Rodel-Olympiasieger Felix Loch im Interview: „Ich versuche, auf unseren Sport aufmerksam zu machen“

Rodel-Olympiasieger Loch über sein Leben mit dem neuen Ruhm, seine neue Freundin und seine Lust am Wok.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Felix Loch und sein Mentor Georg Hackl.
Rauchensteiner/AK Felix Loch und sein Mentor Georg Hackl.

Rodel-Olympiasieger Loch über sein Leben mit dem neuen Ruhm, seine neue Freundin und seine Lust am Wok.

Herr Loch, wie läuft die Vorbereitung auf den Saisonstart am Samstag in Igls? Sie mussten Anfang November mit einer Entzündung im Hüftbereich pausieren.

FELIX LOCH: Es ist alles wieder okay, ich habe keine Schmerzen mehr. Aber ich habe eine Zeit lang das Athletiktraining verpasst. Ich hoffe, dass ich das bis Januar wieder aufgeholt habe.

Was war das genau für eine Verletzung?

Ich weiß es nicht. Mit den richtigen Medikamenten war jedenfalls schnell Ruhe. Vielleicht war’s ein Infekt, vielleicht kam’s von der Überbelastung.

Dabei haben Sie im Sommer ja etwas Abstand vom Rodeln genommen.

Ja, nach dem Olympiasieg im Februar war ich den ganzen März fast keinen Tag mehr zu Hause – ein Medientermin nach dem anderen. Da habe ich ganz bewusst gesagt, Stopp, jetzt ist Schluss. Seit April war ich noch bei wichtigen Terminen wie dem Empfang bei Bundeskanzlerin Angela Merkel, aber ansonsten habe ich dann vier Monate lang vor allem meinen Geist beansprucht.

Sie machen eine Ausbildung bei der Bundespolizei. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Zum einen ergänzt es sich gut mit dem Rodeln. Viele Wintersportler sind schließlich bei der Polizei oder bei der Bundeswehr. Aber ich fahre bewusst zweigleisig. Mit 25 könnte ich Beamter sein und dann muss ich mir keine Sorgen für meine weitere Verwendung machen, wenn meine Karriere doch früher enden sollte als erwartet. Das gibt mir ein gutes Gefühl.

Macht die Ausbildung Spaß?

Es ist eben was ganz anderes als der Sport, wieder die Schulbank zu drücken. Am Anfang der Blöcke ist es schön, am Ende wird es manchmal ganz schön zäh.

Wie sehen die Inhalte aus?

Wir müssen ziemlich viel auswendig lernen, Gesetzestexte und so. Zwei Jahre Theorie, das war ziemlich trocken. Aber zuletzt habe ich auch zwei Praktika gemacht, das war sehr interessant. Auch wenn der tägliche Job natürlich anders abläuft als beim Tatort.

Was hat sich in Ihrem Leben seit Vancouver verändert?

Eigentlich nichts. Ich war ja zum Beispiel auch vorher schon Weltmeister. Okay, ich habe seit neun Monaten wieder eine Freundin. Sie kommt auch aus dem Sport und versteht deshalb gut, was ich mache und warum ich wenig Zeit habe. Es klappt super mit uns.

Und sie war nicht nur auf die Goldmedaille scharf?

Nein, wir haben uns völlig unabhängig von Olympia kennengelernt.

Allerdings muss Ihre Freundin Ihre Liebe teilen – mit dem FC Bayern.

Ja, ich bin schon Fan seitdem ich mich erinnern kann.

Dann dürfte Ihnen nicht gefallen, was Bayern derzeit zeigt.

Die Lage ist angespannt. Aber ich kann es nicht erklären. Ist die Einstellung in Ordnung? Es passt einfach nicht.

Wird das Team noch Meister?

Ich halte es wie Christian Nerlinger: Es wäre schön, wenn wir Zweiter werden würden. Vor allem hoffe ich aber, dass die Bayern im März noch in der Champions League sind, damit ich mir nach dem Weltcup noch ein paar Spiele in der Arena anschauen kann.

Wer ist Ihr Lieblingsspieler?

Arjen Robben. Er fehlt sehr, weil er eine unglaubliche Ausstrahlung hat und Spiele alleine drehen kann.

Beim Rodeln arbeiten Sie ja auch mit einer charismatischen Person zusammen – Georg Hackl.

Wir haben eine sehr enge Beziehung und sehen uns derzeit fast jeden Tag. Wir basteln gemeinsam am Schlitten, er gibt mir Tipps, setzt aber auch meine Ideen um. Manchmal ist er ganz erstaunt, dass etwas so funktioniert, wie ich gedacht habe. Bei den großen Rennen hilft er mir auch immer, die Ruhe zu bewahren.

Haben Sie bestimmte Rituale bei Ihren Rennen?

Naja, das Anziehen und so läuft irgendwann automatisch und immer irgendwie gleich. Aber es ist nicht so, dass ich ein schlechtes Gefühl habe, wenn ich nicht etwas Bestimmtes esse.

Wie lauten die Ziele für diesen Winter?

Der ein oder andere Weltcup-Sieg sollte schon drin sein, ich habe ja schließlich erst einen. Und da ist ja noch die Weltmeisterschaft in Cesana.

Auf der Spezialbahn Ihres großen Konkurrenten Armin Zöggeler. Er ist dort seit Jahren ungeschlagen...

Um ihn zu besiegen, muss wohl alles passen: der Start, das Wetter, der Schlitten.

Wie ist der Umgang der Spitzenfahrer untereinander?

Ach, wir unterhalten uns ganz normal. Natürlich geben wir uns keine Tipps, aber wir sprechen öfter.

Der Rodelsport hinkt weiter der Beliebtheit von Biathlon oder Ski alpin hinterher. Meinen Sie, Sie können diesbezüglich etwas bewirken?

Eigentlich sind wir schon zufrieden, was zum Beispiel Fernsehzeiten betrifft. Aber ich versuche schon, auf unseren Sport aufmerksam zu machen.

Wie bei der Wok-WM von Stefan Raab, dort sind Sie mittlerweile schon Dauergast.

Ich war schon drei Mal dabei, ja. Klar ist es eine andere Kategorie wie Rennrodeln, aber dann sehen die Leute eben den Felix Loch und können was damit anfangen.

Wie ist das, als ernsthafter Sportler unter den ganzen Prominenten?

Wenn die Kamera aus ist, sind alle ganz normale Leute. Nur wenn die Kamera an ist, legen viele den Schalter um, als ob sie zwei verschiedene Personen wären. Ich bin immer gleich, mit oder ohne Kamera.

Interview: Julian Galinski

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.