Rosberg und Heidfeld: Schumis Testfahrer
MÜNCHEN - Als Nico Rosberg vergangene Saison bei Mercedes unterschrieb, wähnte er sich als Nummer eins – nun stiehlt ihm der Rekordweltmeister die Show. Heidfeld wird wohl der dritte Mann im Silberpfeil.
Immerhin, dieses eine Rennen hat Nico Rosberg schon mal gewonnen gegen Michael Schumacher. Wenn der erste echte Silberpfeil seit 1954 am Montag bei den offiziellen Tests in Valencia erstmals auf die Rennstrecke geht, darf Rosberg vor Schumacher Vollgas geben und die Installationsrunde fahren.
Wenigstens da wird Rosberg im Rampenlicht stehen. Es ist ein symbolisches Geschenk des Rennstalls für den 24-Jährigen. Doch lange wird der in Wiesbaden geborene Monegasse diese Ehre nicht genießen können. Kurz nach ihm wird, sofern das Auto hält und Rosbergs Runden gut aussehen, auch Michael Schumacher in den Silberpfeil steigen. Der „Retter der Formel1“, wie die Experten und Ex-Rennstars Niki Lauda, Klaus Ludwig und Formel-1-Oberzampano Bernie Ecclestone nicht müde werden, zu sagen.
Jener Schumacher, der Rosbergs Karriere empfindlich stören könnte. Als der Weltmeistersohn, der die vergangenen vier Jahre beim unterlegenen Williams-Rennstall überraschend gute Zeiten fuhr, während der letzten Saison bei Mercedes unterschrieb, war der vermeintliche Heilsbringer noch ein Formel-1-Rentner. Dass Schumacher zurückkehren würde, war damals ein Hirngespinst.
„Als ich unterschrieben habe, war von Schumacher überhaupt nicht die Rede", sagt Rosberg, „ich bin davon ausgegangen, dass Jenson Button mein Teamkollege wird.“ Oder vielleicht auch Nick Heidfeld. Der frühere BMW-Pilot (32), der nun vor einem Engagement als Test- und Ersatzfahrer bei Mercedes steht.
Gefühlt ist Rosberg nun aber auch ein Testfahrer de luxe für Schumi, dabei hätte er der erste deutsche Silberpfeil-Pilot seit Hans Herrmann und Karl Kling sein können. Nun ist er nur noch der andere Deutsche neben Schumacher. Zwischen den „Weltstars“ Mercedes und Schumacher, wie Daimler-Boss Dieter Zetsche bei der Präsentation sagte, ist Rosberg nur noch der Lehrling, der „kommende Star“ (Zetsche), „der smarte und intelligente Junge" (Teamchef Brawn).
Das war nett gemeint vom Briten. Aber welcher Pilot will sich schon auf sein Äußeres und seine Klugheit reduzieren lassen? Rosberg, der ein Einser-Abitur gemacht hat und ein paar Semester Physik studiert hat, lächelte am Montag gequält. Er weiß, dass er im Viergestirn Mercedes, Schumacher, Brawn und Motorsportchef Norbert Haug erst Mal das fünfte Rad am Wagen ist. Er ist zu jung, zu talentiert, zu ehrgeizig, um nur die Nummer zwei hinter Schumacher zu sein. Gleichzeitig ist er, der schon vier Jahre Formel 1 hinter sich hat, eigentlich auch schon zu erfahren, um von Schumacher großartig viel lernen zu können. Trotzdem macht er vorerst das Spiel mit. „Für mich als Fahrer ist es von großer Bedeutung, Michael als meinen Stallgefährten zu haben", sagte er sogar.
Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn Rosberg gab auch zu, dass ihm mulmig wurde, als Schumacher verpflichtet wurde. „Am Anfang hatte ich schon leichte Zweifel. Ich weiß schließlich, dass Michael und Ross sich lange kennen und befreundet sind." Aber Brawn und Haug hätten ihn schließlich überzeugt, dass es „bei Mercedes keine Nummer eins gibt, dass beide Fahrer gleich behandelt werden" (Rosberg). Das mag stimmen. Und doch war es schon immer Schumachers größte Stärke, das gesamte Team hinter sich zu bringen - und seine Kollegen wie Nachwuchsfahrer aussehen zu lassen. Rubens Barrichello etwa, Schumachers ewige Nummer zwei, wiederholt seit Jahren, dass er bei Ferrari einst keine Chance bekommen hätte gegen Schumacher.
Eine Chance hat Rosberg freilich schon. Wenn er Schumacher, vor allem am Anfang der Saison, davon fahren sollte. „Nico ist eigentlich in einer sehr guten Position. Wenn er Michael schlägt, ist er der König", sagt Niki Lauda. Und falls nicht? „Dann kann er vom Rekordweltmeister lernen."
Filippo Cataldo