Reuters hohe Ziele

Die Löwen haben die Saison gerade als Tabellenelfter abgeschlossen - in der 2. Liga: Da wirkt die Europapokal-Prämie für 1860-Manager Stefan Reuter besonders aberwitzig. Wie also kam diese Klausel zustande?
von  Abendzeitung
Sponsoren-Pflege auf der Isar: 1860-Geschäftsführer Stefan Reuter bedankt sich vor einer gemeinsamen Floßfahrt bei den 1860-Geldgebern.
Sponsoren-Pflege auf der Isar: 1860-Geschäftsführer Stefan Reuter bedankt sich vor einer gemeinsamen Floßfahrt bei den 1860-Geldgebern. © Rauchensteiner/Augenklick

Die Löwen haben die Saison gerade als Tabellenelfter abgeschlossen - in der 2. Liga: Da wirkt die Europapokal-Prämie für 1860-Manager Stefan Reuter besonders aberwitzig. Wie also kam diese Klausel zustande?

MÜNCHEN Es gibt trotz allem auch heitere Stunden beim TSV 1860. Etwa am Freitag, als die Löwen mit ihren Sponsoren eine fröhliche Floßfahrt auf der Isar unternommen haben. Die Klub-Abordnung war zünftig in Tracht erschienen, und vor dem Start hielt Sportdirektor Stefan Reuter via Megaphon eine kurze Rede: „Wir wollen heute einen schönen Tag verbringen, als Dankeschön für Ihre Treue.“

Freilich gibt es doch ein bisschen Aufregung. Um Reuter (41) und seinen Vertrag. Die AZ hat am Freitag exklusiv berichtet, dass der Kontrakt eine Klausel enthält, wonach Reuter 250000 Euro Prämie erhält, falls 1860 in die Champions League einzieht. Eine Vereinbarung, die aberwitzig anmutet, schließlich haben die Löwen die Saison gerade als Tabellenelfter abgeschlossen – in der Zweiten Liga. Wie also kam diese Klausel zustande?

Reuter selbst war für die AZ für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Wohl aber der Mann, der den Manager im Januar 2006 eingestellt und ihn mit einem Vertrag bis 30. Juni 2009 ausgestattet hat: Karl Auer. Der damalige 1860-Präsident hatte Reuter als Nachfolger des glücklosen Roland Kneißl installiert. Auer (60) sagt nun, er könne sich an die seltsame Vertragsklausel „nicht mehr erinnern, das ist ja schon über zwei Jahre her“.

Unter Auers Nachfolger Alfred Lehner stieg Reuter dann vom Manager zum Geschäftsführer auf. „Wir wollten, dass Reuter mehr Kompetenzen bekommt“, sagt Lehner. „Wir haben die Papiere von Karl Auer übernommen und sie dann in einen Geschäftsführer-Vertrag umgewandelt.“

An der Champions-League-Klausel habe er sich nie gestört, sagt Lehner, der ehemalige Landesbank-Chef, zur AZ: „Wir sahen keinen Anlass, die Prämie rauszunehmen. Wir haben ganz bewusst auf einen leistungsbezogenen Vertrag gesetzt. Für Reuter ist so ein Vertragspunkt ja ein schöner Ansporn. Er ist eben ein Sportler, der sich hohe Ziele gesetzt hat.“ Und: „Wir wissen doch, was man in der Champions League verdienen kann.“ Neben einem Startgeld von 4,4 Millionen Euro pro Klub gibt es von der Uefa 600000 Euro für jeden Sieg in der Gruppenphase. Lehner: „Mit einer Qualifikation hätte sich auch Reuter eine kleine Prämie verdient. Aber leider sind wir von der Champions League ganz weit weg.“

Die sportliche Stagnation der Löwen hat Reuters Standing intern offenbar nicht nachhaltig geschadet. So sagt Christian Ude, Oberbürgermeister und 1860-Aufsichtsratsmitglied, über Reuter: „Er gehört zu den ganz erfreulichen Akteuren, die immer für den Verein eingestanden sind und nie Streit vom Zaun gebrochen haben. Er ist ein großer Sympathieträger, in sämtlichen Fangruppen und auch bei den Sponsoren. Eine der zentralen positiven Persönlichkeiten bei 1860.“

O. Griss, Th. Klein, F. Kinast

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