Reise ins Ungewisse

Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann sucht nach Lösungen – doch jetzt muss er sich erstmal auf einen lange Dienstreise machen und für den FC Bayern in Japan werben.
von  Abendzeitung
Bastian Schweinsteiger weiß seit der letzten Japan-Reise 2006, dass er auch Fans in Japan hat.
Bastian Schweinsteiger weiß seit der letzten Japan-Reise 2006, dass er auch Fans in Japan hat. © Bongarts/Getty Images

Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann sucht nach Lösungen – doch jetzt muss er sich erstmal auf einen lange Dienstreise machen und für den FC Bayern in Japan werben.

MÜNCHEN Begeistert wäre wohl kein Bundesliga-Trainer. Am Dienstag muss Jürgen Klinsmann mit den Bayern nach Japan, nach Saitama. Tokios Millionen-Vorort ist die Heimatstadt der Urawa Red Diamonds. 10000 Kilometer einfach – ein weiter Weg für ein Testspiel am Donnerstag (12.30 Uhr, N24 live). Klinsmann sagte nach dem 0:0 in Köln: „Nach vier Wochen Vorbereitung kriegen die Spieler Montag frei, dann düsen wir nach Tokio.“ Was flapsiger klang, als es ihm zumute war. Er meinte weiter: „Dieses Spiel wurde ausgemacht, da war ich noch nicht da. Das wird ein kleiner Schlauch, aber wir ziehen das durch.“

Es bleibt ihm nichts anderes übrig, Urawa ist Kooperationspartner der Bayern – und benötigte einen repräsentativen Spielpartner fürs Jubiläum „100 Jahre Fußball in Saitama“. Und so tritt Klinsmann die Reise ins Ungewisse an. Denn die Partie gegen die „Roten Diamanten“ dient nur der Marketingabteilung. Auch das Köln-Spiel „hat keine wichtigen Erkenntnisse“ (Klinsmann) vor dem ersten Pflichtspiel am 10. August, dem DFB-Pokal-Spiel in Erfurt, gebracht. Erkenntnisse über...

DAS SPIELSYSTEM

Klinsmann übt, obwohl die Stars nach der EM grüppchenweise eingetrudelt sind, Systeme ein. Sicher ist er sich bislang darüber, „dass wir mit mindestens zwei Stürmern spielen, denn selbst dann wird bei unseren Klassestürmern immer einer sauer sein“ (Klinsmann). Geprobt hat der Chefcoach ein 4-4-2, ein 3-5-2 und ein 3-4-1-2. Was das bedeutet? Eine Viererkette im Mittelfeld, davor eine hängende und zwei echte Spitzen. Mark van Bommel: „Der Trainer will, dass wir flexibel sind.“ So richtig funktioniert hat’s nicht. Dazu meinte Zé Roberto: „Ich weiß noch nicht, welches System wir spielen – ob 4-4-2, 2-2-2-2-2 oder 1-1-8.“

DIE STURM-MISERE

Lukas Podolski zeigte beim „Heimspiel“ in Köln gute Ansätze, vergab aber die beste Bayern-Chance. Miroslav Klose leidet wie Luca Toni am EM-Kater. Und um den Italiener kann sich Klinsmann womöglich diese Woche nicht persönlich kümmern. Wegen Wadenproblemen ist fraglich, ob er mit nach Japan fliegt.

DEN RIBÉRY-ERSATZ

Klinsmann selbst weiß noch nicht, wie er Superstar Franck Ribéry, der bis Mitte September ausfällt, ersetzen soll. Zuletzt gab Toni Kroos die Ideen. Mit Erfolg. Als er beim 1:2 in Dortmund in Halbzeit zwei eingewechselt wurde, kam Schwung ins Spiel. „Ich bin ganz zufrieden mit mir“, sagte Kroos. Lob von Klinsmann gab es auch: „Toll zu sehen, wie sich der Junge entwickelt.“ Was auch der DFB so sieht und ihm als bestem Nachwuchsspieler am 21. August die Fritz-Walter-Medaille in Gold verleihen wird.

Jochen Schlosser

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