Rot gegen Riesen: 40 Minuten Hölle
München - Im Audi Dome passiert in diesen Tagen scheinbar Paradoxes: Je näher die Basketballer des FC Bayern an den ersten Titel der jüngeren Vereinsgeschichte heranrücken, desto mehr bremsen, mahnen sie. „Wir selbst sind nicht euphorisch, aber sehr motiviert für das, was in den nächsten Wochen ansteht“, sagt Trainer Svetislav Pesic vor dem Playoff-Viertelfinale (best of five) gegen die Riesen Ludwigsburg.
Das erste Spiel steht am Samstag (19.30 Uhr) an. „In den Playoffs ist alles möglich und wenn wir denken, der Heimvorteil durch den ersten Platz wird uns schon weiterhelfen, dann wäre das übermütig und naiv“, sagt Pesic. Ist der Einzug ins Halbfinale tatsächlich gefährdet? Die beiden Teams im Check.
Die Zahlen: Die Bayern haben von 34 Spielen 29 gewonnen. Ludwigsburg ist mit 18 Siegen knapp vor dem Mitteldeutschen BC in die Playoffs gerutscht. Die beiden bisherigen Spiele in der laufenden Saison gewann der FC Bayern souverän: Mit 92-67 und 95-71. Während die Bayern mit einem Etat von rund zwölf Millionen Euro arbeiten, steht Ludwigsburg, das knapp 10 Kilometer nördlich von Stuttgart liegt und etwa 88000 Einwohner hat, rund ein Viertel davon zur Verfügung.
Die Stars: Den größten Namen auf dem Parkett dürfen die Riesen für sich beanspruchen: Michael Stockton ist der Sohn von NBA-Legende John Stockton. Der Senior führt in der besten Liga der Welt sowohl die ewige Statistik der meisten Zuspiele, als auch der meisten Ballgewinne an. Der Junior ist immerhin ein solider BBL-Aufbauspieler. Ihm zur Seite steht Keaton Grant – mit 16,1 Punkten im Schnitt der drittbeste Scorer der Liga. Der Anker im Spiel ist Forward Coby Karl – er spielt im Schnitt 33,2 Minuten.
Dauerläufer der Bayern ist Malcolm Delaney (25,7 Minuten), zugleich wertvollster Spieler der Liga. Was sie haben und Ludwigsburg nicht: Einen Kader, in dem jede Position mit nahezu gleichbleibender Qualität mindestens doppelt besetzt ist. Und gleich eine Handvoll Spieler, die in der Lage sind, ein Spiel zu entscheiden: Delaney sowieso, dazu auch Heiko Schaffartzik, Nihad Djedovic oder Bryce Taylor.
Die Trainer: Auf der einen Seite steht mit Svetislav Pesic ein hochdekorierter internationaler Veteran an der Seitenlinie, der bis hin zur Weltmeisterschaft alles gewonnen hat, was es im Basketball zu gewinnen gibt. Und immer noch für sein Feuer zugleich geliebt und gefürchtet wird. In Ludwigsburg hat John Patrick das Kommando. Der hat sich in der BBL mit unnachgiebigem Defensiv-Basketball einen Namen gemacht: „Full court 40 minutes hell“ nennt er sein System, 40 Minuten Hölle für den Gegner auf dem gesamten Parkett. Patrick hat mit Göttingen 2010 die Eurochallenge gewonnen.
Die Spiele: Samstag, 10. Mai, 19.30 Uhr (Audi Dome); Dienstag, 13. Mai, 18.05 Uhr; Donnerstag, 15. Mai, 20 Uhr (Audi Dome); Spiel 4*: Sonntag, 18. Mai, 17 Uhr; Spiel 5*: Mittwoch, 21. Mai, 20 Uhr (Audi Dome) *falls erforderlich
Die Prognose: An einem exzellenten Tag gewinnt Ludwigsburg ein Heimspiel. Ansonsten: 3:0 Bayern.