Sandkasten-Spiele: Olympia-Skiressorts liegen an den Ausläufern der Wüste Gobi

Peking - Schnee - die große Unbekannte bei den Olympischen Winterspielen in Peking.
Dem Deutschen Skiverband war es, außer in gewissen Disziplinen mit Testwettkämpfen wie etwa Skicross, nicht möglich, vorab Einblick in die örtlichen Bedingungen zu erhalten. Das teilt ein Sprecher auf AZ-Anfrage mit. Der DSV rechnet in den Skigebieten mit "ähnlichen Bedingungen wie vor vier Jahren in Pyeongchang": extrem trockenem, von Wind verwehten Kunstschnee.
Olympische Spiele: In den Skiressorts fällt kaum Schnee
In den Skiresorts in Yanqing (Ski alpin) und Zhangjiakou (Ski nordisch) fiel im Vorjahr kaum natürlicher Schnee, Berichte sprechen in Yanqing von Januar bis März 2021 von zwei Zentimetern.
Vor-Ort-Messungen finnischer Verbandsvertreter an den Rennstrecken zeigten einen ordentlichen Feuchtigkeitsgrad - diese Untersuchungen stammen allerdings vom Jahreswechsel. Und in den zwei Monaten bis zum Start der Spiele verändern sich die klimatischen Bedingungen "extrem", wie Christian Höflehner sagt.
Der Racing Director des österreichischen Ausrüsters Atomic gibt der AZ Einsicht in seine Recherchen zu den Olympia-Skiressorts: "Wir haben aus den letzten Saisons gelernt. Im Jänner herrschten dort -20 Grad Celsius und im Februar waren es dann +5 Grad. Darauf muss man vorbereitet sein."
Für den Ausrüster hieß es darum: "Wir werden alles, was wir zum Vergleichen haben, mit nach China nehmen. Im Normalfall kann man im Voraus eine Grobauswahl treffen", meint Höflehner mit Blick auf die verschiedenen Ski-Varianten. Mit "zwischen 20 und 30 Paar Ski" rechnet der Atomic-Racing-Chef pro Athlet und Disziplin, "in der Abfahrt vielleicht mehr, 30 aufwärts. Manche Athleten sind ein bisschen wählerisch."
Die Wüste Gobi ist nur 20 Kilometer vom Skiressort entfernt
Für den Ausrüster ist das ein teures Spiel - er trägt die Übergepäckskosten. Für seine Stars und die Vermarktung ist Atomic das aber wert. Im Frauen-Bereich rüstet das Unternehmen beispielsweise die Top-Skifahrerinnen Mikaela Shiffrin (USA) und Sofia Goggia (Italien) aus.

Es gibt aber auch Faktoren, auf die sich auch Ausrüster kaum vorbereiten können: Wind und Sand. Von den Ausläufern der Wüste Gobi bis zum olympischen Skiresort für die nordischen Disziplinen in Zhangjiakou sind es gerade einmal rund 20 Kilometer. Praktisch soweit wie Luftlinie von Dachau zum Münchner Marienplatz. Aus der Wüste Gobi geißeln gelegentlich Sandstürme die oft spärlich bewaldete, windanfällige Umgebung. Sie dringen, wie Meteorologen sagen (wenn auch eher in wärmeren Monaten), sogar bis nach Peking vor.
Sand im Schnee: So sind die Auswirkungen auf die Ski
Die Spezialisten des finnischen Verbandes, die die genommenen Schneeproben in Laboren analysierten, haben diesen Sand auch im Schnee der Wettkampfstätten entdeckt. Höflehner ist sich des knirschenden Untergrunds sehr bewusst: "Das ist auch eines der Probleme, die wir im Blick haben."
Viel kann man dagegen als Ausrüster nicht machen, härterer Stahl ist für die Skier nicht so tauglich. Höflehner hofft daher, dass die Veranstalter die Pisten sauber halten, denn: "Sand macht den Ski nicht kaputt, er macht aber die Kanten sehr stumpf." Das führt dazu, dass die Skifahrer mit den Brettln nicht so schnell reagieren können. "Schwierig wird es dann, wenn es im unteren Teil auch noch sehr eisig wäre."
Die Nächte auf 1.700 Metern Höhe am Rand der Wüste sind nämlich auch im Februar sehr kalt. Und der kalte Wind weht kräftig - trotz einiger Aufforstungsprojekte vor den Spielen. Wegen der Böen rechnet Ausrüster Höflehner nicht damit, dass etwa die Abfahrt von ganz oben gestartet wird. Die Athleten und die Spiele müssen sich den Bedingungen, so gut es geht, anpassen - nicht umgekehrt.