Interview

Regina Halmich in der Ruhmeshalle: "Welch Ehre! Mir fehlen die Worte"

Als erst zweite Deutsche nach Max Schmeling ist Box-Queen Regina Halmich in die Ruhmeshalle aufgenommen worden. Exklusiv in der AZ spricht sie über die Zeremonie, große Emotionen und Tränen.
Matthias Kerber
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Regina Halmich bekam ihre eigene Ehren-Plakette.
Regina Halmich bekam ihre eigene Ehren-Plakette. © privat

München - AZ-Interview mit Regina Halmich: Die deutsche Box-Queen war von 1995 bis zu ihrem Karriereende 2007 Box-Weltmeisterin. Am Sonntag wurde sie als erst zweite Deutsche nach Max Schmeling in die internationale Ruhmeshalle des Boxsports in Canastota aufgenommen.

AZ: Frau Halmich, jetzt darf man Sie, die Pionierin des Frauenboxens, auch offiziell in einem Atemzug mit Max Schmeling nennen. Sie wurden am Wochenende als erst zweite Deutsche nach dem unvergessenen Schmeling in die internationale Ruhmeshalle des Boxens aufgenommen.
REGINA HALMICH: Das ist dann doch zu viel der Ehre. Was Schmeling, der als einziger Deutscher Weltmeister im Schwergewicht war, erreicht und geleistet hat, ist einzigartig, unvergleichlich. Niemand sollte in einem Atemzug mit ihm genannt werden. Aber ich bin unglaublich stolz, dass mir diese Ehre nun widerfahren ist. Jeder Einzelne, der es geschafft hat, in die Ruhmeshalle aufgenommen zu werden, hat eine besondere Geschichte geschrieben. Jetzt darf ich mit meiner besonderen Geschichte ein Teil davon sein. Ich kann nur sagen: Welch Ehre! Mir fehlen die Worte!

Regina Halmich: "Ich wurde von Fans empfangen, das war Wahnsinn"

Selbst wenn die Worte fehlen, die Sprache hat es Ihnen zum Glück nicht verschlagen.
(lacht) Es war eine unvergessliche Zeit. Mit all diesen Legenden des Sports, den ich so liebe, beim Bankett zu sitzen, die Anerkennung zu kriegen, um die ich so lange, so hart hatte kämpfen müssen, war ganz besonders. Für mich hat sich mit der Aufnahme in die Ruhmeshalle ein Kreis geschlossen. Es war sehr, sehr emotional. Ich kann nur jedem Einzelnen danken, der an mich geglaubt hat. Wenn man seine Träume leben darf, ist man am Ziel. Und ich habe meinen Traum gelebt.

"Die Parade im Autokorso durch die Straßen, das war Gänsehaut pur"

Was war für Sie der insgesamt emotionalste Moment?
Schwer zu sagen, denn es waren durchgehend so viele Emotionen. Allein, als ich am Flughafen in New York angekommen bin, wurde ich von Fans empfangen, das war Wahnsinn. Ich habe ja meine Karriere fast ausschließlich in Deutschland gekämpft, und trotzdem wurde ich in Amerika gefeiert.

Die Frau mit dem Ruhmeshallen-Ring: Die deutsche Box-Queen ist als erst zweite Deutsche nach Max Schmeling in die internationale Ruhmeshalle des Boxens aufgenommen worden.
Die Frau mit dem Ruhmeshallen-Ring: Die deutsche Box-Queen ist als erst zweite Deutsche nach Max Schmeling in die internationale Ruhmeshalle des Boxens aufgenommen worden. © privat

Die Parade im Autokorso durch die Straßen, das war Gänsehaut pur. Ich bin mit der typischen deutschen Zurückhaltung und Bescheidenheit nach Amerika gereist. So nach dem Motto, hoffentlich kennt mich jemand. Aber die Amis sind da völlig anders, da ist man nicht zurückhaltend, sondern stolz auf das, was man erreicht hat. Diese Zurückhaltung habe ich dann auch mal für ein Wochenende abgelegt und habe es einfach nur genossen. Der Alltag, wenn man wieder Blödes erlebt, kommt ja früh genug. (lacht) Aber wenn Sie mich nach dem emotionalsten Moment fragen, dann gab es eigentlich zwei.

Regina Halmich und der Ritterschlag der besonderen Art

Die da wären?
Zum einen, als ich zu Laila Ali hingegangen bin...

Der Tochter von Jahrhundert-Boxer Muhammad Ali, die selber Weltmeisterin war und schon in der Ruhmeshalle ist.
Genau. Ich habe mich ihr vorgestellt: "Hallo, du kennst mich wahrscheinlich nicht, aber ich bin die Boxerin aus Deutschland." Sie hat mich verwundert angeschaut: "Natürlich kenn ich dich und weiß, wer du bist. Ich habe deine Karriere genau verfolgt." Das war fast wie ein kleiner Ritterschlag,

Regina Halmich über Floyd Mayweather: "Da hatte ich auch meinen Fanmoment"

Und der zweite Moment?
Die Rede von Floyd Mayweather, der ja nicht nur einer der besten Boxer aller Zeiten ist, sondern auch einer der reichsten. Als er ankam, war das eine einzige Inszenierung. Er ist mit 20 Bodyguards einmarschiert, dass man ihn kaum gesehen hat. Er war völlig unnahbar. Aber als es zum Bankett ging, war er emotional so berührt, dass er geweint hat. Er war nicht der Einzige, der mit den Tränen zu kämpfen hatte. James Toney, Roy Jones jr. ging es genauso - und mir auch. (lacht) Später war Mayweather wie ausgewechselt, er war echt superfreundlich. Er ist zu mir hergekommen, hat mir gratuliert, mich in den Arm genommen. Da hatte ich auch meinen Fanmoment und habe ihn gefragt, ob ich ein Foto mit ihm machen darf. Und er sagte: "Natürlich, sehr gerne."

Regina Halmich: "Der Alltag hat mich schnell genug wieder"

Dabei ist Mayweather dafür berüchtigt, dass er sich Fotos mit sich teuer bezahlen lässt.
Ich kann versichern, dass ich nicht die 2.000 Dollar zahlen musste, die er sonst angeblich aufruft. (lacht)

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Und haben Sie auch den Souvenirstand der Hall of Fame kräftig geplündert?
(lacht) Nicht ganz. Ich habe nur zwei T-Shirts gekauft, das Programm mitgenommen. Ansonsten habe ich meinen Ring, den ich für die Aufnahme erhalten habe. Und viele unvergessliche Erinnerungen, die ich sicher mit ins Grab nehmen werde. Aber ich habe mich entschieden, mich ein bisschen mit Shopping in New York zu belohnen - und Touri-Zeug zu machen. Eine Schifffahrt zur Freiheitsstatue etwa. Das muss jetzt schon einfach sein. Wie gesagt: Der Alltag hat mich schnell genug wieder.

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