Rebensburg: "Eine Medaille ist mein Ziel"
München - Viktoria Rebensburg im AZ-Interview: Die 28-Jährige aus Kreuth war 2010 Olympiasiegerin und 2015 Vize-Weltmeisterin im Riesenslalom. Am Wochenende geht sie bei den beiden Super-G-Rennen in Val d’Isère an den Start.
AZ: Frau Rebensburg, nach einer durchwachsenen Vorsaison, als Sie keinen Weltcup-Sieg feierten und eine WM-Medaille verpassten, sind Sie zu Beginn dieser Olympia-Saison in bestechender Form und haben von Ihren ersten sechs Rennen zwei gewonnen sowie drei weitere Top-Ten-Plätze eingefahren. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum es dieses Jahr so viel besser läuft?
VIKTORIA REBENSBURG: In diesem Sommer hatte ich endlich wieder eine, ich nenne es einmal, normale Vorbereitung. Sprich: Die Skitage, die ich geplant hatte, habe ich auch durchziehen können, es kamen keine Verletzungen oder schlechtes Wetter dazwischen. Voriges Jahr hatte ich im Riesenslalom vor Saisonstart sechs Schneetage, dieses Mal waren es 23 oder 24. Die vielen Trainingstage haben mir echt gutgetan.
Gibt es noch weitere entscheidende Faktoren?
Natürlich war die letzte Weltmeisterschaft für mich kein leichter Moment, das war einfach enttäuschend. Da wo ich jetzt bin, ist ein Resultat aus diesen Tagen in St. Moritz. Ich habe mir viele Gedanken gemacht: Was kann ich verändern, was kann ich optimieren? Gleich nach der Saison bin ich zum Beispiel für zwei Wochen nach Norwegen zum Training gefahren.
Nun wecken die Erfolge in der Frühphase der Saison sicherlich Begehrlichkeiten für Olympia. Eine Medaille dürfte Ihr klares Ziel sein.
Olympia ist momentan für mich noch nicht wirklich präsent. Ich schaue von Rennen zu Rennen und versuche die Dinge umzusetzen, die ich mir vorgenommen habe. Natürlich will jeder, der in der Weltspitze dabei ist, bei Olympia eine Medaille – das ist auch mein Ziel.
Felix Neureuther fällt nach seinem Kreuzbandriss verletzt aus, er wird bei Olympia fehlen. Haben Sie mit ihm gesprochen?
Ich habe ihm nach seiner Verletzung gleich geschrieben. Und ich habe ihn bei der Behandlung im Osteozentrum am Schliersee getroffen, wo er seine Reha machte. Er war sehr motiviert und voller Tatendrang. Für ihn tut es mir sehr leid. Er hat ja selber gesagt, dass er der beste Neureuther seit Jahren sei. Da ist die Verletzung natürlich doppelt bitter.
Durch Neureuthers Fehlen liegt noch mehr Aufmerksamkeit auf Ihnen. Ist das ein zusätzlicher Druck oder eher Ansporn?
Die Situation ist nicht neu für mich, damit kann ich ganz gut umgehen. Am Tag x, wenn’s drauf ankommt, bin ich bei mir. Da spielt es dann keine Rolle mehr, wer sonst noch am Start ist. Es ist sowieso unglaublich, was bei den deutschen Männern und Frauen passiert. Echt cool, wie der Deutsche Skiverband dasteht.
Vergangene Woche hat der Tod von Nachwuchsskifahrer Max Burkhart die Ski-Welt erschüttert, einige Wochen vorher ist der französische Abfahrer David Poisson tödlich verunglückt. Wie haben Sie das erlebt?
Es hat mich extrem traurig gemacht und erschüttert, was da passiert ist. Für die Familien und Hinterbliebenen tut es mir sehr leid. Das ist ein schwerer Schicksalsschlag.
Machen Sie solche Nachrichten nachdenklicher oder vorsichtiger auf der Piste?
Nein. Eigentlich nicht. Ich kenne die Umstände nicht genau, aber man hört immer heraus, dass es bei beiden eine Verkettung höchst unglücklicher Umstände war, die zu solch schweren Folgen geführt hat. Prinzipiell bin ich der Meinung, dass die Sicherheitsvorkehrungen auf dem höchsten Standard sind, speziell im Weltcup.
Als abschließende Frage: Weihnachten steht vor der Tür. Wie und wo werden Sie feiern?
Wir feiern bei uns daheim am Tegernsee bei meinem Onkel. Da kommt die ganze Familie zusammen: Oma, Onkel, Tanten, Cousinen, Geschwister, Eltern. Schön, wenn man wenigstens für ein paar Stunden wieder alle sieht und eine schöne Zeit mit seinen Liebsten verbringen kann. Viel Zeit bleibt mir aber nicht, weil ich am 25. Dezember meistens schon wieder weiterreisen muss.
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