Riemer Ausverkauf

Am Sonntag findet der Dallmayr-Renntag statt – doch neben dem Wetterbericht hat Präsident Norbert Poth weitere Sorgen.
von  Joscha Thieringer
Aufgalopp in Riem - am Ostermontag.
Aufgalopp in Riem - am Ostermontag. © Lajos-Eric Balogh

Am Sonntag findet der Dallmayr-Renntag statt – doch neben dem Wetterbericht hat Präsident Norbert Poth weitere Sorgen. Denn genau jetzt werden Pläne öffentlich, das Trainingsgelände zu verkaufen.

München - Egal wer beim Münchener Rennverein das Sagen hat: Vor dem Saisonhöhepunkt auf der Galopprennbahn in Riem interessiert sich der jeweilige Präsident traditionell für nichts so sehr wie für den Wetterbericht. Drei Tage vor dem kommenden Sonntag, wenn auf der Rennbahn im Münchner Osten rund 20 000 Besucher beim Großen Dallmayr-Renntag erwartet werden, schickt also auch Norbert Poth seine Gebete gen Himmel: „Ich hoffe, dass wir vom Wettergott begünstigt werden.“

Der Fokus des 71-Jährigen liegt auf dem Sonntag, da passt es ihm gar nicht, gerade jetzt seine Verkaufspläne des Riemer Trainingsgeländes in der Öffentlichkeit ausgebreitet zu sehen. „Ich kann’s leider nicht verhindern, dass darüber gesprochen wird“, murrt Poth.

Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum Riemer Millionendeal:

Was soll verkauft werden?
Der Rennverein besitzt vor den Toren Münchens fast 100 Hektar Land zur „sportlichen Nutzung“: Galopprennbahn mit Tribünen, Golfplatz, Ställe und Trainingsbahn. Das 40 Hektar umfassende Trainingsgelände soll nun kurz vor dem Verkauf stehen. Ein Investor hofft auf die Umwandlung in Bauland, damit ließe sich viel Geld erlösen. „Die Stadt München braucht dringend Platz für Wohnungsbau, das ist kein Geheimnis“, sagt Poth.

Wie läuft der Deal? Der Investor zahlt sofort nach Vertragsabschluss drei Millionen Euro und sichert sich somit die Option, das Gelände für 60 Millionen Euro zu erstehen, wenn es von der Stadt in Bauland umgewandelt wird. Bis es soweit ist, müsste der Investor zusätzlich rund 500<TH>000 Euro pro Jahr zahlen, um die Kaufoption aufrechtzuerhalten. Die Summe entspricht in etwa dem Jahresdefizit des Rennvereins. Falls die Umwandlung in Bauland nicht klappt, ist der Investor sein Geld los. „Im schlimmsten Fall hat der Rennverein wieder ein paar Jahre länger überlebt“, meint Poth.

Wer ist der Investor? Nach AZ-Informationen handelt es sich um Erich Schwaiger, einen angesehenen Münchner Anwalt, Spezialgebiet Baurecht. Schwaiger besitzt selbst drei Rennpferde, die er bei Wolfgang Figge trainieren lässt. Als Unternehmer hat er schon einige Millionen in den Wohnungsbau in der Messestadt Riem investiert. „Alle, die diesen Kaufpreis stemmen können, waren an meinem Tisch“, sagt Poth. „Aber er hat mir das beste Konzept vorgelegt, er will auch den sozialen Wohnungsbau fördern.“

Warum will Poth das Trainingsgelände verkaufen? Die letzten Geldreserven des Rennvereins sind aufgebraucht, „es gibt keine Alternative zum Verkauf – außer Sterben“, so Poth. „Die Lage ist sehr ernst. Es hilft jetzt kein Rumdoktorn mehr, sondern nur noch eine große Lösung. Auch wenn es wohl in 20 Jahren heißt: Das hat der Poth damals zu billig verscherbelt.“

Wann ist der Vertrag gültig? Erst wenn die 80 Mitglieder des Rennvereins darüber entschieden haben, es bedarf einer Dreiviertel-Mehrheit. „In den nächsten Tagen geht die Einladung zu einer Außerordentlichen Versammlung raus“, sagt Poth. Mitte September soll es so weit sein.

Was sagen die Trainer zum geplanten Verkauf?
„Es gibt wohl keine andere Option“, sagt Wolfgang Figge, „sonst können wir hier bald dicht machen.“ Trainerin Jutta Mayer könnte sich „nur schwer von der Trainingsbahn trennen, aber damit wäre der Rennverein wohl auf lange Zeit gerettet. Das ändert aber leider nichts an den generellen Problemen des Galoppsports.“

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