Rosberg verliert WM-Führung an Hamilton

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Ungarn gewonnen und seinem zweitplatzierten Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg die WM-Führung abgejagt. Der Deutsche verlor das Rennen am Start.
Budapest - Nico Rosberg hat ausgerechnet vor dem lang ersehnten Heimspiel die WM-Führung an Lewis Hamilton verloren.
Im engen Mercedes-Duell beim Großen Preis von Ungarn wurde Rosberg nur Zweiter hinter dem Weltmeister aus England, steht vor der Reise nach Hockenheim erstmals in dieser Saison nicht mehr an der Spitze - und musste zwei Tage nach der Freude über seine Vertragsverlängerung den bislang bittersten Moment des Jahres ertragen.
Den Sieg hatte Pole-Setter Rosberg dabei schon am Start weggeschmissen, Hamilton überrumpelte seinen Dauerrivalen auf den ersten Metern und sicherte sich anschließend souverän seinen fünften Saisonsieg in den vergangenen sechs Rennen.
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Damit geht der Engländer beim "Auswärtsspiel" am kommenden Sonntag erstmals in diesem Jahr als Führender des Klassements an den Start: Sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf Rosberg, der seit dem Saisonbeginn in Australien im März ganz vorne gestanden hatte.
#F1 #HungarianGP - Race Session results*
— FIA (@fia) 24. Juli 2016
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Hinter dem Silber-Duo fuhr Mitfavorit Daniel Ricciardo (Australien) im Red Bull auf das Podest. Für Ferrari-Pilot Sebastian Vettel (Heppenheim) reichte es nach Startplatz fünf noch für den vierten Rang vor Youngster Max Verstappen (Niederlande) im zweiten Red Bull. Nico Hülkenberg (Emmerich) sammelte als Zehnter einen WM-Punkt für Force India, Pascal Wehrlein (Worndorf) steuerte den unterlegenen Manor auf den 19. Platz.
Nach zuletzt schwierigen Monaten mit zahlreichen Niederlagen hatte das Wochenende für Rosberg dabei noch traumhaft begonnen. Am Freitagmorgen verkündete Mercedes in einem stimmungsvollen Internetclip die Verlängerung des Vertrages bis 2018, die Zukunft des Deutschen beim Branchenführer war damit gesichert, Rosberg wirkte zufrieden wie lange nicht.
Vier Rote Flaggen
In der Folge schien er diesen Schwung zu nutzen. In den Trainingseinheiten war Rosberg der Schnellste, während Hamilton seltsam unsicher wirkte. Und auch in den letzten Sekunden eines "Wahnsinnsqualifyings", wie Rosberg es nannte, war der gebürtige Wiesbadener der große Gewinner.
Starker Regen und zahlreiche Unfälle hatten für vier Rote Flaggen gesorgt, viermal musste die Rennleitung also alle Autos an die Box beordern. Die Zeitenjagd dauerte zwei Stunden und damit doppelt so lange wie üblich, am Ende sah Hamilton zwar bereits wie der sichere Sieger aus - doch ein Dreher von Fernando Alonso raubte ihm seine letzte schnelle Runde.
Rosberg bedankte sich und holte doch noch den ersten Startplatz. "Der ist hier sehr wichtig, es ist schwierig, auf dem Hungaroring zu überholen", sagte Rosberg noch. Wie und vor allem wann es eben doch geht, zeigte Hamilton am Sonntagmittag dann allerdings eindrucksvoll.
Einziger Aussetzer am Start
Schon vor der ersten Kurve schob er sich vorbei, auch Ricciardo rutschte zunächst durch. Den Australier kassierte Rosberg allerdings mit einem starken Manöver gleich wieder. So sollte der schwache Start auch der einzige echte Aussetzer des Deutschen an diesem heißen Nachmittag vor den Toren Budapests bleiben.
Seinem Teamkollegen blieb er auf den Fersen, schien eigentlich der schnellere Mann zu sein, fand aber keine Ansatzpunkte um ihn wirklich unter Druck zu setzen. Dahinter war Red Bull zwar wie erwartet schnell unterwegs, insgesamt hatte Mercedes aber doch kaum Probleme, den relativ geringen Abstand auf die Verfolger zu verteidigen.
Auch Vettel absolvierte ein konzentriertes Rennen und sprengte damit das Red-Bull-Duo. An Verstappen kam der Deutsche schon während der ersten Boxenstopp-Phase vorbei - um Druck auf Ricciardo auszuüben, war der Ferrari aber letztlich nicht schnell genug.
Brenzlig wurde es für Hamilton noch einmal, als Haas-Pilot Esteban Gutierrez bei einer Überrundung nicht Platz machte. Hamilton präsentierte dem Mexikaner den Stinkefinger, zog dann doch noch vorbei, Rosberg war wieder richtig nah dran - konnte auch dies aber nicht mehr nutzen.