Schlamm-Jogging an der Isar
Mit der Sonne kommt die Lust aufs Laufen. Doch geht das trotz der momentanen Hochwasserlage? Die AZ hat's getestet.
München - Endlich! Der Dauerregen hat aufgehört, es kribbelt in den Beinen. Vor allem jetzt, wo das Wetter endlich wieder besser wird, zieht es einen raus, man will sich bewegen. Joggen ist da die Alternative Nummer eins. Bevorzugtes Revier der Münchner ist die Isar. Ob das aber geht beim aktuellen Hochwasser? Die Isar ist in den vergangenen Tagen zu einem reißenden Fluss geworden. AZ-Reporterin Agnes Vogt hat es trotzdem versucht und ist die knapp sieben Kilometer zwischen der Ludwigs- und der Thalkirchner Brücke gejoggt.
Ludwigsbrücke Ich starte am Deutschen Museum. Die Luft ist feucht, vereinzelt fallen noch ein paar Regentropfen, aber der Weg an der Isar ist trocken. Es geht am Deutschen Museum vorbei, durch die Unterführung unter der Corneliusbrücke – sie ist nicht mit Wasser vollgelaufen und ich kann durchjoggen.
Corneliusbrücke Hier muss ich an den ersten Sperrgittern vorbei. Wegen des Hochwassers hat die Stadt die Wege runter zum Isarufer abgesperrt, aber die wenigsten Jogger oder Radler, die mit mir unterwegs sind, halten sich tatsächlich auch daran und bleiben auf dem oberen Fußweg. Der Weg scheint recht sicher, darum laufe ich auch dort.
Reichenbachbrücke Es ist matschiger und nasser. Die Isar neben mir rauscht wie ein aufgewühltes Meer, ist schlammig und einfach nur reißend. Baumstümpfe hat sie ans Ufer gespült, die wiederum haben Fahrradschilder umgebogen.
Wittelsbacherbrücke Immer wieder muss ich – wie auch alle anderen, die hier radeln, joggen oder spazieren – den unteren Weg direkt an der Isar verlassen. Das Wasser steht immer wieder komplett in den Isarauen. Also muss ich rauf auf den oberen äußeren Weg. Der ist aber ein reiner Schlamm- und Matschweg. Weiß sind meine Joggingschuhe schon lang nicht mehr und langsam sickert das Wasser durch den Stoff.
Brudermühlbrücke Kurz vor der Brudermühlbrücke wage ich mich wieder runter, möchte versuchen, unter der Brücke hindurchzukommen – oberhalb müsste ich einen zu großen Umweg durch das Wohngebiet laufen. Die Isar rauscht durch ihr Flussbett und hat alles unterspühlt. Ich wage mich durch die Unterführung und riskiere nasse Füße. Aber viel schlimmer kann es nicht mehr werden. In der Riesenpfütze kommt mir sogar ein anderer Jogger entgegen. „Ist nass, gell“, sagt er und grinst. Ja, ist es. Hätte ich doch den Weg um die Candidstraße herum nehmen sollen?
Flaucher Hier ist die Isar richtig reißend, ganze Bäume und Sträucher treibt sie mit sich und spätestens jetzt wird aus dem normalen Jogging bei schlechtem Wetter „Cross-Jogging“. Wenn es nicht weiter geht, muss ich durch die Böschung hoch auf den Matschweg. Da ist aber jeder Schritt gefährlich: Es ist glitschig und rutschig. Die Erde ist vollgesogen mit Wasser.
Flauchersteg Neben mir rauscht die Isar wie ein aufgepeitschtes Meer. In Wellen überspühlt sie immer wieder den Weg. Gefährliche Stromschnellen haben sich gebildet und der Weg ist so überflutet, dass ich durch das äußere Sandbett laufen muss – oder auf dem höhergelegenen Weg, auf dem Füße und Beine mit Matsch vollgespritzt werden.
Thalkirchner Brücke Geschafft – knapp sieben Kilometer an der Hochwasser-Isar entlang habe ich hinter mir. Zum Schluss war es schon kein normales Joggen mehr. Sondern Cross-Jogging.
Fazit Auch wenn das Wetter in den nächsten Tagen endlich gut werden soll, ist das Joggen an der Isar nicht wirklich zu empfehlen: Die Wege sind sehr schlammig und nass. Außerdem wird das Hochwasser vorerst bleiben. Grund ist der Sylvensteinspeicher südlich von Lenggries. Damit er nicht überläuft, wird dort kontrolliert Wasser in die Isar geleitet: Am Sonntag waren es 190 Kubikmeter, Montag waren es 220 Kubikmeter pro Sekunde. Aus diesem Grund bleiben vorerst auch die Absperrgitter stehen, denn wie sich der Pegel der Isar in den nächsten Tagen verhält, ist nicht absehbar.
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