Rodel-Olympiasieger Tobias Arlt: "Alles eingespielt"

Die Routine soll's reißen! Rodel-Olympiasieger Tobias Arlt hatte einen ungewöhnlich stressigen Sommer. In der AZ erzählt er über seine Arbeit als Kommissar und Herbstwanderungen anderer Art.
von  Martin Wimösterer
Erfolgs-Doppel: Arlt und Wendl sind Olympiasieger.
Erfolgs-Doppel: Arlt und Wendl sind Olympiasieger. © Tobias Hase/dpa

Griechenland – in einem normalen Sommer zieht es Tobias Arlt mit seiner Familie jedes Jahr in die Ägäis.

Ausspannen nach der Rodel-Weltcup-Saison, Kraft tanken für die Saisonvorbereitung mit Doppelpartner Tobias Wendl. Die Reise fiel diesmal aus. "Es war heuer ein ziemlich stressiger Sommer", sagt der sechsmalige Olympiasieger der AZ.

Arlt hat sich nämlich einen silbernen Stern verdient. Der 35-Jährige aus dem Landkreis Berchtesgaden büffelte für den gehobenen Dienst. Dann die Prüfung: "Eineinhalb Stunden in allen Bereichen: Recht, Psychologie und so weiter. Da wird dir nix geschenkt. Ich bin ja 2008 mit der Ausbildung fertig geworden, seitdem hat sich einiges geändert – ich habe praktisch von null angefangen."

Er bestand aber - und ist nun Kommissar.

Er war den ganzen Sommer auch als Polizist im Einsatz, teilweise im Praktikum: einmal fünf Wochen im Schichtdienst in Freilassing, dann vier Wochen im Ermittlungsdienst in Rosenheim. Arlt zur AZ: "In einigen Einsätzen habe ich das ein oder andere erlebt. Bei einer Hausdurchsuchung war ich dabei und einmal haben wir einen rausgezogen, der – sage ich mal – das ein oder andere angestellt hatte." Der Kommissar ist jedoch glücklich über seine Berufswahl und hat Respekt vor der Leistung der Kollegen.

Arlt und Wendl sind nun auch Träger des bayerischen Verdienstordens.
Arlt und Wendl sind nun auch Träger des bayerischen Verdienstordens. © privat

An diesem Wochenende nun beginnt der Weltcup-Winter. Wendl/Arlt starten im Doppelsitzer am Samstag (1. Lauf 13.45 Uhr, 2. Lauf 15 Uhr, Livestream in Youtube) in die Saison. Wegen des beanspruchenden Schichtdienstes und der räumlichen Trennung zu Doppelpartner Wendl war die gemeinsame Vorbereitung schwer möglich.

"Diesen Sommer haben wir uns wegen des Berufs seltener gesehen. Tobi hat sich dann zusammen mit unserem Mechaniker Christian Thurner um unseren Schlitten gekümmert", sagt Arlt: "Es sind Regeländerungen in Kraft getreten, die Kufen sind zum Beispiel breiter geworden. Wir haben telefoniert, aber zusammen trainieren macht mehr Spaß."

Daheim, am Königssee, konnten sie wie andere Rodel-Stars nicht im Kanal trainieren. "Das war schon zaach." Die Bahn ist nach den Unwettern vor eineinhalb Jahren noch nicht repariert. Die bayerischen Trümpfe mussten deshalb eine Herbstwanderung anderer Art vornehmen und jede Woche woandershin durch Europa tingeln. Winterberg, ins lettische Sigulda - dorthin, wo sie fahren durften.

"Anders" sei die Vorbereitung gewesen, meint Arlt darum. "Vor Olympia hatte uns das verunsichert, dass wir nicht bei uns mal schnell zum Testen auf die Bahn können. Aber es ist dann trotzdem gelaufen. Und nach den ersten Läufen war es auch jetzt, als hätten wir nie Pause gehabt. Wir sind jetzt in einem Alter, in dem wir nicht mehr so viele Läufe brauchen."

Diese Routine soll den engen Freunden trotz des stressigen Sommers zu Erfolgen verhelfen. Eingespielt sind sie auch abseits der Eisrinne, sagt Arlt: "Normalerweise machen wir alles miteinander. Radlfahren, oder im Winter mal eine Skitour. Im Winter verbringen wir mehr Zeit miteinander als mit unseren Frauen. Aber es weiß jeder, wie der andere tickt und wann er mal ein wenig Abstand braucht. Dann gehe ich zum Beispiel mal raus, laufen, um den Kopf frei zu kriegen. Das ist alles eingespielt bei uns."

Und mit Griechenland wird es für Kommissar Arlt dann im nächsten Sommer wieder was. Nach der Saison im Eiskanal.

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