Rosberg statt Vettel: Erste Wachablösung

Nico Rosberg dominiert in seinem Mercedes den Auftakt der Formel 1 in Melbourne. Weltmeister Sebastian Vettel scheidet früh aus.
von  Ralf Loweg

Nico Rosberg dominiert in seinem Mercedes den Auftakt der Formel 1 in Melbourne. Weltmeister Sebastian Vettel scheidet früh aus.

Melbourne - Als Nico Rosberg einen Luftsprung auf dem Siegerpodest machte, war Sebastian Vettel längst am Boden. Der Weltmeister erlebte in Melbourne das vorhergesagte Desaster. Schon auf der Aufwärmrunde ging seinem Red Bull die Puste aus: Keine Power, keine Chance. „Ist es normal, dass ich so wenig Power habe?“, fragte Vettel während der Aufwärmrunde.

Nur wenige Minuten später stellte er seinen lahmen Bullen dann in der Box ab. Vettel hatte Feierabend. Die bittere Erkenntnis. Seine Suzie (Name seines Autos) hat offenbar grad noch null Bock auf Formel 1. „Für mich war es eher ein bescheidenes Wochenende“, sagte der Serien-Weltmeister der letzten vier Jahre. Ganz anders war natürlich die Stimmungslage bei Rosberg. Der raste mit einem Turbo-Start allen davon und gab diese Führung bis ins Ziel nicht mehr ab. Nichts und niemand konnte ihn und seinen Silberpfeil auf dem Weg zu seinem vierten Grand-Prix-Sieg aufhalten. Das kam selbst dem Mercedes-Piloten irgendwie unheimlich vor. „Unglaublich, wie schnell und zuverlässig das Auto war. Mein Silberpfeil ging ab wie sonst was", sagte der 28-Jährige. Für Niki Lauda war der Sieger nicht von dieser Welt. „Nico ist gefahren wie ein Gott“, schwärmte der Formel-1-Boss der Silbernen: „Perfekt und fehlerfrei, von der ersten bis zur letzten Runde.“

Nach seinem Super-Sieg umarmte Rosberg vor Freude das halbe Fahrerlager. Für Freundin Vivian gab's obendrein einen liebevollen Kuss. Australien-Fan Rosberg wird sicher noch ein paar Urlaubstage Down Under verbringen, bevor es weitergeht zum nächsten Rennen nach Malaysia (30. März). Es könnte das Jahr des Nico Rosberg werden, sportlich und privat. Im Sommer will er seine Vivian heiraten, danach wäre der WM-Titel die Krönung.

Was soll mit der Startnummer sechs auch schiefgehen? Damit wurde 1982 schon Vater Keke Weltmeister. Schon jetzt zeichnet sich in der Formel 1 eine Wachablösung ab. Nach den Jahren der Red-Bull-Dominanz scheint nun Mercedes so stark wie nie zu sein. Auch wenn Rosbergs Teamkollege Lewis Hamilton früh mit Motorenproblemen ausfiel. Eine völlig neue Erfahrung macht derzeit Sebastian Vettel. Nach vier Jahren Dauer-Herrschaft ist er plötzlich nur Außenseiter. Das Autofahren hat er ganz sicher nicht verlernt. Nur: Mit seiner Suzie kann er, solange Renault die Motorenprobleme nicht in den Griff bekommt, keine großen Sprünge machen. Wie soll es jetzt weitergehen? „Wir müssen das Auto zum Leben erwecken“, sagte er. Und das kann dauern – deshalb rollt der WM-Zug zunächst mal ohne den Weltmeister. Vettel studierte schon während des Rennens die Daten des Desasters und diskutierte mit dem Team. „

Wir dürfen den Kopf nicht hängen lassen. Anderen geht es nicht besser“, sagte er. Damit dürfte er wohl Ferrari gemeint haben. Die Superstars Fernando Alonso und Kimi Räikkönen fuhren auf den Rängen vier und sieben den Erwartungen ziemlich hinterher. Red-Bull-Teamchef Christian Horner tröstete Vettel. „Das war ein schlimmes Wochenende für Sebastian. Aber er kommt ganz bestimmt wieder zurück", sagte er. Nur wie, das weiß auch er nicht. „Mercedes hat die Latte sehr hoch gelegt.“

Die Red-Bull-Pleite machte Vettels neuer Teamkollege Daniel Ricciardo komplett. Der hatte zunächst unter dem Jubel seiner Landsleute den zweiten Platz belegt, wurde aber wegen eines zu großem Benzindurchflusses disqualifiziert.
 

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