wieder zurück auf die Piste rutscht, während die Konkurrentinnen an ihr vorbei rauschen.

Schwere Stürze: Sie gehören in Sotschi leider zur Gewohnheit der sogenannten Funsportarten Snowboard und Ski-Freestyle. Die Bilanz auf Skiern: Auf der Buckelpiste zieht sich Heidi Kloser (USA) multiple Verletzungen (Riss des vorderen Kreuzbandes, Anriss des inneren Seitenbandes, Fraktur des Oberschenkels) zu, auch Ex-Weltmeister Guilbaut Colas (Frankreich) reißt sich das Kreuzband.

Im Slopestyle-Wettbewerb verletzt sich Yuki Tsubota (Kanada) den Kiefer, weil sie nach einer zu kurzen Landung mit dem eigenen Knie ins Gesicht schlägt.

Am schlimmsten erwischt es am Samstag aber die russische Skicrosserin Maria Komissarowa alleine im Rosa Chutor Extreme Park: Sie bricht sich bei einem Trainingssturz den zwölften Brustwirbel, wird sechseinhalb Stunden notoperiert, bekommt ein Metallimplantat. Russlands Präsident Wladimir Putin besucht sie auf der Intensivstation.

Am Sonntag ist ihr Zustand "stabil, aber ernst". Die Ärzte klären nun, ob die 23-Jährige von der Klinik in Krasnaja Poljana in ein Spezialkrankenhaus verlegt werden kann. Ihr droht ein Leben im Rollstuhl.

Am Sonntag muss dann beim Snowboardcross neben Hernandez auch die Norwegerin Helene Olafsen (23) mit dem Rettungsschlitten abtransportiert werden. Olafsen erleidet eine Kreuzband- und Meniskusverletzung, Hernandez kann sich nach dem Blackout immerhin wieder alleine aufrichten. Diagnose: Gehirnerschütterung.

"Jeder fährt am Maximum", erklärt der kanadische Trainer Marcel Mathieu. "Wir üben jede Situation. Wenn jemand vor dir stürzt, weichst du aus." Die Bedingungen in Sotschi tun ihr Übriges zum Sturzfestival dazu. "Es war, als ob man auf Kartoffelbrei landet", sagt Hernandez’-Teamkollegin Lindsey Jacobellis angesichts des im warmen Wetter aufgeweichten Schnees.

Die dreifache X-Games-Gewinnerin Jacobellis hatte 2006 in Turin Berühmtheit erlangt, als sie im Finaldurchgang in Führung liegend stürzte, weil sie übermütig einen Sprungtrick zeigte. Diesmal stürzt sie im Halbfinale in Führung liegend. Der Olympiasieg geht derweil an die bekennende Bartträgerin Eva Samková aus Tschechien (siehe oben).

Am Montag greift Konstantin Schad (Fischbachau) im Snowboardcross der Männer nach einer Medaille – wenn er denn durchkommt.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.