Rosberg und Hamilton - Rivalen im eigenen Stall
München - Ihr Duell hat das Zeug zum Klassiker, ein epischer Zweikampf, Frontflügel am Heckflügel, Rad an Rad, Visier neben Visier. Was sich Lewis Hamilton und Nico Rosberg da am Sonntag in Bahrain in ihren Silberpfeilen geliefert haben im Kampf um den Sieg, das war pure Unterhaltung – und beste Werbung für die Formel 1. „Lewis & Nico, was für ein Knall. Der Titel ist eine Familienangelegenheit. Lewis Hamilton und Nico Rosberg hören auf, Freunde zu sein und werden offiziell Rivalen“, schrieb die italienische „La Stampa“.
Rivalen sind sie tatsächlich, diese beiden coolen Hunde, die da bei Mercedes unter Vertrag stehen, sich ein ganzes Leben kennen, in Monaco im selben Appartment-Haus leben und den Titel in dieser Saison wohl wirklich unter sich ausmachen werden. Das Duell, das sie sich in Bahrain vom Start weg lieferten, war hart geführt, teilweise an der Grenze zum Überharten, doch es blieb fair. Weil beide zwar Rivalen und Vollblut-Rennfahrer sind, aber eben auch richtig viel Spaß am Racen haben – und ihr Team es ihnen erlaubt. „So wollen wir gerne rennfahren“, sagte Teamchef Toto Wolf. Das sei man dem Sport und den Fahrern schuldig. „Ich hab teilweise sogar im Helm gebrüllt, so energiegeladen war ich, dass ich das Ding noch gewinne“, sagte Rosberg. „Das war ein echtes Rennen für Rennfahrer“, meinte Hamilton, der Sieger.
Es wird spannend: Ob das Duell auch während der restlichen Saison so fair bleiben wird? Allzu oft endeten solche Stallduelle in Streit, Zwietracht – und Crashs:
Sebastian Vettel gegen Mark Webber (Red Bull, 2009 bis 2013): Ausstehen konnten sie sich von Anfang an nicht, 2010 kollidierten sie in Istanbul bei Hochgeschwindigkeit. Vettel zeigte Webber den Vogel, der schob dem Deutschen die Schuld für den Crash in die Schuhe. Später bekam Webber schlechtes Material als Vettel, gewann trotzdem und nutzte jede Gelegenheit, Vettel zu verschmähen. Als Vettel 2013 eine Teamorder ignorierte und Webber überholte, eskalierte der Streit. Vettel musste sich entschuldigen, Webber hörte dennoch nach Saisonende entnervt auf.
Lewis Hamilton und Fernando Alonso (McLaren-Mercedes 2007): Alonso, als Doppel-Weltmeister von Renault gekommen, kam mit McLaren nicht zurecht, witterte im Laufe der Saison überall Verschwörungen. Sein Vorwurf: McLaren würde den Debütanten Hamilton bevorzugen. Die beiden sprachen kein Wort mehr miteinander. Am Ende verloren sie beide den Titel an Kimi Räikkönen (Ferrari). Alonso verließ das Team, mittlerweile versteht er sich sehr gut mit Hamilton.
Ayrton Senna gegen Alain Prost (McLaren, 1989 bis 1989): Die Mutter aller Stall-Duelle: Die beiden konnten sich nicht ausstehen, im Saisonfinale 1989 kegelte Prost Senna von der Strecke, wurde Weltmeister – und musste das Team verlassen. Ein Jahr später revanchierte sich Senna. Versöhnten sich erst kurz vor Sennas Tod 1994.
Niki Lauda gegen Alain Prost (McLaren, 1984, 1985): Platzhirsch Lauda hatte Prosts Verpflichtung verhindern wollen. Der Franzose kam trotzdem. Das Duell war fair – nach außen hin. „Er hat nie aufgegeben, hat gefightet bis zum letzten halben Punkt. Er hat mich Stück für Stück zerstört. Ich fuhr raus im Training, fuhr eine Bestzeit, kaum war ich drin in der Box, war er schon wieder schneller. Ich war völlig fertig. Der härteste Rivale meiner Karriere“, erinnerte sich Lauda. Obwohl Prost sieben von 16 Rennen gewann, wurde der Österreicher Weltmeister. Mit einem halben Punkt Vorsprung, dem knappsten aller Zeiten. „1985 wirst sicher du Weltmeister“, sagte Lauda dem jungen Rivalen bei der Titel-Feier. So kam es.
Alan Jones gegen Carlos Reutemann (Williams, 1981): Der Australier und der Argentinier kämpften bei Williams gegeneinander um die WM, behinderten sich aber ständig gegenseitig – und prügelten sich sogar mal mitten im Fahrerlager. Weltmeister wurde der Brasilianer Nelson Piquet. Als Reutemann Jones ein paar Wochen später anbot, das Kriegsbeil zu begraben, antwortete der Australier: „Okay, ich begrabe es in deinem Kopf.“