Rosbergs Kampf gegen die Natur

Der Deutsche Nico Rosberg adelt vor seinem Heimrennen Teamkollege Lewis Hamilton. „Ein Mega-Naturtalent, der sich darauf immer wieder ausruhen kann!“
von  Matthias Kerber

Hockenheim - Es hatte etwas von einem Kotau, einem ehrfürchtigen Kniefall, was Nico Rosberg da vor einem der wichtigsten Rennen dieser Formel-1-Saison, ausgerechnet vor seinem Heimrennen am Hockenheimring (So, 14 Uhr, RTL und Sky) absonderte. „Lewis ist ein Mega-Naturtalent, der sich leider immer wieder darauf ausruhen kann. Er steigt in ein Auto und ist einfach schnell“, sagte Rosberg in „Bild“ über Lewis Hamilton. Seinen Teamkollegen, den ewigen Erzfeind. Den Mann, der ihm in den letzten zwei Saisons jeweils den WM-Titel weggeschnappt und ihn zum ewigen Zweiten degradiert hat.

Auch jetzt schickt sich Hamilton wieder an, Rosberg in die Schranken zu verweisen. Am vergangenen Sonntag hat der Brite durch seinen Sieg auf dem Hungaroring in Ungarn erstmals in der Saison die WM-Führung übernommen. Futsch ist der einst so komfortable Vorsprung des Deutschen von 43 (!) Punkten auf seinen Teamkollegen, stattdessen liegt er jetzt sechs Zähler hinten. Alles verspielt, verfahren in nur sechs Rennen.
Die Ehrlichkeit, die Rosberg gegenüber seinem ärgsten Konkurrenten an den Tag legt, ehrt ihn. Dass der egozentrische Hamilton so eine Lobeshymne auf Rosberg anstimmen würde? Undenkbar! Da, wo der Deutsche sich schon mal öffentlich selbst kasteit, trägt Hamilton permanent und penetrant seine Selbstverliebtheit zur Schau. „Ich gehe meinen eigenen Weg“, sagte Rosberg, „nämlich den, dass ich meine Fehler auch mal zugebe. Irgendwann kommt die Wahrheit sowieso ans Licht. Manchmal habe ich die Schnauze voll davon, wie unehrlich es in der Formel 1 mitunter zugeht.“ Eine Spitze gegen Hamilton? Er fügte er nur noch an, dass er selbst lieber gleich alles sage und vielleicht Prügel einstecke, „aber ich kann weiter in den Spiegel schauen“.

In den Spiegel schauen, wird Hamilton sicher oft. Aber nicht, um sich oder seine Methoden zu hinterfragen. Gnadenlos betreibt der 31-Jährige seine berühmten Psychospielchen gegen Rosberg (und alle, die ihm gefährlich werden können). Daran ist die Freundschaft der beiden, die sich seit Teenagertagen bestens kennen, zerbrochen. „Es geht um Fairness. Das sollte man nicht vergessen. Du kannst nicht dauerhaft Krieg gegeneinander führen, das raubt Energie und macht keinen Spaß. Mehr als viel Respekt ist nicht mehr übrig von der Freundschaft.“ Respekt – in diesem Fall in Form eines Art Kotau.    

 

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