Rosberg: Bereit für den Aufstieg
Der Formel-1-Pilot gastiert zum PR-Termin in München. Am Sonntag startet er zum letzten Mal im Williams. Danach zieht es ihn zu Brawn.Er hat ja etwas aufzuholen.
MÜNCHEN Es ist ein PR–Termin der angenehmeren Art für Nico Rosberg. Ein Sponsor seines Rennstalls Williams hat für einige Kunden ein Fahrsicherheitstraining im BMW-Fahrertrainingszentrum am Münchner Flughafen organisiert. Rosberg soll als prominenter Fahrlehrer fungieren: Ein bisschen über seinen Alltag als Formel-1-Fahrer sprechen, ein paar Drifts auf die Strecke legen, ein paar Kniffs am Steuer zeigen.
Allein der Zeitpunkt ist ein bisschen unglücklich gewählt. Am Sonntag findet in Abu Dhabi das letzte Formel-1-Rennen dieser Saison statt. Für Rosberg wird es gleichzeitig das letzte Rennen im Williams.
Alle, die sich auch nur ein wenig für die Formel 1 interessieren, wissen das längst. Es war also klar, dass Rosberg auch bei diesem Termin Fragen über seine Zukunft gestellt bekommen würde. Über eine Zukunft, die nichts mehr mit Williams dessen Sponsoren zu tun haben wird.
Eine Zukunft, die ihn aller Voraussicht nach zu Brawn GP führen wird, dem Weltmeister-Rennstall. Nach AZ-Informationen fehlen unter dem Vertragswerk nur noch die Unterschriften beider Seiten.
Aber reden darf Rosberg nicht darüber. Noch nicht. Und so steht Rosberg, Jeans, weißes Hemd mit den Logos seines Rennstalls und des Sponsors, die Füße trotz des nasskalten Wetters unbesockt in den dunkelbraunen Slippern, gut gelaunt vor einer Leinwand, erzählt, was für ein schlechter Mechaniker sein Vater ist, spricht über brüllendheiße Simulatoren und den Alltag eines Rennfahrers.
Doch Fragen nach seiner Zukunft weicht er konsequent aus. „Ich erhoffe mir für nächstes Jahr ein Siegerauto, mit dem es möglich ist, Rennen zu gewinnen und vielleicht sogar um die WM zu fahren“, sagt er schließlich.
Zeit wird’s. Vier Jahre ist Rosberg mittlerweile schon in der Formel 1. Er war der erste Vertreter jener neuen Generation von Formel-1-Piloten, mit der die Königsklasse aus der Krise fahren möchte. Rosberg war schon da, als Lewis Hamilton, Robert Kubica und Sebastian Vettel noch in Nachwuchsklassen fuhren. Allesamt gut vermarktbare, redegewandte Piloten, die sich auch außerhalb der Rennstrecken zurechtfinden.
Rosberg ist der Prototyp dieser rasenden Pop-Stars gewesen. Doch was die Erfolge angeht, haben ihn seine Rivalen alle überholt. Hamilton war schon Weltmeister, Vettel wäre es dieses Jahr fast geworden, Kubica hatte letztes Jahr die Möglichkeit. Rosberg wird diese Saison WM-Siebter werden, er hat das beste Jahr seiner Karriere hinter sich.
„In der Formel 1 ist es nun mal so, dass in erster Linie das Auto den Unterschied macht“, sagt er. Und Weltmeister würde bei Williams heutzutage nicht mal mehr Michael Schumacher werden.
Filippo Cataldo