Robert Harting stößt Sportlotterie an - Vesper warnt
Mit einer mehrfach angekündigten Sportlotterie will Diskus-Olympiasieger Robert Harting die Spitzenathleten in Deutschland besser fördern.
Frankfurt/Main - Der Berliner stellte in der "Bild am Sonntag" sein angekündigtes Fördersystem vor, das im Frühjahr starten soll.
"Die Zahl unserer Sportler hat sich seit der Wiedervereinigung verdoppelt, die Anzahl der Medaillen aber halbiert. Wir sind in der Sportförderung auf dem Weg zum Entwicklungsland. Darum handeln wir", erklärte der dreifache Weltmeister und kündigte an: "Wir wollen langfristig erreichen, dass die Topsportler statt 300 Euro auf 1000 Euro Förderung monatlich kommen."
Die Stiftung Deutsche Sporthilfe beziehungsweise deren Wirtschaftstochter Deutsche Sporthilfe GmbH ist Teilhaber der Deutschen Sportlotterie. Aus dem Hause des bisherigen Hauptförderers des Sports in Frankfurt/Main hieß es, dies sei "eine kreative und aussichtsreiche Idee". Am Sonntag wurde im Internet die Homepage freigeschaltet.
Gesellschafter sind neben der Sporthilfe die Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH Hessen, die Torsten Toeller Holding GmbH (Tiernahrung) und der Krefelder Unternehmer Gerald Wagener (Nahrungsmittel). "Ich finde es großartig, dass es jetzt eine private Initiative gibt, die zusammen mit der Sporthilfe die Randsportarten in Deutschland nach vorne bringt", sagte Dirk Nowitzki. Der Basketball-Superstar, zusammen mit Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel der Einnahmekrösus unter den aktiven deutschen Sportlern, ist allerdings nicht auf irgendwelche Fördersysteme angewiesen.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gibt sich abwartend. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper sagte der "Rheinischen Post": "Der DOSB steht der Idee aufgeschlossen gegenüber und hat auch eine Option, sich nach deren Genehmigung an der Sportlotterie zu beteiligen." Vesper verwies darauf, dass Sportvereine und Sportverbände bislang schon in hohem Maße von den Erträgen aus Glücksspielen profitieren: "Die Auswirkungen einer privaten Sportlotterie müssen deshalb mit den Lottogesellschaften der Länder abgestimmt werden. Wenn dies eine reine Umverteilung zur Folge hätte, wäre für den Sport kein einziger Cent gewonnen."
In Großbritannien gibt es bereits eine nationale Sportlotterie, die mit für die vielen Erfolge der Athleten bei den Olympischen Spielen in London 2012 gesorgt hatte. Für einen Einsatz von 2,50 Euro kann nach Hartings Plänen im Internet ein Tippschein ausgefüllt und bis zu 250 000 Euro gewonnen werden. Von jedem Euro gingen mindestens 30 Cent an die Athletenförderung, 40 Cent in den Topf, aus dem die Gewinne ausgeschüttet werden. Der Rest gehe für Steuern und Verwaltungskosten drauf.
Statt auf Zahlen wird auf die Reihenfolge von olympischen Farben gewettet, auf Sportarten und Medaillen. Das Modell soll eine Ergänzung zur Sporthilfe sein. "Die Sportförderung in Deutschland ist beschämend niedrig", sagte Harting. "Jammern bringt aber nichts. Wir lösen unsere Probleme jetzt selbst."
Der 28-Jährige hatte nach den Sommerspielen von London massiv das nationale Fördersystem kritisiert und auch Thomas Bach angegriffen, den damaligen Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und neuen Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Sein Konzept soll eine Alternative zum gängigen System werden "und auch zusätzlich wirken". Dies hatte Harting am Rande der Leichtathletik-Weltmeisterschaften im August in Moskau angekündigt.
Gespräche mit Premium-Unternehmen der deutschen Wirtschaft stünden vor dem Abschluss, hieß es auf der Homepage der Sportlotterie. Man werde den olympischen und paralympischen Sport finanziell unterstützen. "Gefördert werden Athletinnen und Athleten, die sich auf Spitzenleistungen bei den Spielen vorbereiten, bei internationalen Wettkämpfen für die Bundesrepublik Deutschland auftreten und national als Motivatoren für Breitensportler wirken", so die Erklärung. Gefördert werde auch die Arbeit der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA), die derzeit wieder mal in großen finanziellen Nöten steckt.