Revolution gegen Woods
Der Golf-Superstar wird vor dem 38. Ryder Cup, bei dem er nur per Wildcard teilnehmen darf, von den Rivalen verspottet.
NEWPORT Martin Kaymer hat gut lachen. Zum ersten Mal darf Deutschlands bester Golfer beim Ryder Cup teilnehmen, dem traditionellen Golf-Turnier zwischen Alter gegen Neuer Welt, in dem sich die zwölf besten europäischen Golfer gegen die besten amerikanischen messen. „Hier teilzunehmen, ist ein Traum, den ich mir unbedingt erfüllen wollte. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, ich bin wirklich stolz. Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt“, sagte Kaymer, ehe er sich zum gemeinsamen Teamdinner mit Prinz Charles aufmachte.
Europas aktuelle Nummer eins Kaymer soll von Freitag bis Sonntag im walisischen Newport seinen Beitrag leisten, damit der seit 1927 vergebene Goldpokal seines Spenders Samuel Ryder, eines britischen Samenhändlers, wieder in Europa bleiben darf. Das Ziel für das Team Europa formuliert Kapitän Colin Montgomerie unmissverständlich: „14, 5 Punkte, das ist mein Job.“ Soviele Zähler braucht Europa, um dem US-Team um die Routiniers Tiger Woods, Phil Mickelson und Jim Furyk den Cup wieder abzujagen.
Den Amerikanern reichen dagegen 14 Punkte zur erfolgreichen Titelverteidigung.
Aber die Stimmung im US-Team ist derzeit ziemlich angespannt. Und das liegt vor allem an: Tiger Woods. Der Superstar der Szene, sieht sich nach seinen zahlreichen Sex-Affären und wegen seines Form-Tiefs unverfrorenen Attacken auch aus der Golf-Welt ausgesetzt. Ganz offen probt die Szene mittlerweile eine Rebellion gegen seinen Herrscher. Als Anführer der Revolution betätigte sich der erst 21 Jahre alte Nordire Rory McIlroy, der mit einer Majestätsbeleidigung vor dem 38. Ryder Cup Öl ins Feuer goss. „Ich würde in seiner augenblicklichen Form gerne gegen Tiger spielen, auch alle meine Teamkollegen würden sich momentan gute Chancen ausrechnen“, sagte der Weltranglistenneunte provokativ.
Die Sexaffären, die folgende Scheidung und eine ausgewachsene Formkrise haben aus dem überirdischen Woods einen angreifbaren Menschen gemacht, der sich im Vorfeld des Ryder Cups ungewohnten Situationen ausgesetzt sieht. Welchen Stellenwert der Ryder Cup für ihn als normalen Golfer habe, wo er doch keine Majors und auch keine anderen Turniere mehr gewinne, wurde Woods etwa gefragt.
Tatsächlich konnte sich Woods sportlich erstmals seit 1997 nicht für den Ryder Cup qualifizieren. Doch Teamkapitän Corey Pavin gab ihm eine der vier Wildcards. „Es ist sehr schön für mich, wieder im Team zu sein. Ein Sieg für uns wäre für mich großartig. Ich werde versuchen, so viele Punkte wie möglich zu machen“, sagte Woods, der allerdings eine für ihn nur bescheidene Bilanz aufweisen kann. In 25 Ryder-Cup-Duellen holte er nur 11 Punkte.
Woods reagierte auf die Angriffe des Europäers und der Medien verhalten. Er keifte nicht zurück – im Gegenteil: „Ich würde gerne gegen McIlroy spielen“, sagte er, und bedankte sich artig für den freundlichen Beifall der Fans, den er bei seiner Ankunft am Green erhalten hatte. Rückendeckung im Fall McIlroy hat Woods auch von seinem Teamkapitän erhalten. „Leute, die in der Vergangenheit solche Sachen zu Woods gesagt haben, haben dies meist anschließend bedauert. Wenn die beiden gegeneinander spielen, wird es sehr kurzweilig sein. Für mich wäre es eine Freude“, sagte Pavin. Wohl nicht nur für ihn. fil
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