Rosberg gegen Heidfeld: Der Kampf ums Schumi-Erbe

Endlich wieder Formel 1 und zwei Deutsche, die um den Sieg mitfahren können. Beim Auftaktrennen in Melbourne lieferten sich Nick Heidfeld im BMW und Nico Rosberg im Williams einen Kampf um Platz zwei: „Das können wir gerne noch mal machen“, sagte Heidfeld hinterher. Wer von beiden tritt das Erbe von Rekordweltmeister Michael Schumacher an?
Wer ist Schumi ähnlicher: Heidfeld oder Rosberg? Der 30-jährige Familienvater im BMW gegen den 22-jährigen Weltmeister-Sohn aus Monte Carlo im Williams?
Der Faktor Ehrgeiz
Rosberg bezeichnet sich selbst als „krankhaft ehrgeizig“. In allen Lebenslagen. „Wenn ich früher mit Lewis Hamilton ins Kino gegangen bin, haben wir uns sogar ein Wettrennen darum geliefert, wer als erster das hübsche Mädchen in der Reihe vor uns ansprechen würde“, erzählt Rosberg gerne. Wenn ihn als Kind sein Vater Keke beim Tennis bezwang, weinte er. Und auch, wenn er gewann, flossen Tränen. „Weil er dachte, dass ich ihn mit Absicht gewinnen ließ“, erzählt Keke Rosberg. Heidfeld ist eher ein akribischer Arbeiter, der immer als einer der Letzten das Fahrerlager verlässt. Als überehrgeizig gilt er nicht. Vorteil: Rosberg
Der Kannibalen-Faktor
Als Rosberg 2007 kurzzeitig mit Ferrari in Verbindung gebracht wurde, sagte er nur: „Ferrari? Geil, gebt mir das Auto und ich gewinne jedes Rennen.“ Rosberg und Heidfeld dominierten, wie einst Schumacher, immer ihre jeweiligen Teamkollegen. Anders als Schumacher, der Konkurrenten aber auch mal mit unfairen Mitteln ausschaltete und zermürbte, gelten Heidfeld und Rosberg als faire Fahrer. Unentschieden
Der Tüftel-Faktor
Rosberg verzichtete wegen seiner Formel-1-Karriere auf ein Aerodynamik-Studium. „Nico hat auf dem Gebiet der Aerodynamik das größte Wissen von allen Fahrern“, lobt Williams-Technik-Chef Patrick Head. Rosberg ruft die Ingenieure sogar zu Hause an, um sie zu motivieren. Mit ihm hat Williams zurück in die Spitzengruppe gefunden. Heidfeld gilt aber wegen seiner größeren Erfahrung als etwas besserer Entwickler. Als Heidfeld 2006 von Williams weg ging, bedauerte das vor allem Technik-Guru Head. Vorteil Heidfeld
Die Gewinner-Mentalität
Heidfeld hat sein letztes Rennen 1999 in der Formel 3000 gewonnen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Nico wie Nick über 100 Rennen braucht, bis er sein erstes Rennen in der Formel 1 gewinnt“, sagt Premiere-Kommentator Marc Surer. „Nick ist kein Räikkönen“, sagt Toro-Rosso-Boss Gerhard Berger, „Nico könnte bald einer werden.“Rosberg
Der Start-Faktor
Heidfeld galt immer schon als besserer Starter als Schumacher. In Melbourne aber wurde der BMW-Pilot ausgerechnet am Start vom jüngeren Rosberg übertölpelt. Unentschieden
Faktor Nerven:
Rosberg kann ebenso schlecht mit Niederlagen umgehen wie seinerzeit Schumacher. „Er neigt manchmal ein bisschen dazu, die Fehler bei anderen zu suchen“, sagt Surer. Heidfeld ist dafür viel zu selbstkritisch. Vorteil: Heidfeld
Peter Hesseler