Schlag seines Lebens: Tyson Fury schlägt Dillian Whyte k.o.

Es war ein Schlag, der ein würdiger Abschluss für eine großartige Karriere wäre. In der sechsten Runde seiner Titelverteidigung in der mit 94.000 Fans ausverkauften Wembley-Arena nahm Weltmeister Tyson Fury mit der Linken noch mal Maß, prüfte die Distanz zu Dillian Whyte.
Whyte: K.o. nach gewaltigem Aufwärtshaken
Dann zog er mit der Rechten ohne Ansatz einen gewaltigen Aufwärtshaken ans Kinn seines Herausforderers. Der 34-Jährige wurde durchgeschüttelt, in seinen Grundfesten erschüttert - und knallte nach einem finalen Schubser zu Boden. Whyte kämpfte sich auf seine wackligen Beine, war aber in keinem Zustand, sich irgendeinem Kampf - geschweige denn einem Fight gegen den besten Schwergewichtler der Welt - zu stellen. Eine Sekunde vor dem Ende der Runde beendete Referee Mark Lyson den Fight. "Das war der Schlag seines Lebens", jubelte der britische Kommentator. Fury selber meinte später: "Selbst Lennox Lewis wäre auf diesen Aufwärtshaken stolz gewesen." Der dreimalige Weltmeister Lewis (56) gilt als der unumstrittene König des Aufwärtshakens.
Fury nach k.o.: Stolz auf sich selbst
Stolz war vor allem Fury - auf sich selbst. 33 Profikämpfe, nicht einen hat der 33-Jährige, der nach dem Sensationssieg über Wladimir Klitschko im Jahr 2015 eine jahrelange Pause wegen schweren Depressionen einlegen musste, verloren. 32 Siege bei nur einem Remis stehen in seinem Kampfrekord.
Angekündigtes Karriereende
Und Fury, der vor dem Fight angekündigt hatte, dass er danach seine Karriere beenden und nur noch auf "einer Jacht durchs Mittelmeer schippern und meine Millionen und mein Leben genießen" will, bekräftigte diese Absicht erneut. "Ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte. Ich bin einer der größten Boxer in der Geschichte dieses Sports. Ich höre als zweiter ungeschlagener Schwergewichtler nach Rocky Marciano auf. Ich war in diesem Spiel unschlagbar", sagte Fury: "Ich habe meiner wunderbaren Frau Paris bereits nach der Fight-Trilogie gegen Deontay Wilder versprochen, dass ich aufhöre. Dann ergab sich die Chance, dass ich in England eine Abschiedsvorstellung gebe. Das war ich den Fans schuldig. Aber ich bin ein Mann, der sein Wort hält. Ich stehe bei Paris im Wort."
Fury: Ständchen zum Abschied
Dann ergriff WBC-Champion Fury das Mikro und ging seiner zweiten Passion nach - er sang. Da ist er zwar sicher nicht der Beste der Welt, aber der Unterhaltungswert von Fury, diesem geborenen Entertainer, ist einzigartig. "Ich habe was für euch", schrie Fury ins Mikro, ehe er voller Inbrunst den Evergreen "American Pie" anstimmte und die 94.000 im Stadion zum Mitsingen animierte. Und wenn Fury singt, singen alle.
War es das für Tyson Fury?
War es das also? Der letzte Auftritt von Fury, diesem 2,06-Meter-Riesen mit dem noch größeren Charisma und Ego? "Es kann gut sein, dass dies der finale Vorhang für meine Laufbahn war", sagte Fury, "es kann gut sein, dass es das für mich war." Immerhin in dieser Ansprache versteckte er ein paar Konjunktive, die eine Hintertür offen lassen. "Er hat nichts mehr zu beweisen. Wäre da noch etwas, würde ich sagen, mach das, Tyson. Aber da ist nichts mehr", sagte Ehefrau Paris, ehe auch sie die Tür einen Spalt weit öffnete. "Der einzige Grund für ein Comeback wäre ein Vereinigungskampf."
Doch noch Titeljagd für Fury?
Denn die anderen Titel (WBA, WBO, IBF) hält zur Zeit der Ukrainer Oleksandr Usyk, der Furys Landsmann Anthony Joshua entthront hatte. Der Rückkampf soll schon in Bälde steigen. Fury wollte schon immer alle Titel innehaben - und damit zu einem der Größten der Größten aufsteigen. Dann wäre er nicht mehr nur der Gypsy King, sondern der King - der König des Boxens.