Riesch: „Wie von Geisterhand“

Slalom-Weltmeisterin Maria Riesch kann am Sonntag ihr erstes Gold bei Olympischen Spielen gewinnen. Hier erklärt sie, wovon das abhängt und worauf es ankommt.
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Maria Riesch macht es sich in Whistler in den olymischen Ringen bequem.
dpa Maria Riesch macht es sich in Whistler in den olymischen Ringen bequem.

VANCOUVER - Slalom-Weltmeisterin Maria Riesch kann am Sonntag ihr erstes Gold bei Olympischen Spielen gewinnen. Hier erklärt sie, wovon das abhängt und worauf es ankommt.

Das ging ja schon schlecht los. Nach einem schweren Sturz der Amerikanerin Stacey Cook wurde das Abfahrtstraining der Frauen am Donnerstag wegen Nebel abgebrochen. Maria Riesch, die am Sonntag in der Super-Kombi ihre erste Gold-Chance hat, durfte gar nicht mehr auf die Piste, ging zum Slalom-Training. Vorher sprach sie mit der AZ.

AZ: Frau Riesch, Sie haben vor zwei Jahren ein Buch veröffentlicht, „Abgefahren“ hieß es. Wie läuft es?

MARIA RIESCH: Das weiß ich gar nicht so genau. Anfangs lief es jedenfalls gut.

Blättern Sie manchmal darin, um sich etwas zurück zu rufen oder daraus zu lernen?

Kaum. Was in meinem Buch steht, habe ich ja schon erlebt und verinnerlicht.

Sie sind schon Weltmeisterin. Können Sie trotzdem noch etwas an sich verbessern?

So, wie ich letzten und teilweise auch den jetzigen Winter gefahren bin, war das für mich das Limit. 1,5 Sekunden Vorsprung – das geht nicht besser. Dies jedoch halten und abrufen zu können, ist die Kunst. In Form zu kommen - das passiert. Aber in Form zu bleiben und das wieder und wieder abrufen zu können, ist wesentlich schwieriger.

Eine Frage des Kopfes?

Klar. Psychisch ist es grundsätzlich so. Wenn es läuft, dann läuft es. Man erwirbt mit jedem Erfolg ein immer stärkeres Selbstvertrauen. Alles geht dann fast von alleine! Im Slalom macht das Selbstbewusstsein 70 Prozent oder sogar mehr aus. Das merkt man immer wieder, wenn man so eine Serie hat: Da wirft einen nichts mehr um, da macht man automatisch alles richtig.

Wann in Ihrem Leben hatten Sie den höchsten Selbstbewusstseins-Level?

Vergangenen Winter nach dem vierten Sieg hintereinander, jenem von Maribor. Wie ich da schon – aus dieser psychischen Stärke heraus – aus dem Starthaus hinaus bin! Wie ich das erste Tor anfuhr! Wie ich auf dem Ski stand! Man ist gewissermaßen nur noch Passagier. Der Ski fährt von alleine, wie von Geisterhand gelenkt!

Werden Sie dieses Gefühl abrufen können – etwa vor den jeweiligen Olympia-Rennen? Zum Beispiel am Sonntag, wenn Sie Mitfavoriten sind auf Kombinations-Gold.

Das kann man nicht. Wenn es so einfach wäre, würde jeder, der einmal auf so einer Welle war, für immer und ewig oben bleiben. Aber im Sport gibt es auch Tiefschläge.

Wann war Ihr Tiefstand?

Als ich während meiner Comeback-Saison 2006/07 im Slalom von Kranjska Gora vier Sekunden hinterher fuhr – ohne einen einzigen Fehler. Da besitzt man nicht mehr viel Glauben an sich selbst und weiß nicht, wie man je wieder in die Weltspitze kommen soll.

Doch jetzt steht es um Ihr Selbstbewusstsein prächtig.

Es ist nicht so, dass ich immer vor Selbstbewusstsein strotze. Das ist schon abhängig von der Leistung. Aber es gibt Leute, die echt Schwierigkeiten haben, überhaupt Selbstbewusstsein zu haben. Da gehöre ich nicht dazu.

Waren Sie bereits als Kind selbstbewusst?

(Pause) Na ja. (Weitere Pause) Nicht ganz so. Da ich im November geboren bin, war ich halt überall die Jüngste. Aber mit Beginn der sportlichen Erfolge ist das Selbstbewusstsein gestiegen, vor allem, als ich besser fuhr als die fast zwei Jahre Älteren.

Dann waren Sie als Novembergeborene keine Anführerin in der Schule?

Das nicht. Aber auch nicht schüchtern hinten drin. Einfach dabei – eine Mitläuferin.

Betreiben Sie mentales Training?

Als ich nach meiner schweren Verletzung Überwindungsängste hatte, habe ich es mal probiert. Aber es hat mir nichts gebracht. Dem einen hilft es, den anderen macht es vielleicht noch nervöser!

Ihr Ziel bei den Spielen?

Eine Medaille zu gewinnen - gern auch zwei. Aber man darf nicht zu vermessen sein. Man muss es einordnen können und wissen, dass man auch das nötige Glück benötigt. Als Allrounderin habe ich ja mehrere Chancen. Die Strecken von Whistler liegen mir gut!

Interview: Jupp Suttner

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