"Satz mit x"
Für Mercedes beginnt die neue Formel-1-Saison wie die alte endete: mit einem Desaster. Schumacher und Rosberg werden von der Strecke gerammt, das Auto ist nicht konkurrenzfähig.
Melbourne - Vielleicht dachte Michael Schumacher vor dem Start noch einmal kurz an den 7. März 2004. Es war ebenfalls Saisonauftakt im australischen Albert Park Circuit, als er, damals noch im Ferrari, von der Pole-Position einen Start-Ziel-Sieg einfuhr. Am Ende der Saison wurde Schumacher zum siebten und bislang letzten Mal Weltmeister. Dass er in der Fahrerwertung irgendwann noch einmal ganz oben steht, daran mag man nach diesem Wochenende kaum mehr glauben.
Dabei war Schumacher zuversichtlich in das Rennwochenende gestartet: Bei den Testfahrten zuvor hatte er die Jahresbestzeit abgeliefert. Doch dann kam Melbourne. Im Qualifying reichte es nur zum elften Platz. Und das Rennen war für Schumacher vorbei, ehe es richtig begonnen hatte.
In der dritten Kurve nach Start rammte Jaime Alguersuari im Toro Rosso das Heck von Schumachers Silberpfeil. Der kam ins Kiesbett und musste mit seinem Wagen an die Box und fiel chancenlos ans Ende des Feldes zurück. Nach drei Stopps und 22 Runden das verfrühte Ende: Nach mehreren Überrundungen machte Schumacher endgültig Schluss und stellte sein schwer beschädigtes Fahrzeug frustriert in die Box. „Irgendwann hat das Team dankenswerterweise gesagt, das hat keinen Sinn mehr.” Durch den Crash sei unter anderem der rechte hintere Unterboden in Mitleidenschaft gezogen worden.
Das Mercedes-Debakel komplettierte zwei Runden später Schumacher-Teamkollege Nico Rosberg, den Rubens Barrichello unbedrängt von der Strecke rammte. „Ich habe nicht erwartet, dass da noch was kommt. Dann kam ein Schlag von hinten und das war’s”, meinte Rosberg, der sauer auf Barrichello war: „Das war kein Supermanöver von ihm.”
Mercedes-Sportchef Norbert Haug war bedient: „Wir hätten was gelernt, wenn wir länger mit den Reifen hätten fahren können. Nico konnte nichts dafür, das war ein Satz mit x. Wir hatten viele technische Probleme und konnten das Auto nicht richtig abstimmen. Für die Jungs tut mir das sehr leid. In Panik oder Hektik zu verfallen, wäre das ideale Rezept, um zu scheitern.”
Vor dem Grand Prix in Malaysia haben die Mercedes-Techniker viel Arbeit. Der neue MGP W02 machte in Melbourne Probleme gleich in mehreren Bereichen. So funktionierte im Rennen das Energierückgewinnungssystem KERS nicht. „Wir stehen vor einem Rätsel, aber wir müssen es lösen. Und ich traue uns das auch zu”, sagte Haug. Zuvor hatte es Sorgen mit dem verstellbaren Heckflügel gegeben. „Wir haben gute Zutaten, aber wir nutzen sie nicht zusammen”, meinte Teamchef Ross Brawn. Noch ist das Auto nicht konkurrenzfähig.
Das muss sich bald ändern – sonst droht dem siebenmaligen Weltmeister Schumacher wie schon im Vorjahr eine Saison zum Vergessen. „Wir müssen verstehen, was fehlt”, sagte er. „Alles in allem glaube ich weiterhin, dass wir Potenzial besitzen. Das haben wir bei den Wintertests bewiesen, und ich bin überzeugt, dass wir zurückschlagen werden”, Und gab am Ende doch zu: „Es wäre auch ohne die Zwischenfälle an diesem Wochenende schwer geworden.”