Russland-Entscheidung des IOC: Olympischer Meineid

Der leitende Sport-Redakteur Matthias Kerber über die Russland-Entscheidung des IOC.
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Bei den Olympischen Spielen 2012 in London durfte Tennisspielerin Maria Sharapova bei der Eröffnungszeremonie die russische Flagge tragen
dpa Bei den Olympischen Spielen 2012 in London durfte Tennisspielerin Maria Sharapova bei der Eröffnungszeremonie die russische Flagge tragen

Der leitende Sport-Redakteur Matthias Kerber über die Russland-Entscheidung des IOC.

Die Politik sollte sich generell aus dem Sport heraushalten. Die Boykotte von Olympia 1980 in Moskau (durch den Westen) und 1984 durch die Sowjets und andere Ostblockstaaten haben die Dummdreistigkeit solch populistischen Säbelrasselns auf dem Rücken der Sportler verdeutlicht. So der Grundsatz.

Doch anders ist der Fall gelagert, wenn sich die Politik in den Sport einmischt, diesen missbraucht und pervertiert. Russland hat Staatsdoping betrieben, unterstützt vom Inlandsgeheimdienst wurden Dopingproben manipuliert, der Anti-Doping-Kampf ad absurdum geführt. Doch statt eines Kollektivausschlusses, gibt es einen schüchtern erhobenen Zeigefinger und einen sanften Patsch aufs Gaunerhändchen, der so zart ausfällt, dass grobgestrickte Seelen ihn als gutheißendens Tätscheln missverstehen können/müssen.

Die völlig falsche Botschaft des IOC

Das IOC hat durch seine Weigerung, die von Oliver Kahn in allen Lebenslagen geforderten Eier zu zeigen, die Glaubwürdigkeitskrise weiter verschärft. Der Ruf ist schon länger so ramponiert, dass sich in Deutschland die Wähler bei Volksbefragungen weigern, Olympia hier zu veranstalten und dem Zwielichts-Gebahren den Segen zu geben. Noch verwerflicher ist, dass Julia Stepanowa, die diesen Dopingskandal aufgedeckt hat, an den Spielen nicht teilnehmen darf. Ein klareres Signal, die Mauer des Schweigens um die Machenschaften in der Dopingwelt nicht anzugreifen, kann man nicht senden.

Der Olympische Eid lautet: „Im Namen aller Athleten verspreche ich, dass wir an den Olympischen Spielen teilnehmen und dabei die gültigen Regeln respektieren und befolgen und uns dabei einem Sport ohne Doping und ohne Drogen verpflichten, im wahren Geist der Sportlichkeit, für den Ruhm des Sports und die Ehre unserer Mannschaft.“ Wer immer diesen Eid in Rio sprechen wird, er muss ein echter Zyniker sein, denn er weiß, dass er einen Meineid schwört, wenn er für alle Teilnehmer den Leumundszeugen gibt.

Lesen Sie hier: IOC lässt russisches Rumpfteam in Rio zu

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