Raphael Holzdeppe im Interview: Bayern-Fan und Skifahrer
Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe ist von den Lesern der Abendzeitung Münchens Sportler des Jahres gewählt worden. Hier spricht er über die Bedeutung von Normalität, sein Faible für das Skifahren und das große Ziel für 2014.
Herr Holzdeppe, Sie dürfen sich mit einem weiteren Titel schmücken: Münchens Sportler des Jahres 2013, die AZ-Leser haben Sie gewählt!
RAPHAEL HOLZDEPPE: Ein großes Dankeschön an die Leser hierfür!
2012 war mit Olympia-Bronze schon groß. Aber 2013 war noch größer, oder?
Jeder Sportler hat den Traum, einmal bei den Olympischen Spielen eine Medaille zu holen, den habe ich mir erfüllt. Aber 2013 Weltmeister zu werden, das hat das noch einmal getoppt!
Was ist Ihre eindrücklichste Erinnerung von der WM?
Genau die Szene, als mein Konkurrent Renaud Lavillenie springt, als sich entscheidet, ob die Stange fällt oder nicht. Das war der nervenaufreibendste Moment meiner Karriere!
Sie haben in Moskau die 5,89 Meter bewältigt – aber wer hat noch Anteil an diesem Titel?
In erster Linie mein Trainer, Chauncey Johnson, mit dem ich jeden Tag mehrere Stunde verbringe, der mich coacht und mich mitreißt. Aber auch mein gesamtes Umfeld, meine Familie und meine Freude. Die brauche ich. Sich jeden Tag 24 Stunden nur auf Sport zu konzentrieren – das geht nicht. Ein bisschen Ablenkung tut da gut. Ich bin zwar erst 2012 nach München gezogen, aber mittlerweile habe ich mir auch hier einen kleinen Freundeskreis aufgebaut.
Und wie verbringen Sie dann am liebsten Ihre Zeit hier in München?
Mit den ganz normalen Dingen, die ein 24-Jähriger so macht (lacht): Mal Essen gehen, ins Kino, an einem freien Wochenende die Stadt erkunden. Und dann ist auch der Sport kein Thema. Ich genieße dann die Normalität. Zurück auf der Anlage bin ich dann wieder voll da.
Wie ist das als Weltmeister? Ist das eine Bürde – oder zusätzliche Motivation für 2014?
Ich will es dieses Jahr mindestens genauso gut machen wie letztes. Motivationsprobleme habe ich da keine. So ein großer Titel bringt einen auch auf den Geschmack, wenn man merkt: Ich kann die Weltspitze bezwingen. Und das will ich die nächsten Jahre weiter tun.
Springen Sie dieses Jahr die sechs Meter?
Das ist der Traum jedes Stabhochspringers, das haben noch keine 20 Athleten in der Geschichte unseres Sports geschafft. Ich habe mich schon daran versucht – ganz geklappt hat es aber noch nie. Vom Potential ist es drin, da bin ich mir sicher. 2014 will ich das schaffen. Aber Stabhochsprung ist eine sehr komplexe Sportart, kein Sprung gleich dem anderen. Die Kunst ist, gute Sprünge immer und immer wieder abzuliefern.
Und dafür schuften Sie an Ihrem Arbeitsplatz, der Werner-von–Linde-Halle im Olympiapark.
Genau, dort bin ich jeden Tag.
Werden Sie – als Sommerathlet – eigentlich bei den Olympischen Winterspielen auch mal reinschauen?
Auf jeden Fall! Mich faszinieren besonders die alpinen Speed-Disziplinen. Ich fahre selbst gerne Ski und staune immer, welche Geschwindigkeiten die Sportler auf den steilen Pisten drauf haben.
Sie stammen aus Kaiserslautern – nicht unbedingt eine Ski-Gegend.
Ich war öfters mit der Schule in den Alpen, oder mit meinen Eltern. Und ich bin natürlich froh, dass jetzt in München öfter mal ein Ski-Kurzurlaub drin ist.
Haben Sie dabei keine Angst vor Verletzungen?
Nein, da habe ich keine Sorge. Ich passe schon auf, dass ich nicht übermütig werde und gehe kein Risiko ein.
Wie steht’s bei Ihnen eigentlich mit Fußball? Sie müssten ja der Herkunft nach eigentlich Lautern-Fan sein.
Also, eigentlich bin ich Bayern-Fan. Das durfte ich nur nie zugeben, als ich noch dort gewohnt habe. Gut, dass ich jetzt auch in dieser Hinsicht in der richtigen Stadt bin.
- Themen:
- Olympische Winterspiele
- Skisport