Rennen in Spa: Vettel als neuer Ice-Man
Spa - Mal raspelkurz, dann in wilden Locken vom Kopf abstehend, dann als fünfter Beatle mit Pilzkopf: Sebastian Vettel überraschte den Vollgas-Zirkus der Formel 1 immer wieder mit verschiedenen Frisuren. Doch so blond, wie der 26-jährige Serien-Weltmeister sich derzeit in Spa vor dem letzten Europa-Rennen der Saison am Sonntag (14 Uhr, RTL und Sky live) zeigt, war Vettel noch nie! „Nur die Sonne”, wiegelte der fast weißblonde Vettel ab, der Schopf sei während des Sommer-Urlaubs auf natürliche Weise ausgebleicht worden.
Überhaupt präsentierte Vettel sich gut erholt und bester Laune nach der vierwöchigen Sommerpause. Der vierte Titel in Serie ist schließlich beinahe schon zum Greifen nah. 172 Punkte hat er nach zehn von 19 Rennen schon gewonnen, er hat bereits 38 Punkte Vorsprung auf Kimi Räikkönen, der seine Medientermine am Donnerstag absagte – der Ice-Man sei krank, teilte sein Rennstall Lotus mit. Ferrari-Star und Vettels ewiger Rivale Fernando Alonso liegt schon mit 39 Zählern hinten – und Vettel war in der zweiten Saisonhälfte bisher immer noch stärker gewesen als im Frühling und Sommer.
So gut gelaunt war Vettel, dass er sogar, was bei ihm sonst kaum vorkommt, Fragen zu seinem Privatleben beantwortete. Ob Dauer-Freundin Hanna Prater und er schon bereit seien, Eltern zu werden, wurde er gefragt. „Im besten Fall dauert es nicht zu lange, den Job hinzukriegen”, sagte Vettel grinsend. Kann also noch werden.
Auch die neuesten Sticheleien Alonsos wisch Vettel grinsend und souverän beiseite. „1280 Kilometer auf dem Rad, 96 Kilometer laufend, 21 Kilometer schwimmend sowie 16 Stunden im Fitnessraum und 30 im Simulator”, hatte Alonso am Mittwoch via Twitter sein zugegeben beeindruckendes August-Fitnessprogramm kommuniziert. „Ich bin nicht Teil des exklusiven Clubs”, sagte Vettel einfach, der weder bei Facebook noch bei Twitter ist. Und dann nur: „Auch ich habe im Urlaub trainiert.”
Das wichtigste Thema in Spa aber ist die Frage nach Vettels Teamkollegen für die kommende Saison. Vettels Intimfeind Mark Webber zieht es ja ins Sportwagen-Programm von Porsche, unter der Woche erklärte Räikkönens Management, dass sich der Wechsel des finnischen Vettel-Kumpels zu Red Bull zerschlagen hätte. Vettels Reaktion: „Wäre es Kimi geworden, hätte mir das gefallen. Jetzt wird es eben nichts. Aber er ist jung, ich bin jung, es kann also noch viel passieren. Man sollte niemals nie sagen."
Red-Bull-Teamchef Christian Horner dagegen wollte nicht ausschließen, dass Räikkönen doch noch 2014 schon zu Red Bull stoßen könnte. „Ich kann ihnen das nicht sagen", wiederholte er immer wieder schmunzelnd: „Fest steht nur: Wir haben uns noch nicht entschieden.” Der Cockpit-Poker um den freien Platz neben dem Weltmeister geht in die Verlängerung, denn Red Bull will die höchst wahrscheinliche Verpflichtung von Youngster Daniel Ricciardo noch nicht bestätigen. „Es gibt mehr Möglichkeiten, als die Leute denken. Viele haben Interesse an dem Cockpit", sagte Horner. Auch Alonso hat sich schon angeboten.