Riesch und Rosi: Ihre Trauer um den Woferl

Nach dem Tod des beliebten Ski-Trainers herrscht Fassungslosigkeit. Reaktionen auf die Tragödie um Hilde Gergs Ehemann – und Erinnerungen an einen fröhlichen Abend.
SCHÖNAU Verstehen, nein. Wie auch? Ist ja auch kaum zu begreifen, wenn jemand auf einmal stirbt, mit 40 Jahren, einfach so. Und dann auch noch einer, den viele so gern hatten, weil er so ein feiner und liebenswerter Mensch war. Und so sorgte der Tod von Wolfgang Graßl für viel Schmerz, grenzenlose Trauer und ganz große Fassungslosigkeit.
Bei Thomas Schröder- Klementa etwa, dem Direktor des Berchtesgadener Christophorus-Gymnasiums (CJD), der Sport-Eliteschule, an der Graßl seit elf Jahren die Zeit- und Trainingspläne für die Schüler koordinierte.
Am Montag hatten der Direktor und Graßl noch ein langes Gespräch, kurz darauf, auf der Heimfahrt von der Schule, starb der 40-Jährige. „Durch seine wunderbar ruhige und freundliche Art war er überall beliebt“, so Schröder-Klementa zur AZ, „die Todesnachricht hat uns alle schockiert.“
Genau wie Maria Riesch, die Doppel-Olympiasiegerin, die jahrelang das CJD besuchte, 2003 dort ihr Abitur machte. „Die Nachricht von Woferls plötzlichem Tod hat mich zutiefst erschüttert und schockiert“, sagte Riesch, „er war ein jahrelanger Wegbegleiter und als Trainer und als Mensch einmalig. Ich bin unbeschreiblich traurig und werde ihn sehr vermissen. Mit meinen Gedanken bin ich bei Hilde und seiner Familie.“ Einer großen Familie – den vier Geschwistern von Wolfgang Graßl und den Eltern, die nun ihren Sohn zu Grabe tragen müssen.
Einer der besten Freunde von Vater Wolfgang senior ist Stefan Kurz, der Bürgermeister von Schönau. Er kämpfte am Dienstag noch mit den Tränen. „Er war ein sehr angesehener Bürger und sehr beliebt“, sagte Kurz zur AZ, „ich habe ihn schon als kleinen Buben gekannt, er war immer zuvorkommend und hilfsbereit.“
Eine Eigenschaft, die auch Christian Neureuther an Graßl schätzte. „Zu ihm konnte man mit allen Problemen kommen“, so der frühere Spitzenläufer, gerade für die jungen Leute sei er immer ein Anlaufpunkt gewesen. „Der Woferl war ein ganz toller Mensch“, sagte auch Neureuthers Ehefrau, Olympiasiegerin Rosi Mittermaier, „und er war ein sehr liebevoller Vater. Mit der Hilde und den beiden Kindern war das eine richtige Vorzeigefamilie.“ Eine Familie, die nun so nicht mehr ist.
Entsetzen herrschte auch bei Wolfgang Maier, dem Alpin-Direktor des DSV, einem langjährigen Freund, der wie Graßl in Berchtesgaden aufwuchs und der am Montag auf der Cheftrainertagung des Verbandes die Todesnachricht hörte. „Der Tod von Wolfgang Graßl erschüttert uns“, sagte Maier. „Wir trauern um einen Trainerkollegen und um einen Freund.“ Einen, der auch außerhalb der großen Alpin-Familie beliebt war.
Erst vor zwei Monaten saß Wolfgang Graßl noch fröhlich im Kufenstüberl des Deutschen Hauses von Whistler, zusammen mit den Berchtesgadener Doppelrodlern Patric Leitner und Alex Resch. Beide hatten in ihrem letzten Rennen der Karriere noch einmal Bronze gewonnen, danach gab gab es eine lange Feier. „Das war so ein lustiger Abend“, so Resch am Dienstag zur AZ.
Auch Resch kannte Graßl schon lange, beide spielten in der Halle des Bob- und Schlittenverbandes oft Fußball zusammen. „Das ist einfach unfassbar“, so Resch, „im Februar haben wir uns noch gefreut und miteinander unsere Gaudi gehabt, und jetzt müssen wir trauern. Das ist nicht zu begreifen.“ Verstehen? Wie auch.
Florian Kinast