Rodeln in der Hölle
Am Sonntag startet die Formel 1 am Nürburgring. Die fünf deutschen Fahrer verbinden besondere Erinnerungen mit der Strecke. Heidfeld lernte auf der Nordschleife Rad fahren, Vettel bekam dort Angst.
MÜNCHEN Grüne Hölle würde Nick Heidfeld die Nordschleife nie nennen. Der BMW-Pilot hat nur gute Erinnerungen an den Ort, an dem Formel-1-Legende Niki Lauda einst beinahe sein Leben gelassen hätte. Heidfeld hat auf der Nordschleife, in deren unmittelbarer Nähe am Sonntag das Heimrennen der fünf deutschen Formel-1-Fahrer stattfindet (14 Uhr, RTL und Premiere live) buchstäblich seine Kindheit verbracht.
„Ich habe auf dem Nürburgring Fahrrad fahren gelernt“, sagt der heute 32-Jährige. Und im Winter fuhr er mit seinen Geschwistern an der Hohen Acht an der Nordschleife immer Schlitten. Die Kindheit eines Rennfahrers.
Wenn Heidfeld begeistert vom Nürburgring spricht, meint er die legendäre, 20,8 Kilometer lange Nordschleife. „Die Nordschleife ist für mich die sensationellste Rennstrecke der Welt“, sagt er. Heidfeld kann es beurteilen, er ist schließlich der einzige Rennfahrer der auf dem heute auch für Hobby-Racer geöffneten Kurs mit einem modernen Formel-1-Auto rasen durfte. Bei einer Werbeveranstaltung für seinen Rennstall heizte Heidfeld mit bis zu 360 Stundenkilometern durch Kurven, Schikanen und Geraden mit klangvollen Namen wie Mausefalle, Schwedenkreuz oder Ex-Mühle. „Das war einfach genial! Dieses Erlebnis ragt unter allen Erinnerungen, die ich mit dem Ring verbinde, heraus“, sagt Heidfeld.
Besondere Erinnerungen an die Nordschleife haben aber auch die anderen deutschen Piloten. Sebastian Vettel, der am Sonntag beste Chancen hat, seinen nächsten Sieg einzufahren, ist ebenfalls schon als Kind der Faszination der Waldstrecke erlegen: Vettel ist schon mit dem Kart über die Nordschleife geheizt. „Der Nürburgring ist eine schöne Strecke, eine der besten überhaupt. Es geht auf und ab, es gibt sehr viele schnelle Kurven und es macht Spaß, dort zu fahren“, sagt er.
Weniger gern erinnert sich der 22-Jährige an ein Erlebnis am Ring, das noch nicht so lange her ist. Vettel hatte gerade seinen Führerschein gemacht, als er mit einem Privatauto, einem BMW Diesel, über den Ring heizte. Vettel: „Ich habe die Bremsen total unterschätzt und sie überhitzen lassen. Als ich nach circa einer halben Runde auf die Bremse trat, fiel das Bremspedal durch, das Auto verzögerte nicht. Dann habe ich versucht, mit dem Motor runterzubremsen und habe Glück gehabt, dass ich früh genug gebremst habe, ansonsten wäre es in die Hose gegangen. Der Schreck saß mir für eine Sekunde in den Gliedern.“
Nico Rosberg war da, zumindest als Kind, furchtloser. Als der Williams-Pilot neun war, nahm ihn sein Vater, Ex-Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg, mit. „Wir waren zu dritt unterwegs. Mein Vater am Steuer eines Opel Calibra turbo, ich auf dem Beifahrersitz, und ein Freund von ihm saß auf dem Rücksitz. Mein Dad kannte die Strecke gut und ist Vollgas gefahren. Es war lustig, denn dieser Freund hat gebrüllt und geschrien, weil er so geschockt war“, erinnert sich Rosberg.
Adrian Sutil ist das Rennfahren dagegen nicht in die Wiege gelegt worden. Der Sohn des einstigen Weltklasse-Violinisten Jorge Sutil aus Gräfelfing war schon 14, als er im Münchner Kartpalast zum ersten Mal im Kart saß. Seine Karriere hat er aber auch dem Nürburgring zu verdanken. Als Sutil vor sechs Jahren auf der Suche nach einem Manager war, fuhr er dort mit einem Formel Renault ein paar Demonstrationsrunden. Der Düsseldorfer PR- und Marketingprofi Manfred Zimmermann ließ sich überzeugen – und brachte Sutil schließlich bis in die Formel 1.
fil