Riccos zweiter Streich

Riccardo Ricco hat sich auf der achten Etappe mit einem furiosen Antritt am Berg vom Peloton abgesetzt und seine zweite Etappe gewonnen. Mit Riccos Sieg könnten der Tour nach dem Dopingfall Beltran weitere Unannehmlichkeiten ins Haus stehen.
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Zweiter Tour-Etappensieg 2008: Riccardo Ricco
AP Zweiter Tour-Etappensieg 2008: Riccardo Ricco

Riccardo Ricco hat sich auf der achten Etappe mit einem furiosen Antritt am Berg vom Peloton abgesetzt und seine zweite Etappe gewonnen. Mit Riccos Sieg könnten der Tour nach dem Dopingfall Beltran weitere Unannehmlichkeiten ins Haus stehen.

Riccardo Ricco, der knapp 60 Kilogramm leichte Italiener, dessen Blutwerte nach Informationen der «L'Équipe» erhebliche Auffälligkeiten aufwiesen, rettete als Solosieger 1:17 Minuten vor dem Hauptfeld ins Ziel. Er hatte seine Flucht knapp 28 Kilometer vor dem Etappenende begonnen. Bei seinem bemerkenswerten Husarenritt hatte der diesjährige Zweite des Giro d'Italia den Zeitfahrspezialisten Sebastian Lang aus dem Team Gerolsteiner einen Kilometer vor dem Gipfel des letzten Anstiegs überholt. Der Erfurter hatte sich am Sonntag auch als kletterfest entpuppt und fuhr nach seiner knapp 30 Kilometer nach dem Start initiierten Attacke am Tagessieg und Bergtrikot nur knapp vorbei. «Schade, dass es nicht gereicht hat. Das ärgert mich ganz schön», sagte Lang.

Cadel Evans stürzt

Der Ausgang der 9. Etappe in Bagnères-de-Bigorre nach 224 Kilometern änderte unter den Favoriten nichts im Gesamtklassement, das nach wie vor der Columbia-Profi Kim Kirchen anführt. Der 30-jährige Luxemburger verteidigte am Sonntag sein Gelbes Trikot mit sechs Sekunden Vorsprung vor dem Australier Cadel Evans, der einen Sturz mit heftigen Abschürfungen verdauen musste. Stefan Schumacher vom Team Gerolsteiner, der sein Gelbes Trikot nach seinem Sturz von Super-Besse, wo Ricco am Donnerstag seinen ersten Etappensieg gefeiert hatte, so tragisch einbüßte, fiel mit jetzt 56 Sekunden Rückstand auf Kirchen auf den vierten Rang zurück.

Der Luxemburger fuhr am Sonntag den vierten Tag in Gelb. «Es ist toll, das Peloton anzuführen. Ich habe darauf mehr als zehn Jahre gewartet. Ein Traum wird wahr», fasste der er seine Freude noch einmal in Worte. Als er vor zweieinhalb Jahren zum Columbia- Vorgänger T-Mobile wechselte, war er eher ein Fahrer aus dem zweiten Glied.

Ausreißer Sebastian Lang

Vor der ersten Sprintwertung nach 29,5 Kilometern hatte sich am Sonntag eine dreiköpfige Spitzengruppe mit Sebastian Lang, Alexander Kuschinski (Bulgarien) und Nicola Jalabert (Frankreich) gebildet. Zeitweise hatten die Ausreißer über zehn Minuten Vorsprung vor dem Hauptfeld, in dem die Topfahrer offensichtlich vor allem die Pyrenäen-Etappe nach Hautacam am nächsten Tag im Kopf hatten. Über den Gipfel des Peyresourde auf 1569 Metern Höhe fuhr Lang mit 5:32 Minuten Vorsprung auf das Feld alleine. Kurz vor dem Gipfel hatte er sich von seinen Begleitern getrennt. Einen Kilometer vor dem Gipfel des Aspin, 30 Kilometer später, passierte ihn Ricco, der sich vom Feld mit einem Turboantritt abgesetzt hatte.

Etwa auf halber Strecke hatte Evans in einer Kurve bergab einen folgenschweren Sturz erlitten. Der Australier, der vor vier Jahren von seinem damaligen Teamchef Walter Godefroot zu T-Mobile-Zeiten wegen angeblich zu unsicherer Fahrweise für nicht Tour-würdig befunden wurde, verletzte sich am Ellenbogen, am Knie und an der Hüfte. Am Arm blutete er, seine Rennhose war zerfetzt. Aber offensichtlich erlitt Evans nur oberflächliche Blessuren, die er beim mobilen Tourarzt Gerard Porte («nichts Ernstes») behandeln ließ. Der Spanier Alejandro Valverde, der in den ersten Tourtagen gestürzt war, musste sich ebenfalls kurz versorgen lassen. Er erreichte das Ziel neben dem weiteren Favoriten Kirchen.

Montag steht Entscheidendes an

Richtig zur Sache unter den Tourfavoriten dürfte es in den Pyrenäen erst am Montag zugehen, wenn das Ziel der 10. Etappe in Hautacam auf 1520 Metern Höhe liegt. Dort hatte 1996 Toursieger Bjarne Riis, bei der Tour 2008 Chef des CSC-Saxo-Teams, die Etappe gewonnen. Der letzte Hautacam-Sieger Javier Otxoa aus Spanien, der bei einem Trainingsunfall seinen Zwillingsbruder Riccardo verlor und selbst so schwere Verletzungen erlitt, dass er heute nur noch eingeschränkt leben kann, nimmt dort am Montag die Siegerehrung vor. (nz/dpa)

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