Schaffartzik: Pate im Kampf gegen Leukämie
München - „Ich kann mich noch erinnern: Ich bin mal mit Glatze und aufgedunsenem Gesicht über den Kurfürsten-Damm in Berlin gelaufen. Dann kamen drei Typen an und haben gesagt: „Kuck mal, wie komisch der aussieht“, sagt Heiko Schaffartzik. Damals war der jetzige Bayern-Star und Kapitän der Nationalmannschaft gerade einmal 13 Jahre alt. Und sein Erscheinungsbild verzerrt von einer lebensbedrohlichen Krankheit: Leukämie.
Schaffartzik gewann den Kampf gegen den Blutkrebs. Und besuchte am Dienstag die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz in der Blutenburgstraße. SIe hat sich die Unterstützung und Begleitung von Familien mit lebensbedrohlich schwerstkranken oder mehrfachbehinderten von Ungeborenen bis hin zum jungen Erwachsenenalter zur Aufgabe gemacht.
Seit Februar unterstützt der FC Bayern Basketball das Hospiz, das derzeit ein neues Grundstück sucht, um Platz für junge Erwachsene zu schaffen, die in ihren Familien nicht ausreichend betreut werden können. Heiko Schaffartzik tritt für das AKM als Pate auf. Der Basketball-Star traf dort einen Jungen, der sein Schicksal teilt: Der 15-jährige Jannik bekam die Diagnose Leukämie - ebenfalls mit 13 Jahren. „Ein gesunder Mensch hat tausend Wünsche. Ein kranker hat nur einen“, sagt Jannik. Er geht offen mit seiner Krankheit um, spricht über 139 Narben am Rücken wegen der notwendigen Lumbalpunktion des Rückenmarks und sagt kämpferisch: „Ich bin noch hier!“
Der mittlerweile 31-jährige Basketball-Star verhielt sich nach seiner Leukämie-Diagnose anders. „Als ich davon gehört habe, fragte ich: Okay, wie lange dauert es? Ich habe es wie eine Verletzung aufgenommen. Ich habe fast nie darüber gesprochen, habe das nicht an mich rangelassen. Für meine Eltern war es schlimmer, sie haben oft geweint“, erzählt Schaffartzik, der sich mit dem Jungen über die Last der Chemotherapie austauschte. „Die Chemo war sehr hart. Damals waren bei mir sämtliche Schleimhäute kaputt, die Übelkeit war noch das geringste Problem.“
Der gebürtige Berliner verpasste damals drei Quartale der achten Klasse in der Schule. „Meine Mutter ist selbst Lehrerin, sie ließ sich ein Jahr lang freistellen und gab mir Heimunterricht. Da ich das letzten Quartal bestanden habe, ging es für mich ganz normal in der neunten Klasse weiter“, sagt Schaffartzik, der mit Betroffenen fühlt, die nicht soviel Glück haben, wie er selbst: „Das ist schon taff. Wenn ein 50-jähriger Mann, der 30 Jahre lang geraucht hat, an Lungenkrebs stirbt, ist das auch traurig. Aber Kinder? Die können nichts dafür.“
Es ist ihm ein Anliegen, sich für die Stiftung zu engagieren, die sich zu 80 Prozent durch Spenden finanziert und Betroffene mitsamt Familien betreut, egal wie der Kampf ausgeht. Und Jannik, der zwar erfolgreich therapiert ist, aber erst fünf Jahre nach seiner Diagnose 2012 als geheilt gilt, konnte er eine Freude machen: Als Geschenk gab’s ein signiertes Trikot, einen Basketball und Freikarten zu einem der nächsten Spiele der Bayern-Basketballer.
Bayerns Geschäftsführer Marko Pesic sagte zum Engagement des Basketball-Klubs: „Mehrere unserer Spieler haben Kinder. Wir wissen sehr wohl, was es bedeutet, wenn Kinder gesund sind. Wir wollen jetzt versuchen, diejenigen zu unterstützen, die mit so viel Kraft und Teamgeist Familien und deren Kindern in echten Notlagen beistehen.“
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Homepage des AKM: www.kinderhospiz-muenchen.de