Riem schlägt Daglfing

Während die Galopper zum Saisonstart mit 6000 Gästen zufrieden sein können, bröckelt bei den benachbarten Trabern (vor 600 Zuschauern) der Charme vergangener Jahrzehnte weg.
Julian Galinski |
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Aufgalopp in Riem - am Ostermontag.
Lajos-Eric Balogh Aufgalopp in Riem - am Ostermontag.

MÜNCHEN Auf die schlechte Nachricht genehmigte Norbert Poth sich erst einmal ein Glas Champagner: Aufgalopp in Riem, strahlender Sonnenschein – und dann das: „Mittag standen drei Leute vom Kreisverwaltungsreferat hier und haben gesagt, wir dürfen nicht mit Gas kochen“, sagt Poth. Immerhin gelang des dem Präsidenten des Riemer Rennvereins, eine vorübergehende Genehmigung zu verhandeln: also doch gegrillte Garnelen und Rinderfilet anstatt Wurstsemmeln.


Auf dem leuchtend grünen Rasen vor der Zielgeraden breiten Familien gerade ihre Picknickdecken aus, ein Pärchen macht es sich unter einem Sonnenschirm bequem. Poth blickt über die Bahn und nickt. „Wir können zufrieden sein", sagt er. 6000 Zuschauer sind es am Ende insgesamt, darunter laut Generalsekretär Rudolf Oster viele Erstbesucher. Ein gutes Ergebnis für den ersten Renntag, ohne sportliche Höhepunkte. Ein Fingerzeig, dass der Sport modern und lebensfähig ist, trotz der Hiobsbotschaften der jüngsten Tage, in denen über das baldige Ende des Galoppsports spekuliert wurde.


Nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt ziehen die Sulkys ihre Spuren auf dem staubigen Sand der Trabrennbahn Daglfing. Familien zieht es fast keine hier her und nur wenige junge Leute. Rund 600 Gäste sind es im Laufe des gesamten, typischen Renntags. Es scheint, als wäre nach dem Besuch Tscharlies in der legendären Fernsehserie „Münchner Geschichten“ aus den 70ern kaum mehr Besucher-Nachwuchs mehr aufgerückt.


Dass die Bahn in traurigem Zustand ist, wissen die Verantwortlichem beim Trabrenn- und Zuchtverein wohl. „Es sieht verlottert aus“, sagt Hannes Sporer, Vizepräsident des Vereins. Er und Präsident Max Stadler warten immer noch auf die Baugenehmigung für das neue Gelände in Maisach. „Vielleicht klappt es heuer“, hofft Sporer. Dem Verein stehen finanziell keine Mittel zur Verfügung, etwas zu unternehmen. Er ist vom Vermarkter Winrace abhängig. Den Daglfingern bleibt nichts anderes übrig als zuzuschauen, wie der Charme vergangener Jahrzehnte wegbröckelt.


Da klingt es fast höhnisch, dass in Riem das erste Rennen der Saison ein Trabrennen ist – und „Preis der Münchner Traberfreunde“ heißt. Denn Traberfreunde sind die Galopper ganz sicher nicht, die Präsidenten Poth und Stadler hatten sich vergangene Woche im Streit um parallel stattfindende Renntag heftig attackiert.

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