Ron Dennis tritt zurück: Bye-bye, Mister McLaren

Ron Dennis entdeckte eins Lewis Hamilton und führte McLaren 28 Jahre lang. Nun tritt er (ganz nebenbei) zurück.
von  Abendzeitung
Vorgänger und Nachfolger: Ron Dennis (l.) und  Martin Whitmarsh.
Vorgänger und Nachfolger: Ron Dennis (l.) und Martin Whitmarsh. © dpa

WOKING - Ron Dennis entdeckte eins Lewis Hamilton und führte McLaren 28 Jahre lang. Nun tritt er (ganz nebenbei) zurück.

Um die Bombe platzen zu lassen, genügte Ron Dennis ein kurzer Nebensatz. So, als ob 28 Jahre eines Leben im Vorbeigehen beendet werden könnten. Dennis, seit 1981 Mitbesitzer und Teamchef von McLaren, tritt zum 1. März zurück und übergibt seine Aufgaben als Teamchef an den bisherigen Geschäftsführer Martin Whitmarsh.

„Es ist der absolut richtige Zeitpunkt gekommen, an welchem Martin die Rolle als Teamchef übernehmen sollte“, sagte der 61-jährige Brite nach der Präsentation des neuen Silberpfeils, „am 1. März übernimmt Martin die Verantwortung.“

Er selber wolle sich künftig um die McLaren-Straßenfahrzeuge kümmern. „Bitte sehen Sie diesen Schritt nicht als Aufgabe meinerseits an“, bat Dennis, der seinen Rückzug als „meine eigene Entscheidung“ bezeichnete. Überhaupt sehe er keinerlei „Grund zur Aufregung“. Er würde der Formel 1 als Gast erhalten bleiben, außerdem hätten Whitmarsh und er sich in den letzten Jahren ohnehin schon viele Aufgaben geteilt.

Das mag sein, und doch ist das Team ohne Dennis, ohne Mr. McLaren, schwer vorstellbar. Ohne ihn, der es vom Formel-1-Mechaniker in den 60er Jahren zum erfolgreichsten Teamchef der letzten Jahre brachte, der seit 1981 zehn Fahrer-Weltmeistertitel und sieben Konstrukteurstitel feiern durfte. zum Teamchef, der Formel-1-Legenden wie Alain Prost, Ayrton Senna, Mika Häkkinen in sein Team holte – und Lewis Hamilton, den aktuellen Superstar der Szene, einst entdeckte und schon seit zehn Jahren fördert. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ron ganz weg sein wird“, sagte Hamilton, „uns wird immer viel verbinden.“

Gänzlich unerwartet ist Dennis’ Rückzug nicht. Die Spionage-Affäre 2007 und die damit verbundene Rekordstrafe von 100 Millionen Dollar schienen ihm zugesetzt zu haben. Anfang 2008 scheiterte nach 22 Jahren auch noch die Ehe mit seiner Lisa. Dennis magerte ab. An den Rennwochenenden wirkte der früher unnahbar und emotionslos wirkende Brite immer öfter müde – und sprach in Interviews immer öfter auch über Privates. Dann schwärmte er von den Rolling Stones, redete selbstironisch über seinen Ordnungsfimmel oder liebevoll über seine Reisen zu seiner Tochter, die in Afrika als Entwicklungshelferin tätig ist. Für all dies wird er nun mehr Zeit haben.

Filippo Cataldo

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