Der Österreicher Hannes Reichelt gewinnt auf der legendären Streif und erlöst eine ganze Ski-Nation. Bode Miller ist frustriert.
Kitzbühel - Es
lag ein nervöses Schweigen über dem heiligen Berg der Österreicher, als die Ski-Nation zum Starthaus blickte.
O
ben stand Hannes Reichelt, ein in die Jahre gekommener Ski-Rennläufer mit Rückenproblemen, der erst einmal in seinem Leben eine Abfahrt gewonnen hatte – und dieser Hannes Reichelt musste es jetzt richten.
Aksel Lund Svindal, der Weltmeister aus Norwegen, führte bei der Weltcup-Abfahrt von Kitzbühel, Reichelt war der letzte aussichtsreiche Österreicher – und er war schnell. Aus dem Schweigen wurde bald ein Grummeln, das sich schnell zu Euphorie auswuchs. Und dann, als Reichelt die Ziellinie überquerte, die Explosion: Erster! Sieger!
„
Unglaublich, einfach nur geil. Es gibt für einen Österreicher nichts Schöneres
“
, sagte der 33-Jährige wenige Minuten nach seinem Husarenritt über die berühmt-berüchtigte Streif, mit dem er zwei Wochen vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi eine ganze Ski-Nation erlöste.
Svindal blieb Rang zwei, Bode Miller (USA) wurde Dritter.
„Platz zwei hier“, meinte Svindal, „ist nicht so schlecht. Ich bin nicht so enttäuscht wie Bode.“ Der Amerikaner hatte beim einzigen Training eine Zeit vorgelegt, die im Rennen niemand unterbot. Als es darauf ankam, unterlief Miller aber auf der Seidlalm ein „dummer Fehler“, wie er schimpfte. „Das bricht mir das Herz, ich fühle mich beschissen“, sagte Miller, der die Streif noch nie gewinnen konnte.
Und auch beim Super-G am Sonntag reichte es für ihn nicht zum Sieg: Miller wurd Zweiter hinter dem Schweizer Didier Defago.
Den Österreichern war’s egal, die Abfahrt ist schließlich wichtiger.
Acht lange Jahre hatte
das Land
nach dem Triumph von Michael Walchhofer auf einen Sieg beim wichtigsten Weltcup-Rennen warten müssen.
B
ei der abendlichen Siegerehrung vor Tausenden von Landsleuten kämpfte
Reichelt
mit den Tränen – und verlor.
„
Das ist einer der größten Momente meiner Karriere
“
, sagte
er
ergriffen.
„W
enn du hier als Österreicher gewinnst, wirst du zur Legende
.“