Rusty will auf Reisen gehen
Ulla Salzgeber schmerzt noch immer der Tod von Wall Street. In Riem startet sie auf Wakana, daheim in Bad Wörishofen wartet das Erfolgspferd.
AZ: Frau Salzgeber, nach den Medaillen in Athen ist es still um Sie geworden, in der Weltrangliste tauchen Sie nicht auf. Warum starten Sie bei Pferd International?
ULLA SALZGEBER: Das ist schließlich mein Hausturnier. In München gehe ich gerne an den Start, wenn ich oder die Pferde nicht krank sind. Im vergangenen Jahr war ich allerdings nur als Zuschauerin da.
Nachdem Ihr Erfolgspferd Rusty 2004 „in Rente“ ging, lief es international nicht mehr.
Es war eine sehr schwierige und traurige Zeit für mich. Ich hatte keine konkurrenzfähigen Pferde, weil mir 2005 innerhalb eines halben Jahres meine zwei besten eingegangen sind.
Wie konnte das passieren?
Es fällt mir noch immer schwer, darüber zu sprechen. Besonders der Tod von Wall Street geht mir noch sehr nahe. Er starb an einer Kolik. Damals bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Und dann ist auch noch Loretto im Training die Aorta geplatzt und innerhalb von zwei Minuten innerlich verblutet. Das war sehr tragisch.
Ihre jetzigen Pferde heißen Herzsprungs Erbe und Wakana. Welches Potenzial haben die beiden?
Ich traue mich zu sagen: Ich werde versuchen, wieder an die Weltspitze heranzukommen. Herzi ist erst neun, aber hat keine Schwächen. Wo Rusty nervös wurde, bleibt Herzi ruhig. Seine Karriere fängt jetzt langsam an. Wenn nichts dazwischen kommt, werde ich mit ihm beim Weltcup im Winter angreifen.
Und Wakana?
Heidi, wie wir sie nennen, ist ein Jahr jünger, hat aber auch viel Potenzial. Mit ihr gehe ich in München die kleine Tour. Herzi ist nicht dabei, weil ich mit ihm in der nächsten Woche in Ungarn starte. Das wäre alles etwas viel für ihn.
Und für Sie? Sie feiern im Sommer Ihren 50. Geburtstag. Wäre es nicht Zeit, übers Karriereende nachzudenken?
Nein, überhaupt nicht. Die viele Zeit an der frischen Luft hält mich fit. Wenn Herzi und Heidi einschlagen, komme ich zurück an die Spitze.
Wäre dann Olympia noch einmal ein Thema für Sie?
Peking habe ich nie angepeilt. Aber 2012 in London will ich wieder mit dabei sein.
Was macht der mittlerweile 20-jährige Rusty in Rente?
Er ist bei uns in Bad Wörishofen, geht täglich auf die Koppel und wird nur selten geritten. Ab und zu gehe ich mit ihm spazieren, dann unterhalten wir uns ein bisschen. Wenn ich ihm eine Freude machen will, stelle ich ihm Wakana vor die Box. Die liebt er abgöttisch. Und sobald er einen Lkw hört, ist er nicht mehr zu bremsen. Er würde am liebsten sofort wieder auf Reisen gehen.
Mit welchem Gefühl reiten Sie heute auf ihm?
Ich bin ihn zuletzt 2006 geritten. Nach Olympia sind wir ab und an ins Gelände, aber das war hart für mich: Die ganzen Turniere und dann nur noch ins Gelände - das ging nicht.
Interview: Joscha Thieringer
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